Brilon. Sie stammt von 1899 und ist Teil der idyllischen Gudenhagener Allee: Die Tage der alten Briloner Bahnbrücke sind gezählt. Die Hintergründe:
Das Wander-Trio aus dem Kreis Heinsberg war am Wochenende auf der „Alte Hütte-Schleife“ unterwegs. 10,3 Kilometer lang ist diese Etappe des Gewerkenweges. Demnächst dürften rund 700 Meter hinzu kommen. Die Stadt Brilon will die alte Bahnbrücke an der Gudenhagener Alle abreißen. Grund: Die Unterhaltung ist zu aufwändig.
Rund 41.000 Euro hat die Stadt seit 2014 in die Sicherung der aus dem Jahr 1899 stammenden Brücke gesteckt. Bis 1994 hatte die Bahn das Bauwerk in Schuss gehalten. Dann war bundesweit die Unterhaltungslast von Stadtstraßen-Überquerungen an die jeweilige Kommune übergegangen. Seitdem hat die Stadt Brilon auch die Brücke über die Gleise und den Hoppecke-Bach im Bereich der Kläranlage Brilon-Wald finanziell „an der Backe“. Dort summierten sich die Unterhaltungskosten seit 2014 sogar auf rund 44.000 Euro.
Fangnetze gegen Steinschlag angebracht
2015 waren an beiden Brücken Netze angebracht worden, die herausbröckelnde Steine auffangen sollten. Die sind reichlich lädiert, auch weil Tiere an ihnen genagt haben sollen. 2019 waren beide Unterspannungen repariert worden.
Stadt Brilon hält Brücke für verzichtbar
Aus Sicht der Verwaltung ist die Brücke verzichtbar, da sie „nur eine Verbindung von zwei Privatwegen“ sei.
Durch den Wegfall der Brücke wäre der Fußweg vom Schmelterfeld bis zur Gudenhagener Allee entlang der B 251 und der Königsberger Straße rund 700 m bzw. bei Nutzung eines Trampelpfades rund 470 m länger.
Die Brücke als Teil der idyllischen Allee wird sowohl von den Bewohnern von Schmelterfeld und Pulvermühle wie auch von Besuchern und den auf Rollstuhl angewiesenen Bewohnern bzw. Patienten des Seniorenzentrums und des Wachkomahauses Oase genutzt.
Jedes Jahr nimmt die Stadt Sichtprüfungen an den beiden Bauwerken vor. Alle drei Jahre steht eine einfache Prüfung und alle sechs Jahre eine sogenannte Hauptprüfung an. Für die beiden letzteren muss die Stadt Ingenieurbüros beauftragen - und entsprechend in die Tasche greifen.
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2013 hatte es einen vernichtenden Statusbericht gegeben: Damals war die Brücke in die Schadensklasse 3,9 eingestuft worden - im Klartext: ungenügend. Als Sofortmaßnahmen folgten eine Sperrung der Brücke für Fahrzeuge über 12 Tonnen und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h. Das Befahren mit größeren und schwereren Fahrzeugen, so hieß es damals seitens der Verwaltung, sei „nicht mehr gewährleistet“. Lediglich Feuerwehrfahrzeugen wurde eine Ausnahme bis 16 Tonnen eingeräumt - allerdings nur mit Schrittgeschwindigkeit.
2013 Ersatzstraße gebaut
Damals führte die einzige Zufahrt zur Christophorus-Residenz und der dortigen Splittersiedlung über die Brücke - eine idyllische, rund 520 Meter lange, schnurgerade mit mächtigen Bäumen gesäumte Allee. Als Ersatz hatte die Stadt 2014 von der Königsberger Straße aus eine neue Zufahrt quer durch die grüne Wiese anlegen lassen. Kostenpunkt: rund 280.000 Euro. Ärgerlich: Bereits jetzt ist die Fahrbahn so lädiert, dass Ausbesserungen erforderlich sind.
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Was die Brücke angeht: Da hatte die Stadt schon 2014 festgestellt, dass sie kontinuierlich verfalle. Ein Abriss war damals auf rund 58.000 Euro kalkuliert worden. Um sie als Fußgängerbrücke zu erhalten, wäre eine „grundhafte Erneuerung“ nötig gewesen, für die es zwei Varianten gab. Kalkulierte Kosten: rund 94.000 Euro bzw.. 120.000 Euro. Und schließlich stand auch der Abriss mit einem Neubau als Fußgängerbrücke in Beton- oder Stahlbauweise im Raum. Das sollte bis zu rund 186.000 Euro kosten.