Brilon. Am 18. August verkündete Straßen-NRW das Aus für die Variante 1 bei der Planung der B7n bis Brilon. Jetzt rudert die Behörde ein Stückchen zurück

Nach dem ersten Dialogforum mit zufällig ausgewählten Bürgern hatte Lars Voigtländer, Abteilungsleiter Planung bei Straßen-NRW von einem „nicht lösbares Problem im Bereich Artenschutz“ mit Bezug auf die Variante 1 beim Bau der B7n von Nuttlar bis Brilon gesprochen. Die Variante 1 ist zwar die bei den Menschen beliebteste, aber aus arten- und naturschutzfachlichen Gründen juristisch nach jetzigem Kenntnisstand nicht umsetzbar, hieß es wörtlich. Straßen-NRW untermauerte das das Ende für die Variante 1 mit den Worten eines Rechtsexperten aus Leipzig: „Die Variante 1 ist juristisch nicht durchsetzbar.“ Jetzt rudert Straßen-NRW zurück – zumindest etwas.

Zweites Forum wird verschoben

Das geplante Landwirtschaftsforum und die nächste Sitzung des Dialogforums für die Zufallsbürgerinnen und Zufallsbürger verschieben sich um etwa sechs Wochen auf Anfang Oktober. : „Wichtige Hinweise einer Zufallsbürgerin im 1. Dialogforum zur B 7n werden zurzeit von Straßen.NRW geprüft“, so die Behörde.

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Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, NRW (LANUV) werde um eine Stellungnahme gebeten. Die Aussagen der Umwelt- und Rechtsgutachter beim ersten Dialogforum sein zwar eindeutig: Von den bisher betrachteten acht Varianten habe die von vielen Bürgern favorisierte Variante 1 ein massives Arten- und Naturschutzproblem. Eine der Teilnehmerinnen des Dialogforums habe aber eine wichtige Frage aufgeworfen: Ob nicht vielleicht doch eine Ausgleichsmaßnahme für den Raubwürger gefunden und ob dies vielleicht in der Medebacher Bucht realisiert werden könne.

Prüfung für Ausgleich in der Medebacher Bucht

Von dieser streng geschützten, vom Aussterben bedrohten Art, leben nur noch 30 Paare in NRW. Sechs davon haben sich nördlich von Brilon angesiedelt, wie die neuesten Kartierungen vom Juli 2020 ergaben. Nicht nur die Variante 1, sondern auch die Varianten 3 und 8 wären betroffen. Die Variante 1 durchschneidet gleich drei Kernreviere und wäre nach bisherigem Kenntnisstand nicht durchsetzbar. Die Bürgerin gab nach einem Telefonat mit dem LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, NRW) nun den Anstoß, noch einmal zu prüfen, ob es nicht über die Medebacher Bucht und eine Erweiterung der jetzigen Habitate eine Ausgleichsmöglichkeit für die Variante 1 geben könne. Diesem Hinweis werde nachgegangen werden.

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Straßen.NRW hat eine Anfrage an das LANUV mit der Bitte um Prüfung gesandt. Stellungnahme des LANUV soll abgewartet werden Straßen.NRW ist es wichtig, diese im Zuge des Dialogprozesses aufgeworfenen Fragen zur Variante 1 vor dem Termin des Landwirtschaftsforums und des nächsten Dialogforums zu klären. „Wir nehmen die Hinweise aller Akteure aus dem Dialogprozess sehr ernst und werden Chancen, die sich für die Variante 1 ergeben, auch nutzen“, sagt Lars Voigtländer. „Wir möchten diese Prüfung abwarten, bevor wir weiter mit den Landwirten und den Zufallsbürgerinnen und Zufallsbürgern zu den Varianten arbeiten.“.

Auch einer weiteren Frage soll nachgegangen werden, die im Zuge des Dialogprozesses angesprochen wurde: Ob die Nutzung der Aufforstungsflächen nach dem Borkenkäferbefall für Ausgleichsflächen möglich ist.