Brilon/Olsberg. Die Bezirksregierung Arnsberg will die Notarztstandorte in Brilon und Olsberg zusammenlegen. Die Bürgermeister schlagen Alarm und fürchten Folgen

Es sind deutliche Worte, die Olsbergs Bürgermeister Wolfgang Fischer in den Mund nimmt: „Das ist ein Armutszeugnis für so ein reiches Land wie unseres, wenn die Wirtschaftlichkeit vorangestellt wird.“ Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch nickt. Beide habe zu einer „dringenden“ Pressekonferenz geladen. „Es kann im Extremfall um Leben und Tod gehen“, sagt Bartsch.

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Grund des Ärgers: Die Politiker sorgen sich um die medizinische Erstversorgung ihrer Bürger. Die beiden Notarztstandorte der Städte Brilon und Olsberg sollen nach einer Verfügung der Bezirksregierung Arnsberg zusammengelegt werden.

Ein gemeinsamer Standort

Das bedeutet: Die bisherigen Notarztstandorte am Maria-Hilf-Krankenhaus in Brilon und an der Elisabeth-Klinik in Olsberg müssen voraussichtlich bis Ende 2023 schließen. Dann soll ein gemeinsamer Notarzt-Standort im Bereich Altenbüren an der B7/B480 seine Arbeit aufnehmen.

Die endgültige Entscheidung erscheint nur noch Formsache. Die Beschlussvorlage liegt dem Gesundheitsausschuss des Kreistages bereits vor. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird diesem vom Ausschuss zugestimmt und kann dann am Freitag, 10. September, vom Kreistag beschlossen werden.

Gebiete werden benachteiligt

Auf einer Pressekonferenz am Mittwoch (25. August) machten Fischer und Bartsch deutlich, dass sie die Entscheidung nicht verstehen können. Durch die Zusammenlegung würden jetzt einige Gebiete benachteiligt werden. Davon sind sie überzeugt.

Besonders weiter entlegene Ortsteile würden dann länger auf den Notarzt warten müssen. Der sogenannte Rettungsdienstbedarfsplan sieht vor, dass innerhalb von 12 Minuten ein Rettungswagen und innerhalb von 15 Minuten ein Notarzt vor Ort sein muss.

Keine transparente Information

Die Bürgermeister stellen dies infrage, wenn zwei Einsätze gleichzeitig oder zeitnah an verschieden Orten an den Rändern der zugeteilten Gebiete stattfinden. Denn dann stehe nur, laut den neuen Plänen, ein Notarzt des zusammengelegten Standortes bereit. Die schwierigen Witterungsbedingungen in Herbst und Winter seien weitere Faktoren.

Besonders ärgerlich empfinden Fischer und Bartsch, dass sie ihrer Meinung nach, nicht ausreichend und transparent informiert worden seien. Die Diskussion um eine Novellierung des Rettungsdienstbedarfsplans im HSK läuft seit Monaten. Zunächst hatte nämlich der Kreistag für den Erhalt der beiden Standorte gestimmt. Doch die Krankenkassen spielten dabei nicht mit und verweigerten ihrerseits die Zustimmung.

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Empörung auf der Pressekonferenz

Somit musste die Bezirksregierung Arnsberg entscheiden: nach einer Anhörung von Kreistag und Krankenkasse. Eine Beteiligung der betroffenen Kommunen sieht dieser Prozess nicht vor. „Wir wären schon gerne dabei gewesen. Doch man hat uns nicht eingeladen“, sagt Bartsch auf der Pressekonferenz empört.

Außerdem habe man ihnen bisher keine Zahlen präsentiert, warum eine Zusammenlegung der Standorte besser sei. Einer möglichen Kostenbeteiligung durch die Kommunen können sich beide theoretisch vorstellen, doch dazu müsste sie erst die Summen kennen, um die es gehe, so die Bürgermeister.

Geringer Einfluss

Doch die Möglichkeiten, den Bock noch einmal umzustoßen, sind sehr gering. „Wir wollen das Paket noch einmal aufschnüren und schauen, wie man es anders machen kann“, sagt Brilons Bürgermeister. Man hoffe, über die Öffentlichkeit noch einmal Druck machen zu können. Doch: „Wir haben relativ wenig Einfluss“, sagt Wolfgang Fischer.