Twistetal/Korbach. Im Herbst 2019 wurde das Wurst-Wilke aufgrund von gravierenden Hygienemängeln wie Schimmel geschlossen. Jetzt gibt es eine Perspektive fürs Areal

Überraschende Wende in die Debatte über das Gelände der insolventen Wilke-Wurstfabrik in Berndorf: Das Land könnte den Abbruch der Fabrikhallen zu 50 Prozent fördern, um eine neue Nutzung des 35 000 Quadratmeter großen Areals zu ermöglichen. Dies habe ihm Staatssekretär Jens Deutschendorf (Bündnis 90/Die Grünen) aus dem hessischen Wirtschaftsministerium mitgeteilt, sagte Bürgermeister Stefan Dittmann: „Uns eröffnete sich eine neue Entwicklung, die bisher so nicht absehbar war für die Gemeinde Twistetal.“

Schließung nach schweren Hygienemängeln

Im Herbst 2019 wurde das Unternehmen Wurst-Wilke aufgrund von gravierenden Hygienemängeln wie verdorbene Ware, Schimmel und Fäulnis in den Räumlichkeiten geschlossen und ging in die Insolvenz. In der Wurst des Berndorfer Unternehmens waren Listerien-Keime nachgewiesen worden. 37 Krankheitsfälle, darunter drei Todesfälle, brachte das Robert-Koch-Institut mit Produkten der Firma in Verbindung. Die Waren wurden weltweit zurückgerufen. Restbestände an Lebensmitteln wurden ab dem 23. Oktober 2019 vernichtet.

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Deutschendorf habe in einem Schreiben vom 25. Februar erläutert, dass die Gemeinde aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) für den Abbruch der Fabrikhallen vom Land bis zu 50 Prozent Fördermittel bekommen könne. Somit wäre die Kommune in der Lage, das Grundstück „in ihrem Sinne neuen Nutzungen zuführen zu können.“ Das könne beispielsweise die Schaffung von Wohnraum oder sozialer Infrastruktur im Ortskern sein.

Vorbereitungen für den Förderantrag

Die dazu bei der NH-Wohnstatt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie werde wichtige städtebauliche Optionen für die Entwicklung des Areals aufzeigen, heißt es in Deutschendorfs Schreiben. Über den Verkaufserlös der Fläche werde sich der Eigenanteil der Gemeinde an den Kosten für den Abriss ganz oder zum größten Teil refinanzieren lassen.

Die Gemeinde hat direkt nach Eingang des Schreibens zusammen mit der NH-Wohnstatt die Vorbereitungen für den Förderantrag getroffen, wie Dittmann berichtet. „Wir brauchen jetzt einen verbindlichen Fördermittelbescheid, um zeitnah eine faktenbasierte Entscheidung treffen zu können, mit der sich alle Twistetaler Bürger anfreunden können“, erklärt der Rathauschef.

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Dabei spielten finanzielle Hilfen eine große Rolle. Dittmann schätzt, dass auch andere Förderprogramme für die Verwertung des Geländes genutzt werden könnten.Das Kaufangebot der Firma Müller aus Twiste für das Wilke-Gelände ist von der Tagesordnung der Gemeindevertretersitzung am Dienstag genommen worden. Dafür hätten sich die gemeindlichen Gremien mehrheitlich ausgesprochen, so Dittmann. Für die Firma Müller würden neue Lösungen gesucht und beraten.

Ende 2020 wurde mithilfe eines Zuschusses des Landkreises von 500.000 Euro das Areal von der Gemeinde gekauft. Das Unternehmen Müller aus Twiste legt ein Kaufangebot vor. Daraufhin entbrannte eine Kontroverse in der Gemeinde. (WLZ)