Brilon. Im Sommer verkündet Straßen-NRW das Quasi-Aus für die B7n-Variante. Jetzt kommt heraus: Die Fauna im Areal muss auch noch neu kartiert werden.
Im Briloner Wald hält sich „eine der größeren“ Wildkatzen-Populationen Nordrhein-Westfalens auf. Auf rund 600 Tiere schätzt der BUND das landesweite Vorkommen der Felis silvestris. Im Frühjahr hat der Naturschutz-Verband eine Bestandsaufnahme unternommen. Wie viele Wildkatzen der Wald in dem Aral bei Brilon beheimatet, weiß man nicht genau. Wohl aber: Dass elf Exemplare das nördliche Aatal besiedeln und dass die – gemeinsam mit den sechs Raubwürger-Brutpaaren und einigen wenigen anderen geschützten Vögeln – gravierenden Einfluss auf die Planung der B7n von Bestwig-Nuttlar bis nach Brilon haben.
HSK-Ost im Wildkatzen-Wegeplan
Das östliche Sauerland gehört zum 2007 aufgestellten bundesweiten Wildkatzen-Wegeplan, der sich vom Pfälzer Wald und Hunsrück über den Westerwald, die Rhön, den Kellerwald und den Solling bis zum Harz hinzieht. Ein ehrgeiziges Projekt, denn „die Vision“, ist, auf sechs Millionen Hektar Waldfläche 20.000 Kilometer Wildkatzen-Wanderpfade mittels 20 bis 30 Meter breite grüne Korridore zu vernetzen.
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Der Wegeplan soll, so der BUND, „die sinnvolle Umsetzung“ dieses Projektes mit Behörden, Landnutzern und Verbänden ermöglichen.
Neue Kartierung – Auswertung wohl Ende 2021
Aber bleibt es bei den sechs Raubwürger-Brutpaaren und den elf Wildkatzen am nördlichen Rand des Aatals? Derzeit lässt Straßen-NRW für alle Varianten der B7n eine neue Fauna-Kartierung vornehmen. Das Verfahren, so Oscar Santos, Sprecher der Regionalniederlassung Sauerland von Straßen-NRW in Meschede, habe im Frühjahr begonnen und laufe über mehrere Vegetationsperioden bis ins kommende Jahr. Im Gegensatz zum vorherigen Erhebung finden diesmal mehrere Begehungen des Geländes statt. Im Fokus: Fledermäuse und Brutvögel. Die Auswertung soll noch in 2021 erfolgen.
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Die Aktualisierung der Kartierung hat einen verfahrenstechnischen Hintergrund. Sie ist für die Umweltverträglichkeitsstudie erforderlich, die alle für ein Großprojekt notwendigen ökologischen Informationen für den planerischen und politischen Abwägungsprozess sammelt. Bisher arbeitet Straßen-NRW noch mit veraltetem Kartierungsmaterial aus den Jahren 2014 bis 2016. Allerdings, so Oscar Santos, würden aktuell verwertbare neue Daten bereits im Rahmen des Dialogprozesses berücksichtigt. Wie etwa die sechs Raubwürger-Brutpaare. Die Wildkatzen-Population werde nicht erneut untersucht. Dieses Gutachten, so Santos weiter, stamme aus dem Jahr 2017 und sei noch aktuell. Santos: „Kritischer wäre es, den Weg zur Findung der Vorzugsvariante und zur Linienbestimmung zu verlängern.“
Auswirkungen auf Verkehr
Umstritten sind die Auswirkungen der einzelnen Varianten auf den innerstädtischen Verkehr. Je nach Zahl und Lage der stadtnahen Anschlussstellen ist eine erhebliche Verschiebung des Verkehrs zu erwarten. Derzeit prüft die Stadt die Möglichkeit, dazu ein eigenes Gutachten erstellen zu lassen.
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Straßen-NRW ist bereit, die Ergebnisse seiner Verkehrszählungen zur Verfügung zu stellen und sein Gutachten von dritter Seite prüfen zu lassen.
Beigeordneter Reinhold Huxoll: „Straßen-NRW will kooperieren, nicht blockieren.“ Das betont auch Oscar Santos auf Anfrage der WP: „Unser Dialogprozess lebt davon, dass wir aus der Öffentlichkeit heraus Informationen, Hinweise, Sorgen und Ängste zu allen Varianten erhalten.“ Und: „Aktuell gibt es noch keine Vorzugsvariante.“