Marsberg. Es liest sich wie ein Krimi. Der Tierschutzverein Marsberg schenkt einem Hundewelpen eine zweite Chance - wenn auch nur auf drei Beinen.

Hans hat jetzt nur noch drei Beine. Aber er wird zurück ins Leben laufen können. In ein besseres Leben. Und das hat der Schäferhund-Welpe aus Kroatien dem Tierschutzverein Marsberg zu verdanken. Dessen Vorsitzende Elke Heinemann kennt die Kritik: Müssen jetzt auch noch kranke Hunde aus dem Ausland hier her geholt werden? Gibt es nicht hier schon genug Elend? Aber wer wie sie den Überlebenskampf der Tiere im Ausland verfolgt, der kann nicht anders. „Wir kümmern uns um Einzelfälle. Es sind Tiere in allergrößten Notlagen, denen sonst niemand hilft“, sagt sie. Und so ein Fall ist Hans.

So nah vor dem Schritt in ein besseres Leben

Ein kroatischer Tierschutzverein hatte den kleinen Schäferhund, seine zwei Brüder und seine Mutter übernommen und in Marsberg um Hilfe gebeten. Die Tiere lebten unterdessen in kroatischen Pflegefamilien. Der Termin für die Abreise stand fest. „Doch dann gaben sie plötzlich an, dass zwei der Hunde weggelaufen seien und der dritte Welpe von einem fremden Hund angefallen und schwer am Bein verletzt worden sei“, berichtet Elke Heinemann. Hunde-Mutter „Vilma“ trat die Reise nach Deutschland daher allein an. Der verletzte Hund ist Hans. Er kam in eine Klinik nach Zagreb; sein verletztes Bein sollte dort schon amputiert werden. „In anderen Ländern geht das sehr schnell, deswegen haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass der Hund zu uns und dann in die Tierklinik nach Bielefeld kommt.“

Schäferhund Hans: Sein rechtes Vorderbein musste amputiert werden.
Schäferhund Hans: Sein rechtes Vorderbein musste amputiert werden. © W | Tierschutzverein

Der Tierschutzverein organisierte und bekniete einen serbischen Fahrer, der hin und zurück die 2200 Kilometer unter die Räder nahm. Im Kofferraum der schwer verletzte Hund. Aber der Zeitpunkt, wo dem Tier hätte geholfen werden können, war überschritten. Heinemann: „Das Fleisch war am Faulen, alles war voller Eiter, der kleine Rüde stand kurz vor einer Sepsis. Er kam mit hohem Fieber hier an und hat bei der Untersuchung keinen Mucks von sich gegeben. Er bekam ein Schmerzmittel und Infusionen, aber leider konnte das Bein auch in Bielefeld nicht mehr gerettet werden.“ Laut Tierärzten hat er die OP inzwischen gut überstanden. Er wird nach seiner Entlassung vorübergehend zur Pflege in eine Familie einziehen. Und dann? Elke Heinemann: „Ich werde ihn in der Fernsehsendung ,Tiere suchen ein Zuhause‘ als Notfall anmelden. So ein junger, kleiner Schäferhund findet wieder einen Platz im Leben.“ Wer sich für den Kleinen interessiert und wen ein solches Handicap nicht stört, der kann sich auch mit dem Tierschutzverein in Verbindung setzen.

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Und was ist aus den beiden Geschwistern von Hans geworden? Elke Heinemann: „Das ist ein Kroatien-Krimi. Die betreuende Familie verwickelt sich in Widersprüche, die Polizei ist eingeschaltet, die Tiere werden gesucht. Sie waren für die Ausreise nach Deutschland vorbereitet, mit ihren Impfungen und einem Mikrochip. Sie waren so nah dran an einem neuen Leben. So nah, und jetzt?“ Nach Erfahrungen der Tierschützerin sind es immer die Schäferhunde, denen es in vielen Ländern so schlecht geht. Schäferhunde landen an einer kurzen Kette, werden schlecht versorgt. Hinzu kommen mancherorts die vielen Straßenhunde, die sich selbst überlassen sind, mit schweren Hautkrankheiten oder mit Knochenschäden, weil sie angefahren wurden. Elke Heinemann: „Kann man sich gegenüber einem solchen Elend verschließen?“

Angekettet auf einem Müllberg

Erst neulich hat der Tierschutzverein eine Schäferhündin übernommen. Sie lebte ebenfalls in Kroatien kurz angekettet auf einem Müllberg und wurde nur sporadisch von ihrem Besitzer versorgt. Touristen kauften sie für 30 Euro frei. Die Hündin ist mittlerweile bei den Marsberger Tierschützern und wird medizinisch behandelt. „Sie ist nicht ganz gesund, sie ist total abgemagert und frisst trotzdem kaum, momentan wird sie untersucht wegen ihrer Bauchspeicheldrüse.“

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All diese Hunde müssen in Pflegefamilien gegeben werden, da der Tierschutzverein immer noch auf der Suche nach einem passenden Grundstück in Marsberg ist, wo er seine Pläne für eine eigene Auffangstation verwirklichen möchte. Für Tiere, die längst nicht in allen Ländern eine Lobby haben. Für Tiere wie Hans, der auch mit drei Beinen durchs Leben kommen und Zweibeiner in ihrem Leben bereichern wird.

Wer den Verein unterstützen möchte: Sparkasse Paderborn BLZ 476 501 30 - Konto: 409 23 IBAN: DE30 4765 0130 0000 0409 23SWIFT-BIC.: WELADE3LXXX. Infos unter (0 29 94) 908 372 o. (0 151) 191 117 17