Hallenberg. Die „Blues Brothers“ brauchen Geld - im Film und auch fürs Musical. Warum die Proben in Hallenberg starten und wie man den Mitwirkenden hilft:

Sie sind unterwegs im Auftrag des Herrn. „The Blues Brothers“ mit James Belushi und Dan Aykroyd ist ein absoluter Kultfilm aus dem Jahr 1980. Erst neulich war die action- und musikgeladene Komödie um die beiden Brüder Jack und Elwood Blues bei „arte“ zu sehen. Jetzt kommt die Geschichte als Musical auf die Bühne. Und die ersten Vorproben liefen nicht in Hamburg oder Berlin – sondern in Hallenberg. Regisseur und Musicaldarsteller Florian Hinxlage, der gerade an der Freilichtbühne für „Die Drei von der Tankstelle“, seine jüngste erfolgreiche Regiearbeit abgeliefert hat, spielt eine der Hauptrollen. Und weil weitere Darsteller aktuell u.a. in Bad Vilbel beschäftigt sind, lag Hallenberg für viele mehr oder weniger in der Mitte, um mit den Proben in der Stadthalle zu starten. Als kleines Dankeschön für die Gastfreundschaft werden „The Blues Brothers“ auf ihrer Deutschland-Tour im Frühjahr auch dort Station machen.

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Angetrieben durch die Musik

Die Handlung ist schnell erzählt: Die beiden Brüder Jake und Ellwood Blues haben eine Mission: Ihre alte Rhythm’n’-Blues-Band wieder zusammenzubringen, um die Steuerschulden des Waisenhauses zu bezahlen, in dem sie aufgewachsen sind. Also suchen die Brüder in schwarzem Anzug und mit dunkler Sonnenbrille ihre alten Bandkollegen auf, die längst in bürgerlichen Berufen untergekommen sind. Die Mission der Brüder entpuppt sich als unterhaltsame und haarsträubend-schräge Reise in die Vergangenheit – angetrieben durch die Kraft der Musik.

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Auf die Bühne gebracht wird das Stück u.a. von Claudia Thao, Philipp Lang und Florian Hinxlage. Die beiden Herren haben schon einmal die Hauptrollen gespielt, als das Musical vor drei Jahren in Hannover lief. „Wir hatten viel Spaß, haben gut miteinander harmoniert und uns war klar: das machen wir noch mal. Wir sind überzeugt, dass unser Projekt als Neuproduktion mit anschließenden Gastspielen in ganz Deutschland erfolgreich sein kann und wollen diesen Schritt nun wagen“, sagt Lang, dessen gleichnamige Konzertdirektion das Stück produziert. „Aber diesmal wird es größer. Wir treten mit vierzehn Darstellern und einer sechsköpfigen Band an, die auch immer wieder in das Geschehen einbezogen wird.“ Eigentlich sollte die Idee schon früher realisiert werden. Aber dann kam Corona und machte gerade im Kulturbereich vielen kreativen Köpfen einen Strich durch die Rechnung. Auch den Blues-Brothers.

Ein Teil des Ensembles bei den ersten Proben in Hallenberg.
Ein Teil des Ensembles bei den ersten Proben in Hallenberg. © WP | Musicalproduktion

Faire Gagen

Apropos Rechnung: Im Film wird Geld für ein Waisenhaus gesammelt. Aber ohne Kohle geht es auch im Musical nicht. Denn so ein Produktion in Eigenregie auf die Beine zu stellen, ist kein leichtes Unterfangen. Es sollen faire Gagen gezahlt werden, Kostüme, Bühnenbild, Technik, Unterkunft – all das kostet. „Wir haben die Produktion daher auf vier Säulen gestellt. Zum Einen ist da natürlich der Ticketverkauf, dann arbeiten wir mit lokalen Sponsoren, wir haben einen Förderantrag für freischaffende Künstler gestellt und wir hoffen, über Crowdfunding 5000 Euro für die ersten drei Aufführungen in Donzdorf bei Stuttgart zu generieren“, sagt Philipp Lang.

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Auf der Internetseite www.bluesbrothersmusical.de kann man das Projekt noch bis zum Wochenende finanziell unterstützen. Lang: „Unsere Zielgruppe sind musikbegeisterte Menschen, die uns helfen möchten, unser Projekt zu verwirklichen.“ Als „Dankeschön“ dafür wird z.B. der Name des Spenders im Programmheft verewigt, es gibt signierte Poster oder limitierte Tickets für die Generalprobe und sogar ein eigenes Blues-Brothers-Bier.

Verfolgungsjagd ohne Autos

Im Film gibt es eine legendäre Verfolgungsjagd, bei der über 100 Autos zerstört werden. So etwas muss auf der Bühne natürlich anders umgesetzt werden. Geräusche ersetzen die Crashs und für den Fahrtwind fingern sdie beiden Brüder hektisch an ihren schmalen Krawatten herum.

Die Rolle der Aretha übernimmt Vanessa Weishaupt, die diesen Part auch in einer anderen Inszenierung 2022 an der Semper-Oper in Dresden spielen wird. Julius P. Williams III. tritt als Ray auf. Er war Gründungsmitglied und Arrangeur für die Klassik-Crossover Gruppe Vox Fortura, bekannt als Britain’s Got Talent Semi-Finalist.

Bekannte Songs aus dem Film sind „Everybody needs somebody“, „Minnie the Moocher“ oder „Gimme Some Lovin‘“.

Weitere Infos zum Musical und zum Ensemble unter bluesbrothersmusical.de

Florian Hinxlage, der das Stück inhaltlich noch näher an den Film gebracht hat, freut sich sehr darauf, die Sonnenbrille wieder aufzusetzen. „Das wird richtig klasse, wir wollen die Leute unterhalten und dafür gibt es alle Songs, die man auch aus dem Film kennt.“ In Hallenberg bedurfte es nur zweier Sätze, bis Bürgermeister Enrico Eppner dem Ensemble die gute Stube der Stadt für Proben zur Verfügung stellte. „Und wir bedanken uns in Blues-Brothers-Manier, in dem wir auch hier spielen wollen“, sagt Hinxlage. Die 5000 Euro aus dem Crowdfunding-Projekt sieht er nicht nur als Basis für die ersten drei Auftritte. „Das ist der generelle Grundstock für unser Projekt. So eine Produktion kostet viel Geld. Und wir wollen, dass wirklich unter fairen Bedingungen gearbeitet werden kann.“

Auch im Kleinformat

Wie sehr Produzenten, Musiker und Sänger für ihre Arbeit brennen, merkt man auch daran, dass die „Blues Brothers“ sogar in kleineren Formaten buchbar sind: als Wohnzimmerkonzert oder für ein Firmen-Event. Das Ziel ist in greifbarer Nähe. Wie geht noch gleich der Dialog zwischen den Brüdern im Film, als sie im Auto sitzen? Ellwood: „106 Meilen bis Chicago, der Tank ist voll, wir haben ein halbes Päckchen Zigaretten, es ist dunkel und wir tragen Sonnenbrillen.“ Jake: „Tritt drauf!“