Winterberg. Bereits seit zwei Jahrzehnten kümmert sich das Team der St. Jakobus-Pflege um Senioren. Zum Jubiläum gibt es lobende Worte von allen Seiten:
Eigentlich sollte im vergangenen Jahr das 20-jährige Bestehen gefeiert werden. Doch dann kam Corona. Aber vielleicht findet die St.-Jakobus-Kurzzeitpflege am Winterberger St.-Franziskus-Hospital doch noch einen geeigneten Rahmen, dieses Jubiläum zu würdigen. Denn die Einrichtung hat sich in ihren zwei Jahrzehnten bei Betroffenen und Angehörigen mehr als etabliert.
Vier Senioren sitzen im Aufenthaltsraum am Tisch. Eben noch haben sie „Mensch-ärgere-Dich-nicht“ gespielt. Gleich ist es Zeit für den Nachmittagskaffee. „Das beste Pflegeheim kann die liebende Familie nicht ersetzen. Eine gewohnte Umgebung, vertraute Menschen und die Einbindung ins Alltagsleben - das alles bietet Sicherheit und Wohlgefühl und wirkt sich daher positiv auf Psyche und Gesundheit aus“, sagt Stationsleiter Dirk Fieseler.
Mehr als reine Pflege
Er weiß, dass viele Angehörige täglich eine gute, vollständige Pflege leisten. Aber es können Umstände auftreten, in denen dies für eine Weile nicht mehr möglich ist. Das kann beispielsweise ein Urlaub sein, den auch pflegende Familienangehörige benötigen. Es kann aber auch durch einen Krankenhausaufenthalt oder ähnliches vorübergehend ein höherer Bedarf und Pflegeaufwand bestehen. Für solche und andere Situationen bietet die Kurzzeitpflege eine Lösung in Form von Kurzzeit- und Verhinderungspflege.
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Die Senioren tauschen sich aus: „Sind Sie auch aus Winterberg? Wollen wir heute Abend wieder Fußball gucken?“ Das Pflegepersonal nimmt sich immer Zeit für Gespräche, auch mit Angehörigen und Freunden der Gäste. Zu Gast sein in einer familiären Atmosphäre, das ist das Selbstverständnis der Kurzzeitpflege St. Jacobus. „Unser Streben ist es, mehr als reine Pflegedienstleistung zu bieten. Hierzu gehört die Grundpflege und natürlich gehören dazu auch alle Tätigkeiten der Behandlungspflege. Neben Sicherstellung der täglichen Bedürfnisse ist es unser Ziel, eine Wohnatmosphäre zu erzeugen, in der sich unsere Gäste - aber auch Angehörige - wohl und geborgen fühlen“, erklärt Dirk Fieseler.
Gerade für ältere und an Demenz erkrankte Menschen ist dies sehr wichtig. Durch eine Belegung mit maximal neun Gästen kann eine persönliche Beziehung zwischen Mitarbeitern und Bewohnern geschaffen werden, die eine individuelle Pflege und Betreuung ermöglicht. Das sogenannte aktivierende Pflegekonzept ist darauf ausgerichtet, möglichst viele Fähigkeiten zu erhalten, zu stärken oder wieder zu erlernen. Fieseler: „Wir helfen und unterstützen, wo es nötig ist, versuchen aber, die Selbstständigkeit zu erhalten. Ferner arbeiten wir aktiv mit den Angehörigen an Lösungen für die häusliche Versorgung.“
Phase der Wiedereingliederung
Die heute übliche kurze Verweildauer im Krankenhaus verlangt von vielen älteren Menschen eine Phase der Wiedereingliederung in ihr Alltagsleben. Dies kann durch eine zeitlich befristete Betreuung in der Kurzzeitpflege gewährleistet werden. Oft kann durch eine Kurzzeitpflege eine stationäre Heimaufnahme verhindert oder längerfristig hinausgeschoben werden. Wichtig ist aber auch, dass die pflegenden Angehörigen für eine gewisse Zeitphase eine Entlastung verspüren. Sie werden beraten durch Pflege-, Sozial- und Betreuungskräfte und bekommen mögliche ambulante Hilfsangebote.
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Die Kurzzeitpflege schafft so zeitweise Freiräume innerhalb der familiären Pflegesituation. Ziel ist die Sicherung und weitere Einbindung in die familiäre Lebenssituation. Die Zeit der Kurzzeitpflege dient dem Pflegegast und den Angehörigen als Klärungsphase, um abzuklären, welches Netzwerk an Hilfen geknüpft werden muss, um nach der Kurzzeitpflege die häusliche Pflege und Betreuung zu sichern.
Grüne Damen kommen zum Kaffee
„Unsere Gäste, leiden vielfach unter gerontopsychiatrischen Krankheitsbildern, wie etwa Demenz, Alzheimer, Parkinson oder Apoplexie. Daher ist ein Teil unserer Gäste kognitiv eingeschränkt, sodass die tagesstrukturierenden Maßnahmen und das Beschäftigungsangebot auf die Gruppe von dementiell veränderten Menschen angepasst werden muss“, erklärt Dirk Fieseler.
Die Gäste leben in einem Wohnbereich. Zu diesem gehört ein Aufenthaltsraum, der so ausgestattet worden ist, dass sich die täglich angebotenen Aktivitäten gut durchführen lassen. Das Betreuungsangebot ist in fünf Teilbereiche aufgegliedert, um eine ganzheitliche Betreuung in allen Lebensbereichen sicherzustellen. Dazu gehören Betreuung und Aktivierung, Sozialdienst. Seelsorge, Ergotherapie und die grünen Damen (Ehrenamtliche für Kaffeeklatsch). Fieseler: „Das Betreuungs- und Beschäftigungskonzept ist so gestaltet, dass es für alle Gäste eine sinnvolle Tages- und Wochenstruktur bietet. Gleichförmigkeit und Wiederholung sind unverzichtbar für diese Gruppe, sie verleihen die notwendige Sicherheit im Alltag.“
Mal wieder ins Kino gehen
Regelmäßig werden auch Kinonachmittage, musikalische Runden mit instrumentaler Begleitung, Waffelbacken oder Geburtstagsfeiern für Gäste und deren Angehörige ausgerichtet. Vertrauliche Gespräche mit dem Krankenhausseelsorger über Gott und die Welt und der Besuch der Heiligen Messe, runden das Angebot ab. Im Großraum Winterberg, Hallenberg und Medebach gibt es keine solitäre Kurzzeitpflege. Die umliegenden Pflegeheime bieten zwar eingestreute Kurzzeitpflegeplätze an, dies bedeutet aber für die Gäste ein ganz anderes Umfeld.
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Auch stehen nicht immer Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung, wenn alle Betten in den Heimen belegt sind. Das ist aktuell vielerorts der Fall. Fieseler: „Der hohe Anteil an Stammgästen, die seit Jahren zu uns kommen, spricht für uns.“