Brilon. Straßen.NRW setzt die Planung der B7n zwischen Altenbüren und Brilon fort. Es gibt neue Varianten - und - so ein Ortsvorsteher - „Hammer“-Details.

Gibt es doch eine Tunnellösung für die B7n oder kann die Umgehungsstraße vonBrilon sogar südlich oder nördlich an Scharfenberg vorbeilaufen? Die vier neuen Varianten, die Straßen.NRW für den möglichen Verlauf der B7n mit in die Untersuchungen aufgenommen hat, jedenfalls liegen alle oberhalb der bisher zwar von allen Seiten öffentlich beschworenen, aus ökologischen Gründen aber zurzeit als nicht machbar eingestuften sogenannten Variante V1 entlang der Hochspannungstrasse im Aatal. Für Straßen.NRW sei „wichtig, dass wir alle denkbaren Varianten frühzeitig bearbeiten“, so Projektleiter Lars Voigtländer am Mittwoch in einer Pressemitteilung.

Tunnel würde „ein richtig langes Ding“

Wie bereits Anfang Juli exklusiv berichtet, sind im Rahmen des „Dialogforums“ zur Trassenfindung im vergangenen August aus Einwohnerkreisen die bisherigen acht Vorschläge um vier weitere ergänzt worden. Die spektakulärste: Im Planungskorridor III, das ist grob der der Bereich entlang der Hochspannungsleitung zwischen der Straße nach Rixen und dem Östenberg, verschwindet die B7n unter der Erde. Wie Lars Voigtländer auf Anfrage der WP sagte, sieht diese Variante V12 dort einen etwa 2,5 Kilometer langen Tunnel vor - ein, so Voigtländer, „richtig langes Ding“. Dort waren Raubwürger gesichtet worden - für die Straßenplanung ein K.o.-Kriterium. Aber auch ein Tunnel, so der Projektleiter, sei wegen des dort vorhandenen karstigen Bodens und den Auflagen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie umwelttechnisch problematisch.

Dreistelliger Millionenbetrag plus

Diese „Tunnel-Variante“ soll oberhalb von Altenbüren einen Anschluss an die K57, das ist die Straße nach Scharfenberg, erhalten und im Bereich Brilon wie vorgesehen jenseits des Mercedes-Autohauses Witteler im Bereich Fünf Brücken an die B480/Möhnestraße anbinden.

In sich haben es auch die beiden Varianten, die das Aatal und die jetzige Umgehungsstraße verschonen. Die eine führt nach WP-Informationen - grob gesehen - von der K57 bei Altenbüren hinter Rixen und Scharfenberg her zur B516 im Bereich des Scharfenberger Bahnhofs, die andere südlich von Scharfenberg, an der Sonder und am Östenberg entlang in den Bereich der Möhneburg. Dort geht die B480 in die B516 in Richtung Warstein über und biegt selbst in Richtung Alme und A33 ab. Mit diesen beiden Varianten könnte auch wieder die Nord-Umgehung von Alme ins Spiel kommen, die seit Jahren zugunsten der Süd-Umfahrung, die das Briloner Gewerbegebiet einbezieht, von der Briloner Politik nicht weiter verfolgt worden ist.

Für drei der vier Planungskorridore gibt es bisher schon unterschiedliche Trassenführungen. Jetzt kommen vier weitere, von Einwohnern vorgeschlagene hinzu.
Für drei der vier Planungskorridore gibt es bisher schon unterschiedliche Trassenführungen. Jetzt kommen vier weitere, von Einwohnern vorgeschlagene hinzu. © WP | Manuela Nossutta /Funkegrafik NRW

Details will Straßen.NRW in einer für jedermann „offenen digitalen Veranstaltung“ vorstellen, zusätzlich soll es Info-Aktionen vor Ort geben, sobald dies wieder möglich ist. Auch die Treffen des Politischen Begleitkreises und der für das Dialogforum ausgewählten 30 „Zufallsbürger und -bürgerinnen“ sollen wieder aufgenommen werden.

Verfahrensablauf

Eckpfeiler der Öffentlichkeitsbeteiligung sind die Politischen Begleitkreise, die Dialogforen mit 30 Zufallsbürgerinnen und -bürgern aus den betroffenen Orten, digitale Infoveranstaltungen für Presse und breite Öffentlichkeit sowie Infoaktionen vor Ort.

Erste politische Begleitkreise und ein Dialogforum zum Thema „Natur und Artenschutz“ fanden bereits im Sommer 2020 statt.

Sobald alle Beteiligten auf den neuen Stand gebracht sind, geht es mit den Themen „Landwirtschaft“ sowie „Mensch und Nutzer“ weiter.

Ist diese vorgeschaltete informelle Öffentlichkeitsbeteiligung abgeschlossen, kann nach Fertigstellung der Variantenuntersuchung und der Gesamtabwägung aller Belange und Betroffenheiten das formale Linienbestimmungserfahren beginnen.

Danach folgt die öffentliche Auslage der Unterlagen in den Kommunen und der Möglichkeit der Einwohner Zustimmungen und Einwendungen im Rahmen des formalen Linienbestimmungsverfahrens einzureichen.

Mit ersten Informationen ins Bild gesetzt worden ist bereits die lokale Politik. Lukas Wittmann, Ortsvorsteher von Scharfenberg und CDU-Ratsmitglied, bezeichnet es als „einen Hammer“, dass die Vorschläge für die beiden Scharfenberger Varianten „Jetzt wieder auf dem Tisch“ sind. Er sei in dem Glauben gewesen, dass die Vorschläge längst ad acta gelegt worden seien. Diese Trassen würden Naturschutzgebiete und auch das geplante Vogelschutzgebiet Brilon-Marsberg durchschneiden

Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch betrachtet die neuen Varianten mit großer Skepsis. Die Tunnel-Variante führe seiner Meinung nach zu Mehrkosten in einem „dreistelligen Millionen-Betrag“. Und was die Scharfenberg-Umfahrung angeht: Die Entlastungswirkung auf die Kernstadt sei „umso geringer je weiter die B7n von der Stadt entfernt“ sei.

„Vertiefende Abstimmung“

Zurzeit, so Straßen.NRW, finden dazu „vertiefende Abstimmungen mit der Stadtverwaltung Brilon“ statt. Noch in diesem Sommer seien Verkehrszählungen geplant, „um die Auswirkungen der einzelnen Trassenvarianten auf die Belange der Kernstadt“ besser einschätzen zu können.

Bei dem Verfahren berücksichtigt werden, wie Straßen.NRW weiter mitteilt, auch aktuelle Artenschutzerkenntnisse wie etwa die im vergangenen Jahr vorgenommene Kartierung von Fledermäusen und Vögeln. Neues gebe es nicht, die Kartierung von 2015 sei im Wesentlichen bestätigt worden. Und das geplante Vogelschutzgebiet, das qua Verfahren bereits jetzt faktisch als vorhanden gilt, sei auch bei den Planungen zu bewerten.