Hochsauerlandkreis. Während die Delta-Variante im Hochsauerlandkreis immer mehr die Oberhand gewinnt, schwindet die Nachfrage im Impfzentrum in Olsberg

Die Corona-Pandemie in Deutschland nimmt nach Wochen der stabil sinkenden Inzidenzwerte wieder an Fahrt auf. Ein Grund dafür ist die Ausbreitung der als ansteckender geltenden Delta-Variante. Auch im Hochsauerlandkreis ist die Virus-Mutation inzwischen die bestimmende Variante von Covid 19. Zeitgleich schwindet die Nachfrage nach Schutzimpfungen immer weiter.

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Die Inzidenz im Hochsauerlandkreis liegt mit einem Wert von 8,1 Neuinfektionen unter 100.000 in den vergangenen sieben Tagen deutlich unter dem Wert für das gesamte Land Nordrhein-Westfalen. In NRW liegt der Wert derzeit bei 13,8 und damit deutlich über dem für die Inzidenzstufe 0 vorgegebenen Wert von unter 10. Vor einer Woche noch lag der Inzidenzwert im Hochsauerlandkreis noch stabil bei 5,8. Als Gründe für die nun wieder ansteigenden Zahlen gelten neben Reiserückkehrern auch die Ausbreitung der Delta-Variante.

So verbreitet ist die Delta-Variante im HSK

Allein im Hochsauerlandkreis beträgt der Anteil der Infektionen mit der zuerst in Indien entdeckten Mutation des Virus derzeit rund 60 Prozent. Mit Stand vom Dienstag haben sich insgesamt 45 Menschen im HSK mit der Delta-Variante infiziert. Wie hoch die Dunkelziffer unter den aktuell infizierten Personen im Kreis ist, ist dabei weiter unklar. Grund dafür ist die Sequenzierung, sprich die Untersuchung von Proben infizierter Personen im Labor. Derzeit werden lediglich fünf Prozent der Proben auf mögliche Viruserkrankungen untersucht.

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Unter dessen passt das Impfzentrum Olsberg seine Öffnungszeiten an. Grund ist die geringere Nachfrage. Das sei nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, erklärt Dr. Ortwin Ruland, einer der drei Ärztlichen Leiter, es zeige auch den Erfolg der Impfkampagne im HSK. Es gehe jetzt darum, auch die restlichen Hochsauerländer noch zu erreichen. „Der Bedarf an Impfungen geht zurzeit zurück“, erklärt der Mediziner. Und da mache es wenig Sinn, das Impfzentrum zu öffnen, so als ob man 100 bis 150 Menschen pro Stunde versorgen wolle.

Das verändern die neuen Öffnungszeiten im Impfzentrum Olsberg

Ein Grund für die geringeren Zahlen: Sechs Wochen zuvor hatte das Impfzentrum kaum Erst-, sondern vor allem Zweitimpfungen gespritzt. „Die Nachfrage nach Impfterminen steigt aber im Laufe der nächsten Woche schon jetzt erkennbar wieder deutlich an.“ Als weiteren Grund für die geringere Zahl an Impfwilligen nennt Ruland Sommer- und Urlaubszeit.

In der ehemaligen Konzerthalle in Olsberg wird seit Monaten geimpft. Aktuell sinkt die Nachfrage nach Terminen aber stetig.
In der ehemaligen Konzerthalle in Olsberg wird seit Monaten geimpft. Aktuell sinkt die Nachfrage nach Terminen aber stetig. © Jürgen Hendrichs | Jürgen Hendrichs

Auswirkungen auf das Personal werde die Reduzierung der Öffnungszeiten nach seinem Kenntnisstand kaum haben, so Ruland. Die meisten hätten Verträge über bestimmte Stundenkontingente, die abgearbeitet würden. Immer vor Ort bleibe das Wachpersonal. „In den Tagen geringerer Termine werden die Öffnungszeiten jetzt angepasst, um in den geöffneten Stunden eine gute Auslastung zu haben und die Kosten zu optimieren.“Es mache auch einfach mehr Spaß zu arbeiten, wenn viele Patienten kommen. „Viel Freude hatten alle Mitarbeitenden in den Tagen einer vollen Auslastung des Impfzentrums mit 1200 bis 1500 Impfungen am Tag.“

Diese Pläne gibt es für Impf-Skeptiker

Insgesamt ist Ruland mit der Impfquote zufrieden. Im Impfbericht von Montag, 19. Juli, würden für den HSK 169.784 Erstimpfungen (75 Prozent der Erwachsenen) und 135.969 vollständig Geimpfte (60,5 Prozent der Erwachsenen) genannt. Darin sind laut Ruland zwar die Zahlen der niedergelassenen Ärzte und der mobilen Teams, aber nicht die Impfungen der Betriebs- und Privatärzte enthalten. „Wenn man berücksichtigt, dass ein gewisser Prozentsatz eine Impfung strikt ablehnt, erkennt man schon eine Annäherung an eine imaginäre Sättigungslinie, was die Nachfrage natürlich sinken lässt.“ Deshalb seien die sinkenden Zahlen auch ein Erfolg der bisher im Impfzentrum vom gesamten Team gemeinsam geleisteten Arbeit.

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Kreis und Kassenärztliche Vereinigung als Organisatoren der Impfkampagne würden aber über verschiedene Schienen weiter versuchen, vor allem die jüngeren Impfwilligen und Migranten zu erreichen und so noch weiter für den Gemeinschaftsschutz, die so genannte Herdenimunität, zu werben. „Geplant ist, mit einem großen Impffahrzeug Märkte und besondere Plätze aufzusuchen, um die Impfhürden weiter zu verringern.“ Dazu würden kleine Info-Spots, Texte sowie Flugblätter in arabischer Sprache vorbereitet, um auch Personenkreise zu erreichen, die die deutsche Sprache nicht so perfekt beherrschen.

Aktion für Urlauber

Sehr zufrieden ist Ruland mit dem Erfolg der Urlauber-Impfaktion am Montag. Bei dem Termin wurde vor allem Johnson & Johnson angeboten, für alle, die kurzfristig einen Impfschutz erreichen wollten. Der Impfstoff muss nur einmal gespritzt werden. Rund 160 solcher Impfungen habe man an dem Termin verabreichen können. „Ein Großteil der Patienten wollte in den Urlaub oder auf eine Veranstaltung und brauchte daher schnell einen rechtssicheren Impfschutz“, berichtet Ruland.

Es habe aber auch auch Patienten gegeben, die sich nach der Aufklärung umentschieden hätten. „Wobei man betonen muss: Es gibt keinen schlechten Impfschutz“, sagt Ruland. „Es geht dabei wie um einen „Mercedes“ mit 160 oder 180 PS: Auch der „Mercedes“ mit 160 PS ist ein sehr gutes Auto.“ Den Mitarbeitern im Impfzentrum sei es wichtig, dass die Menschen aufgeklärt werden „und sie dann selbst eine Entscheidung treffen können.“