Marsberg. Kinder leiden besonders unter Folgen der Corona-Pandemie. Ein Kinder-und Jugendpsychotherapeut aus Marsberg gibt Eltern Rat.

Die Krise hat vieles in Brand gesetzt. Besonders da, wo vor der Pandemie schon ein Feuer loderte. Homeoffice, der Wegfall der Arbeit, finanzielle Sorgen: All diese Punkte haben die Situation in vielen Familien, die Kinder-und Jugendpsychotherapeut Franz-Josef Koch aus Marsberg betreut, enorm belastet. Vor allem dort, wo negative Verhaltensmuster bereits vorhanden waren, wird die Situation zu einem echten Problem. Der Grund dafür, dass sich Verhaltensmuster verschiedenster Prägungen manifestieren, ist dabei ein vollkommen menschliches Bedürfnis.

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Die Schule findet nur am Bildschirm statt, Treffen mit den Freunden verboten. Papa ist arbeiten, Mama dagegen nicht. Corona hat ihr den Job gekostet, bis auf weiteres kann sie ihrem Beruf nicht nachgehen. So oder so ähnlich sieht für viele Kinder und Jugendliche in Deutschland der Alltag in den vergangenen 18 Monaten aus. Gerade in einer Zeit, in der junge Menschen für ihr gesamtes Leben geprägt werden, ist vieles was die Kinder und Jugendliche positiv prägen kann weggebrochen. Und das ist nicht für alle Kinder eine Situation, die ihnen zu wünschen ist.

Kinder sind oft allein mit ihren Sorgen

Franz-Josef Koch ist Kinder-und Jugendpsychotherapeut aus Marsberg.
Franz-Josef Koch ist Kinder-und Jugendpsychotherapeut aus Marsberg. © Fabian Vogel | Fabian Vogel

Denn gerade in der Krise fühlen sich die Menschen mit der Bewältigung der Lebenssituation überfordert, was häufig zu negativem Stress und psychischen Störungen führt. „Da Kinder und Jugendliche in der Entwicklungsphase sind, fühlen sie sich besonders stark allein mit sich und ihren Sorgen“, sagt Franz-Josef Koch. Er beschäftigt sich als Therapeut für Kinder und Jugendliche mit diesen Sorgen, den Nöten und den Problemen der Heranwachsenden. In der Pandemie haben gerade die es besonders schwer.

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Während das eine Kind kaum zu bändigen ist, sitzt das nächste Kind ruhig auf der Couch. „Durch Corona und andere Krisen werden die gelernten Verhaltensmuster verstärkt angewendet was dann zur Verhaltensstörung führen kann“, sagt Koch. Dabei sind diese Verhaltensmuster eher als normale Reaktion zu betrachten, die Menschen in ihrer jeweiligen Sozialisation entwickelt haben, um Stress zu reduzieren.

Folgen der Isolation

Geld, Job, Perspektive? In der Krise ist davon bei vielen Menschen nicht viel übriggeblieben. Kinder und Jugendliche sind mit der Gestaltung ihres Tages dabei oft auf sich alleine gestellt – und tun dann am liebsten das, wozu sie ohnehin schon neigen.

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Das kann zu einem Problem werden. Laut Franz-Josef Koch sind Essstörungen, Depressionen oder Panikattacken die Folgen, die bei vielen Kindern und Jugendlichen in den vergangenen anderthalb Jahren vermehrt auftraten.

Die Kompensationen fehlen

Zusätzlich wird der Druck innerhalb einer Familie groß, da Kompensationsmöglichkeiten weggebrochen sind. Für den einen ist das der Beruf, für den nächsten das regelmäßige Treffen im Verein. Der gesammelte Druck innerhalb der Krise muss aber abgebaut werden. Während Corona bleibt da oft nur die Familie als Ventil. „Dass das nicht jedes Familiensystem auf die Dauer aushält und dadurch irgendwann instabil wird, ist dann leider normal und nachvollziehbar“, sagt Franz-Josef Koch. Doch nicht nur innerhalb der Familie treten diese Probleme auf.

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Auch in der Öffentlichkeit ist der wachsende Druck auf die Gesellschaft für Koch sichtbar geworden. Was laut dem Kinder-und Jugendpsychotherapeuten helfen kann, ist Solidarität. „Geteiltes Leid ist immer halbes Leid“, sagt er. Hilfe zu leisten, und sei es auch nur in dem einander zugehört wird, sorge immer für ein besseres Gefühl – bei dem, dem geholfen wird und bei dem der Hilfe leistet. „Ich denke in dieser Pandemie hat jeder Mensch gelernt, dass wir soziale Wesen sind und das Miteinander brauchen“, sagt Franz-Josef Koch.

Mehr Herzen und Hände reichen

Eine Tatsache, die wohl jeder unterschreiben kann. „Wir hatten ja verlernt, soziale Beziehungen einzugehen. Dazu gehört immer Kooperations-und Kompromissbereitschaft, aber gerade bezüglich der Kompromisse sind wir immer weniger bereit, uns selbst zurückzustellen“, sagt Koch. Dabei ist gerade das unerlässlich, vor allem in Krisensituationen. „Wir müssen einander Hände und Herzen geben“, sagt der Kinder-und Jugendpsychotherapeut. Denn ohne ein Miteinander geht es nicht. „Einsamkeit“, so Koch, „hat noch nie zu geistiger Gesundheit geführt.“