Hochsauerlandkreis. HSK-CDU-Chef Kerkhoff zeigt nach Kritik an der versuchten Einflussnahme auf WP-Berichterstattung vor der Wahl Reue und bittet um Entschuldung:

„Eine Beeinflussung der Medien lag und liegt mir völlig fern“, sagte CDU-Kreischef Matthias Kerkhoff der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Dass meine Äußerung anders verstanden werden konnte, bedauere ich und bitte um Entschuldigung.“ Kerkhoff hatte am Freitagvormittag in einer Email an die WP Lokalredaktionen Brilon, Meschede und Arnsberg im Hochsauerlandkreis aufgefordert, vor der Wahl Kandidatenkür Merz/Sensburg keine Leserbriefe in der WP zu dem Thema zu drucken , um die mehr als 400 Delegierten nicht zu beeinflussen. Die WP hatte diese Forderung mit aller Deutlichkeit zurück gewiesen.

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Hintergrund: Die CDU entscheidet am 17. April in einer Kampfabstimmung, wer für die Kreis-CDU als Kandidat für den Bundestag aufgestellt wird: Der amtierende Bundestagsabgeordnete Patrick Sensburg oder Friedrich Merz, der vor einigen Wochen erklärt hat gegen Sensburg antreten zu wollen. Im Sauerland wird das Thema kontrovers diskutiert.

Matthias Kerkhoff, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion und Kreisvorsitzender im HSK.
Matthias Kerkhoff, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion und Kreisvorsitzender im HSK. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Freiheit der Presse eines der höchsten Güter

Kerkhoff sagte jetzt der dpa: „Für mich ist die Freiheit der Presse eines der höchsten Güter unserer freien Gesellschaft. Dass meine Äußerung anders verstanden werden konnte, bedauere ich und bitte um Entschuldigung.“ Über die Frage, wer die Region künftig im Bundestag vertreten solle, werde „aktuell bundesweit diskutiert und umfangreich redaktionell berichtet“, so Kerkhoff. „Genau dies ist Auftrag der Medien und der politischen Willensbildung. Ich habe als Kreisvorsitzender meine Sorge äußern wollen, dass eine parteiinterne Debatte durch den vermehrten Abdruck von Leserbriefen noch weiter befeuert werden könnte.“

Kritik bei Facebook und Co.

Auch in sozialen Medien wurde der Vorstoß von Kerkhoff heftig kritisiert. „Die Meinung der Bevölkerung, auch wenn sie nicht CDU-Mitglieder sind, ist durchaus interessant in so einer Frage und gehört selbstverständlich veröffentlicht und ist ein Stück Presse- und Meinungsfreiheit. Man stelle sich nur mal vor, was los wäre, wenn die Grünen darum bitten würden, keine Leserbriefe mehr zur möglichen Kanzlerkandidatur von Herrn Habeck oder Frau Baerbock zu veröffentlichen“, schreibt ein Nutzer. Andere fragen: „Ist das keine Zensur?“ oder merken an: „Und das nächste „Eigentor“ der CDU!“

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Die Westfalenpost hatte Kerkhoffs Schreiben am Freitag selbst publik gemacht und betont, dass man weiter Leserbriefe zu dem Thema abdrucken werde, da sie zur politischen Willensbildung gehörten: „Dass im Vorfeld auch von innerparteilichen Kampfkandidaturen oder Kampfabstimmungen Medien Meinungsäußerungen zurückhalten, entspricht nicht unserem journalistischen Leitbild.“ (mit dpa)