Brilon. In Brilon werden jeden Monat so viele Bäume gefällt wie sonst im ganzen Jahr. Die Öko-Katastrophe ist enorm. Drohnen sollen jetzt den Wald retten

Demnächst übernehmen Drohnen die Wiederaufforstung des Stadtwaldes in Brilon , die der Borkenkäfer zerstört hat. Zumindest testweise. In Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Wald in Arnsberg und den beiden Forst-Hochschulen in Göttingen bereitet der Briloner Stadtforstbetrieb einen Versuch vor, bei dem Drohnen auf genau ansteuerbaren Stellen sogenannte Saatkugeln abwerfen. Auf diese Weise soll am Eschenberg eine rund ein Hektar große Kalamitätsfläche besamt werden.

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Die kahlen Flächen im Briloner Stadtwald wachsen und wachsen. In den vergangenen vier Monaten wurden dort rund 122.000 Festmeter Käferholz geschlagen - das waren pro Monat fast so viel wie früher in einem ganzen Jahr. Rund ein Sechstel der 7750 Hektar Stadtwald liegt blank.

Finanzieller Verlust für Brilon bei fast 20 Millionen Euro

Seit 2018 sind etwa 450.000 Festmeter Kalamitätsholz aufgelaufen. Das entspricht etwa 13 normalen Jahreshiebsätzen. 45 Prozent des Fichtenvorrats dem Klimawandel und dem Käfer zum Opfer gefallen, so Forstdirektor Dr. Gerrit Bub. Soweit wie möglich überlässt er den Einschlag sogenannten Selbstwerbern, also Unternehmen, die das Holz auf eigene Kosten schlagen. Dr. Bub: „Das bringt uns zwar weniger Einnahmen, wir haben aber auch keine Kosten.“ Gerade einmal 17.300 Festmeter hat der Forst seit Juni mit eigener Manpower eingeschlagen.

Blick auf den Madfelder Wald in Richtung Bleiwäsche, Ende August. Das Ausmaß der Kalamitätsflächen abseits der Straßen erschreck.
Blick auf den Madfelder Wald in Richtung Bleiwäsche, Ende August. Das Ausmaß der Kalamitätsflächen abseits der Straßen erschreck. © Hans Blossey

Den Ertragsverlust beziffert Dr. Bub auf mittlerweile 19 Millionen Euro. Das ist die eine Seite. Die andere: Die Aufwendungen für die Wiederbewaldung steigen und steigen. Rund acht bis zehn Millionen Euro sind nach Ansicht des Briloner Stadtforst-Chefs nötig.

Heimische Firmen sollen Wiederbewaldung fördern

In diesem Frühjahr wurden bereits 110.000 Douglasien sowie 28.500 Laub- und sonstige Nadelhölzer gepflanzt, weitere 100.000 Setzlinge sind jetzt an der Reihe.

Dabei gehen die Stadt und der Stadtforst neue Wege. Neben forstfachlichen auch finanzielle. So ist derzeit ein Projekt in Arbeit, heimische Firmen für die Wiederbewaldung zu gewinnen.

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Ein Pilotprojekt hatte die Fa. Drooff-Kaminöfen bereits 2007 nach dem Orkan „Kyrill“ initiiert. Für jeden verkauften Ofen pflanzte das Unternehmen einen Baum, und zwar ausschließlich heimische Sorten. Mit dieser „Tree Story“ sind seitdem, so das Unternehmen auf seiner Homepage, in Deutschland und Österreich rund 50.000 Bäume in die Erde gekommen.

2021 neues Forst-Event in Brilon

Die für das kommende Jahr wieder bei Lichtenau geplanten DLG-Waldtage sind corona-bedingt auf Anfang September 2022 verschoben worden.

Dafür ist für den 10. und 11. September 2021 in und an der Briloner Schützenhalle ein neues Event geplant: die DLG-PraxisSpots Forst.

Dabei handelt es sich um ein Fachforum mit Experten-Infos und Live-Demonstrationen mit dem Schwerpunktthema „Steigerung der Wertschöpfung von Kalamitätsholz für Kleinprivatwaldbesitzer“.

Mitveranstalter ist das I.D.E.E. in Olsberg.

Außerdem findet im Rahmen dieser Veranstaltung auch das traditionelle Briloner Waldsymposium statt.

So wie die Drooff-Fläche am Borberg könnten andere Unternehmen auch im Stadtwald eigene Flächen neu bewalden - angesichts des Wander- und Outdoorbooms ein Sponsoring mit Nachhaltigkeitseffekt.

Für die Firmen könnte es, so der Briloner Forst-Chef, ja auch durchaus interessant werden, im Zuge eines notwendigen CO-Ausgleich auf diese Weise regional für den Klimaschutz ein Zeichen zu setzen: „Das schafft Identität.“