Winterberg. Die Auflösung der Krankenhaus-gGmbH habe „keine Auswirkungen“, versichert der Generalbevollmächtigte. Doch die Verunsicherung wächst.
Eine Eintragung im Handelsregister lässt aufhorchen: Die St.-Franziskus-Hospital gGmbH Winterberg, Trägergesellschaft des Krankenhauses, ist am 19. Februar aufgelöst worden. Diese Tatsache wirft Fragen auf, wer nun Träger des insolventen Hauses ist.
Dazu stellte die WP am Freitag Vormittag (28.2.) schriftlich folgende Fragen an den neuen Geschäftsführer Andreas Pulver und den Generalbevollmächtigten Dr. Christoph Niering: 1. Warum wurde die Gesellschaft aufgelöst? 2. Wer hat dies gegebenenfalls beantragt? 3. Wer ist seitdem der Träger des Krankenhauses? 4. Welche Auswirkungen hat die Auflösung für Betrieb und Mitarbeiter des Krankenhauses? 5. Über welches Vermögen verfügte die Gesellschaft zuletzt und an wen ist dieses übergegangen? 6. Was sind die neuesten Informationen in puncto künftige Trägerschaft?
Am Abend beantwortete Niering per Mail zumindest einige dieser Fragen. Es handele sich um einen „formalen Akt, der keine Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit oder den Bestand der Gesellschaft hat.“ Weiterbestand trotz Auflösung? „Zugegebenermaßen ist dies für den juristischen Laien auf den ersten Blick irritierend“, fügte Niering hinzu.
Auf die weiteren Fragen nahm er keinen Bezug. Juristische Laien sind die meisten Betroffenen des Insolvenzverfahrens. Konkrete Informationen fehlen, weshalb sich zunehmend Unsicherheit ausbreitet.
Kreis- und Stadtpolitik sind „außen vor“
Wie geht es weiter? „Das ist eine sehr gute Frage“, meint auch Hans Walter Schneider, der für die SPD im Kreistag und im Winterberger Rat sitzt. Von der Politik sei jedoch derzeit niemand in das Verfahren eingebunden, daher sei der Stand der Dinge auch ihm unbekannt.
Da das Krankenhaus – falls sich kein Investor findet – bekanntlich vom Kreis übernommen werden müsste, erstaunt die generell äußert zurückhaltende Informationspolitik der Geschäftsführung auch Schneider. „Wir [im Kreistag] müssten ja gegebenenfalls die Entscheidung [über eine Übernahme durch den Kreis] fällen und wissen gar nicht, wie diese entstanden ist.“ Die Unsicherheit trage auch dazu bei, die Mitarbeiter nervös zu machen.
Bisheriger Verlauf des Verfahrens
Das St.-Franziskus-Hospital stellte Anfang November 2019 einen Insolvenzantrag .
Das Insolvenzverfahren in Eigenregie wurde Anfang Februar eröffnet.
Mitte Februar wurde bekannt, dass im Zuge des Verfahrens Geschäftsführerin Agnes Hartmann abgelöst und durch Andreas Pulver ersetzt worden war – dieser habe in dem schwierigen Verfahren mehr Erfahrung.
Das sieht Martin Schnorbus (CDU), ebenfalls vertreten in Rat und Kreistag, ebenso. Er erfuhr erst von der WP von der Auflösung der Gesellschaft. „Die Politik ist seit Wochen außen vor. Ebenso der Verwaltungsrat, wie uns der darin vertretene Bürgermeister Werner Eickler immer wieder glaubhaft versichert.“
Potenzieller Investor abgesprungen?
Ein wenig beruhige es ihn, dass die Bezirksregierung die Unverzichtbarkeit des Krankenhauses klar festgestellt habe. Vonseiten der Geschäftsführung werde lediglich versichert, dass das Verfahren in erfahrenen Händen sei und man Vertrauen haben solle.
Doch je länger die Phase der Unsicherheit dauere, desto mehr Verständnis habe er für Mitarbeiter, die sich umorientieren. „Das ist ein Aderlass, der noch sehr weh tun könnte.“
In Ermangelung verlässlicher Informationen schießen derweil die Gerüchte ins Kraut. Aus Insiderkreisen erfuhr die WP, dass der bis heute ungenannt gebliebene potenzielle Investor, mit dem verhandelt wurde, inzwischen abgesprungen sei.
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Angeblich soll nun stattdessen über eine mögliche Kooperation einzelner Stationen mit dem Krankenhaus in Bad Berleburg verhandelt werden. Das dortige Hospital gehört zur Vamed-Holding, dem nach eigenen Angaben weltweit führenden Anbieter für Krankenhäuser und andere Einrichtungen im Gesundheitswesen. Offiziell hatte es noch im Januar vom Generalbevollmächtigten Niering geheißen, große Krankenhausträgergesellschaften würden sich nicht für das St. Franziskus interessieren, da es zu klein sei.