Brilon/Medebach/Hesborn. Seit Dienstag sind Unternehmen verpflichtet, Mitarbeitern mindestens einen Schnelltest pro Woche anzubieten. Nicht alle sind davon begeistert.

Seit Dienstag (20.4.) sind Unternehmen verpflichtet, Corona-Schnelltests für ihre Mitarbeiter anzubieten. Wir haben bei einigen heimischen Firmen nachgefragt, wie sie mit der Vorgabe umgehen.

Für die Firma Egger in Brilon ist das Schnelltest-Thema nicht neu. Pressesprecherin Christina Siebertz erklärt, dass bereits seit Anfang dieses Jahres freiwillige Tests für die Mitarbeiter angeboten werden. „Das Angebot wird sehr gut angenommen. Seit Januar haben wir am Standort Brilon bereits 8000 Tests durchgeführt.“ Getestet wird täglich und sogar an mehreren Stationen auf dem weitläufigen Firmengelände.

Auch interessant

Die Mitarbeiter können, so oft sie möchten, einen Schnelltest machen. „Uns geht es um die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter und natürlich auch darum, die Produktion aufrecht zu erhalten“, so Christina Siebertz auf Anfrage der WP. Parallel zu den Testungen gebe es aber natürlich ein ganzes Maßnahmen-Paket zum Schutz vor Corona. So seien in der Verwaltung viele Mitarbeiter im Homeoffice, Besprechungen finden als Videokonferenzen statt und auf dem gesamten Firmengelände gelten Maskenpflicht, Abstands- und Hygiene-Regeln.

Test einmal wöchentlich

Bei der Borbet GmbH setzt man auf die Variante der sogenannten Speichel-Schiebetests. Diese werden wie eine Art Lutscher unter die Zunge genommen und mit Speichel durchfeuchtet. Das Ergebnis steht schon nach einigen Minuten fest. „Wir meinen, das ist die für die Mitarbeiter angenehmste Form eines Tests“, meint Margot Borbet, Generalbevollmächtigte des Unternehmens. Einmal pro Woche werden die Tests den Mitarbeitern nun angeboten. Mehrere Personen würden zudem geschult, um die richtige Handhabung der Selbsttests zu erklären und zu überwachen.

An den Standorten Medebach und Hesborn seien insgesamt rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt, von denen sich aber ein großer Anteil im Homeoffice befinde. Zudem seien Büros durchweg nur noch mit einer Person besetzt. Rund 40 Prozent der Angestellten hätten sich bisher bereiterklärt, das Testangebot am Arbeitsplatz anzunehmen, „ich gehe davon aus, dass es mehr werden, wenn sich das Angebot eingebürgert hat“, sagt Margot Borbet. Was sie jedoch beschäftige, seien Fragen des Datenschutzes: Sie hält es zum Beispiel für problematisch, dass der Arbeitgeber durch die Tests umgehend erfährt, ob ein Mitarbeiter positiv getestet wurde.

Auch interessant

Bereits seit der Karwoche bieten Impuls, Puris und deren Logistik-Schwester TML ihren Mitarbeitern Schnelltests an, und zwar nicht nur den seit Dienstag verpflichtenden einen, sondern sogar zwei pro Woche. Rund 700 Mitarbeiter beschäftigt die Möbel-Gruppe. Die Test-Sets werden den Mitarbeitern ausgehändigt, die meisten, so Bernd Funke, Techn. Geschäftsführer von Impuls, nehmen den Test eigenverantwortlich zu Hause vor. Der eine ist für das Wochenende eingeplant, der andere unter der Woche. „So haben wir die größtmögliche Sicherheit für das Unternehmen und die Mitarbeiter fühlen sich sicherer.“

Gute Beteiligung

Die Beteiligungsquote sei hoch, sagt Jens Hartmann, Kaufm. Leiter bei Impuls. Das systematische Testen zahle sich aus. „Bisher ist alles gut gegangen.“ Der Umgang mit den Test-Stäbchen, anfangs sicher ungewohnt und nicht angenehm, sei mittlerweile Routine: „Was die Kinder in der Schule schaffen, sollte auch für Erwachsene kein Problem sein.“

Als halbherzig und „mit heißer Nadel gestrickt“ bezeichnet Jochen Fähnrich, geschäftsführender Gesellschafter der Fa. Oventrop, die Regelung. Seiner Meinung nach hätte die Pflicht zum Anbieten der Tests mit der Pflicht der Arbeitnehmer zum Testen einhergehen müssen und nicht nur mit dem Recht auf Tests.

Schon seit einiger Zeit hat das Unternehmen seine rund 1040 Mitarbeiter in Brilon und Olsberg per Aushang und Rundmail und in Abstimmung mit dem Betriebsrat dringend gebeten, sich wenigstens einmal pro Woche in den Test-Zentren testen zu lassen. Nur dort, so Fähnrich, sei wenigstens eine korrekte Testdurchführung gewährleistet, wenngleich die Schnelltests nur eine beschränkte Aussagekraft hätten.

Für die Belegschaft selbst seien 15.000 Test-Sets angeschafft worden. Sie werden über die jeweiligen Vorgesetzten ausgegeben. Auf dem Betriebsgelände dürfen sie jedoch nicht benutzt werden, das hat das Unternehmen untersagt – damit möglicherweise Teststäbchen von infizierten Mitarbeitern nicht herumliegen. Bei Oventrop hat es zwar auch einige Covid-19-Fälle gegeben – allerdings, und da sieht Jochen Fähnrich die Vorsorgemaßnahmen bestätigt – eine Ansteckung im Betrieb sei bisher nicht nachweisbar vorgekommen.