Winterberg. Seit fast 15 Monaten befindet sich das St.-Franziskus-Hospital im Insolvenzverfahren. Das sagt die Führungsetage zu den Aussichten:

Fast 15 Monate im Insolvenzverfahren und kein Investor in Sicht: Wie soll es weitergehen mit dem St.-Franziskus-Hospital? „Wir haben einen langen Weg hinter uns und hatten gehofft, es ginge schneller“, räumt der Generalbevollmächtigte, Dr. Christoph Niering, im Videotelefonat mit der WP ein.

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Von seinen Erlösen allein kann das Krankenhaus in jetziger Form nicht überleben, weder aktuell noch perspektivisch. Einen fixen Termin, an dem das Ende der Fahnenstange erreicht sei, gebe es aber weiterhin nicht, so Niering. „Durch die Ausgleichszahlungen der Sozialversicherungsträger haben wir automatisch eine schwarze Null, aber nie Gewinne.“

Die finanzielle Lage sei also relativ sicher, alle Gehälter und Rechnungen würden zuverlässig gezahlt. Trotzdem könne es so nicht für alle Zeiten weitergehen. „Das Land trägt Investitionen in Diagnostik, Geräte und Neubaumaßnahmen. Aber nicht in die laufende Instandhaltung. Zwar ist die Immobilie weitgehend in Ordnung, aber dieses Problem muss auf Dauer geklärt werden.“

Verbindung mit anderem Krankenhaus gesucht

Die favorisierte Lösung wäre eine Fusion oder ein Verbund mit einem anderen Haus. Mit Interessenten sei man „immer mal wieder“ im Gespräch, aber es werde keinen geben, der das Winterberger Krankenhaus für sich allein betreiben wolle. „Es muss eine Rückkopplung geben mit einem anderen Haus.“ Wie eine solche aussehen könnte, dafür gibt es offenbar verschiedene Optionen. Anfang Dezember war aus Brilon zu erfahren gewesen, dass aufgrund eines Vetos aus Düsseldorf Pläne gescheitert waren, eine abgespeckte Version des St.-Franziskus-Hospitals ins Briloner Maria Hilf einzubinden.

Das hatte Fragen aufgeworfen, was genau mit „abgespeckte Version“ gemeint sein könnte – am Ende eine Abkehr von dem Versprechen, für den Erhalt des St. Franziskus als „echtes“ Krankenhaus zu kämpfen? Nein, sagen Niering und Geschäftsführer Andreas Pulver. „Wir verstehen das Haus als Grund- und Regelversorger.“

Exakt definiert ist dieser Begriff nicht, deshalb erläutert Niering: „Es geht um den Erhalt der Versorgung internistischer und chirurgischer Akutfälle inklusive der dafür nötigen Operationssäle und einer Intensivstation – nicht bloß eine Ambulanz mit einigen Betten.“ Diese Maßgaben gälten in allen Verhandlungen. Ebenso habe man mit keinem Interessenten bisher über einen Personalabbau verhandelt.

Dass das St. Franziskus aber möglicherweise nicht dauerhaft seine 100 Betten behalte, das sei schon denkbar, ebenso wie Zusammenlegungen im Verwaltungs- und Dienstleistungsbereich. Obwohl die erwähnten Pläne mit dem Maria-Hilf-Krankenhaus in Brilon gescheitert seien, sei auch eine Kooperation mit diesem Haus nicht dauerhaft vom Tisch. Änderten sich Rahmenbedingungen, könnten sich auch Perspektiven ändern.

Die Auslastung des St.-Franziskus-Krankenhauses liege derzeit bei etwa 70 Prozent und habe sich im Vergleich zur jüngeren (Corona-)Vergangenheit damit deutlich erhöht. Dafür sorge vor allem die renommierte Endoprothetik. Zudem entscheide sich wohl in den nächsten zwei bis drei Wochen, ob die vakante Stelle eines Sektionsleiters für die Geriatrie neu besetzt werden könne. Es gebe Kandidaten und er, Pulver, sei „optimistischer als sonst“.

Kritik an Kreis und Landrat

Solange kein Investor gefunden ist, steht bekanntlich – weil das St. Franziskus als unverzichtbar für die Region eingestuft ist – auch immer noch eine andere Option für eine Übernahme im Raum: die öffentliche Hand. In diesem Fall durch den Hochsauerlandkreis, da die Südkreis-Kommunen finanziell nicht in der Lage wären, das Krankenhaus zu übernehmen.

Wie weit ist man mit der Vorbereitung dieses Plan B? Offenbar noch nicht sehr weit. Nach Auskunft der Pressestelle des Kreises sind derzeit keine Gesprächstermine zwischen Landrat und Krankenhausleitung terminiert. Ebenso sei das Thema auf absehbare Zeit für keine Kreistags- oder Ausschusssitzung zur Diskussion vorgesehen. Lediglich „der Ältestenrat ist – soweit dem HSK die Informationen vorliegen – zwei Mal durch den Landrat informiert worden“, teilte Kreis-Pressesprecher Martin Reuther gestern mit. Der Inhalt bisheriger Gespräche sei vertraulich.

„Alle hoffen, dass es ohne öffentlichen Träger geht“, sagt der Generalbevollmächtigte Niering – lässt aber auch durchblicken, dass die Gespräche mit dem Kreis aus seiner Sicht bisher nicht befriedigend verlaufen. Denn es bestehe die Möglichkeit, dass kein weißer Ritter in Gestalt eines Investors oder Partners nach Wunsch geritten komme.

Niering packt das diplomatische Wörterbuch aus: „Es wäre deshalb eventuell gut, das Thema als Plan B prophylaktisch zu vertiefen. Aus meiner Sicht gibt es zudem einen Unterschied zwischen einer juristisch nicht gegebenen Notwendigkeit zu Verhandlungen und einer vorausschauenden öffentlichen Daseinsvorsorge.“

Aus Meschede kommt eine wesentlich knappere Antwort auf die Frage, ob es Gesprächswünsche seitens der Krankenhausführung gegeben habe, denen der Kreis nicht entsprochen habe: „Nein.“