Marsberg. 1796 ließ ein Unwetter die Diemel und Glinde in Marsberg übertreten. Die Folgen des Hochwassers waren katastrophal wie Aufzeichnungen zeigen.

Die Menschen in Niedermarsberg sind in früheren Jahren mehrmals von Hochwasser heimgesucht worden. Ursache dafür waren Unwetter, die Diemel und Glinde über die Ufer treten ließen und verheerende Auswirkungen hatten. Besonders zu erwähnen ist die große Flutkatastrophe, die sich am 27. Juni 1796, also vor nun fast auf den Tag vor 225 Jahren, ereignete.

Aufzeichnungen von Pfarrer Keuper

Hermann Keuper, der von 1789 bis 1838 als Pfarrer der Kirchengemeinde St. Magnus tätig war, hat das damalige Geschehen in einem Vorwort des von ihm 1796 angelegten neuen Kirchenbuches festgehalten. Die von Elmar und Maria Brohl vorgenommene Übersetzung des von Keuper in Latein verfassten Textes lautet: „Im Jahr des wiederherstellten Heils der Menschheit 1796, am 27. Juni am Vormittag gegen 11 Uhr, brach ein Unwetter oberhalb von Marsberg herein. Die unerwartet großen Wassermassen suchten den tiefliegenden Weg in die Unterstadt. Das Hochwasser beschädigte fast alle Häuser und zerstörte fünf völlig.

Hausrat, Leinen und Kleidung wurden vom Schlamm verdorben oder ganz vernichtet. Viel Vieh und 19 Personen, Männer, Frauen und Kinder kamen in den Fluten um. Das sind die traurigen Folgen dieses Hochwassers.

Pfarrhaus in Marsberg fast völlig zerstört

Das Pfarrhaus wurde ebenfalls fast völlig zerstört und weggerissen. Alle Gegenstände im Eigentum des Pfarrers, der Pfarrei und der Kirche, die eigentlich sicher im Pfarrhaus untergebracht waren, folgten dem Wildbach; einige wurden später wiedergefunden, aber die meisten, darunter die Kirchenbücher, in denen die Taufen, Trauungen und Beerdigungen eingetragen waren, konnten trotz aller Sorgfalt nicht wiedergefunden werden.

Sippenbuch von Niedermarsberg

Wie von Keuper erwähnt, hat er durch Befragung aller Bewohner versucht, die persönlichen Daten der Gemeindemitglieder zu erfassen. Das – nicht immer verlässliche – Ergebnis hat er aufgelistet und in das neue Kirchenbuch eingetragen. Unter dem Titel „Sippenbuch von Niedermarsberg bis 1796“ haben Elmar und Maria Brohl diese Auflistung 1985 bearbeitet und im Druck herausgegeben. Familienforscher werden gern darauf zurückgreifen.

Um diese Unterlagen soweit möglich wieder zusammenzustellen, bin ich, der unterschreibende Pfarrer der Unterstadt, von Haus zu Haus gegangen, habe die Bewohner nach ihrem Alter, Vor und Zunamen, Ehestand usw. gefragt und die Angaben in diesem Buch nach dem Alphabet gewissenhaft registriert. H. Keuper, Pastor“.

Mehrfache Gefahr für Menschen

Die Regenmassen dürften insbesondere im Glindetal heruntergekommen sein; denn die eher unscheinbare Glinde schwoll stark an und brachte hauptsächlich im Bereich Kötterhagen Unglück und Verwüstung. Auch nach 1796 ist die Glinde durch Hochwasser mehrfach zur Gefahr für Menschen, Vieh und Gebäude geworden. Diese Gefahr konnte erst gebannt werden, nachdem die Glinde vertieft und ausgemauert wurde. Das Pfarrhaus wurde zwar wieder aufgebaut, das Pfarrarchiv und die Kirchenbücher waren aber endgültig verloren.