Brilon. Rund 150 Rehkitze werden jährlich im Raum Brilon von Mähmaschinen getötet. Der Hegering hat jetzt 15.000 Euro investiert, um das zu verhindern.

Richtig tief in die Kasse gegriffen hat der Hegering Brilon für die anstehende jährliche Rehkitz-Rettung. „Rund 150 Kitze werden jährlich im Raum Brilon von Mähmaschinen getötet“, da ist Hegeringleiter Friedrich Baumann froh, dass viele Jungtiere jetzt mit der Hightech-Warnung aus der Luft gerettet werden können. „Nach den Pfingsttagen wird das Mähen bei gutem Wetter langsam losgehen und dann greifen wir ein.“

Die Drohne des Hegerings DJ! Mavic 2 Enterprinnced wird viele Rehkitze vor dem Tod im Mähdrescher bewahren.
Die Drohne des Hegerings DJ! Mavic 2 Enterprinnced wird viele Rehkitze vor dem Tod im Mähdrescher bewahren. © Monika Wiegelmann

Die Jägerschaft hat zwei hochsensible Drohnen mit Wärmebildkameras angeschafft, damit in der Mähsaison das Leben vieler Kitze gerettet werden kann. Der Hegeringleiter und Benedict Löhr (Obmann für Naturschutz) hatten zur Vorstellung des Projektes des Hegerings nicht nur Friedrich Bals (Vertreter der Briloner Landwirte), sondern auch Eike Johannes Hengsbach eingeladen. Der junge Briloner legte im Januar beim Luftfahrt-Bundesamt die erforderlichen Prüfungen A1/A3 und A2 (EU-Fernpilotenzeugnis) ab und besitzt jetzt die erforderliche Ausnahmegenehmigung zum Drohneneinsatz der Landes-Luftfahrtbehörde für NRW. „Dann habe ich Forstdirektor Dr. Bub angeschrieben, der ihm empfohlen hat, mich an den Hegeringleiter zu wenden und mich als Rehkitzretteranzubieten.“

Drohnenpilot in Brilon gesucht

Friedrich Baumann nahm das ehrenamtliche Angebot sehr gerne an. „Jetzt müssen wir noch einen weiteren Drohnen-Fernpiloten suchen, der die erforderlichen Nachweise hat, denn wir haben zwei Drohnen mit Wärmebildkamera und Zubehör für rund 15.000 Euro angeschafft“, informierte er. Eine hohe Investition, für die Hegeringe aber Zuschüsse beantragen können. „Es gibt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft das Förderprogramm „Rehkitz-Rettung“, mit bis zu 60 Prozent (max. 4.000 Euro) pro Drohne Zuschüssen. Sonst hätten wir das auch nicht machen können“, betonte Baumann. „Die Suche ist für Landwirte kostenlos. Das ist ein Service des Hegerings. Es wird auch immer jemand von uns dabei sein. Sobald die Landwirte und großen Lohnunternehmer wissen, dass es losgeht, sollten sie uns informieren und natürlich die Jagdaufseher. Die Zustimmung von Forstdirektor Dr. Bub haben wir schon. Wir haben in Brilon 27.200 Hektar Flächen und wir können fliegen, wo wir wollen.“

Zweiter Pilot gesucht

Landwirte können sich für einen Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkamera vor dem Mähen melden bei Hegeringleiter Friedrich Baumann unter 0171-4700019

Drohnen-Fernpilot mit den erforderlichen „Führerscheinen“ ist Eike Johannes Hengsbach

Der Hegering Brilon sucht einen zweiten Drohnenpiloten mit den erforderlichen Genehmigungen

Zum Einsatz kommen zwei Drohnen TYP „DJI Mavic 2 Enterprise Advanced

Wie effektiv die Inspektion der Felder auf warme Tierkörper im Gras mittels Wärmebild-Drohnen aus der Luft funktioniert, demonstrierte Drohnenpilot Eike Hengsbach sehr eindrucksvoll. Die Drohne kreiste in einer Höhe von etwa 80 bis 100 Metern über dem Feld und ein kleiner Wiesel flitzte davon. Diesen Fluchtreflex haben wenige Wochen alte Kitze noch nicht, sie drücken sich noch tiefer ins Gras und werden dann von den Mähmaschinen getötet. Auf dem Monitor-Videobild wird die Wärmequelle im Gras sichtbar und das Jungtier kann von den Jägern geborgen und an einen sicheren Platz gebracht werden, bis die Mahd vorbei ist. Dabei achten die Jäger darauf, das Tier nicht zu berühren, sondern nur mit viel Gras anzufassen, weil die Ricke es mit Menschengeruch nicht mehr annehmen würde.

Überzeugt von Sinnhaftigkeit der Drohnen

„Die Drohnen sind eine Supersache“, freut sich Orts-Landwirt Bals (Altenbüren) schon auf das Angebot des Hegerings, Wiesen und Waldränder vor dem Mähen mit Wärmebild-Drohnen abzusuchen und viele Kitze zu retten, die auf den großen Feldern so schwer zu finden sind. „Ich bin überzeugt, dass das sehr viele Bauern annehmen, denn keiner will ein Kitz verletzen oder töten. Das macht manchen Bauern sehr zu schaffen. Wenn man damit nur ein Kitz finden kann, ist viel gewonnen“, so Bals.

„Das ist eine sehr gute zusätzliche Maßnahme zu Wildrettern wie piepsende Geräte, Blinklampen und Vogelscheuchen, die wir schon abends über die Flächen verteilen, um die Tiere aufzuscheuchen. Die Pandemie habe das Leben im Wald sehr stark verändert. „Wir haben einen Fahrradboom von E-Bikes im Wald. Sie glauben gar nicht, was da los ist. Der Wald ist dermaßen bevölkert, dass die Rehe sich immer weiter vom Waldrand entfernen und in Ecken gehen, wo wir sie noch nie vor dem Mähen gesucht haben“, erklärte der Orts-Landwirt.