Hochsauerlandkreis. Mitarbeiter sollen besser vor Corona in Kitas geschützt werden. Das fordern Einrichtungen im HSK. Was sie bewegt und wie der Schutz aussehen soll

Erzieher in Kitas haben genug gesehen von den Folgen der Corona-Pandemie in ihrem beruflichen Alltag. In einem Brandbrief an Ministerpräsident Armin Laschet und seinen Vertreter Joachim Stamp erklärt die gewählte Mitarbeitervertretung von sieben Kitas im Erzbistum Paderborn, ihren dringenden Appell, der mehr Sicherheit für alle zur Folge haben soll.

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Zu den Kitas gehören auch die Katholischen Kindergarteneinrichtungen Hochsauerland-Waldeck. Stellenweise sind sie zu mehr als 50 Prozent ausgelastet, andere zu 30 Prozent. Aber die Tendenz steigt, wie Renate Mailand, Mitarbeitervertreterin im HSK, erklärt. „Je länger der Lockdown andauert, umso schwieriger ist es für die Eltern, dieses Pensum zu stemmen. Es gibt Brennpunkt-Kitas im Hochsauerland, wo Eltern stellenweise auch nicht verstehen, dass die Kinder nur im Notfall vorbeigebracht werden sollen.“

Zu viele Eltern bringen Kinder in Kitas

Vor allem Eltern mit Migrationshintergrund hätten Probleme die Folgen des Lockdowns zu verstehen. Aber auch beim Thema Inklusion sind die Kitas sehr gefragt. Die Mitarbeiter wollen eine entsprechende Betreuung ermöglichen trotz der schwierigen Bedingungen. Doch die Mitarbeitervertretungen machen sich Sorgen um die Kollegen, wenn es an den Eltern liegt zu entscheiden, ob das Kind in die Kita geschickt wird oder nicht. Ein großer Unterschied zum ersten Lockdown, als lediglich nur systemrelevante Berufsgruppen diese Entscheidungsgewalt hatten.

„Als Mitarbeitervertretungen haben wir eine besondere Verantwortung dafür, dass die bei uns tätigen Mitarbeiter während der andauernden Corona Pandemie gesund und sicher ihrer Arbeitnachgehen können und dass sie dies auch nach überstandener Pandemie noch können“, heißt es in dem Brief an die Ministerpräsidenten. Mailand hat Verständnis für die Situation und weiß, dass auch Eltern an der Belastungsgrenze sind, wenn der eigene Nachwuchs neben dem Homeoffice noch bespaßt und versorgt werden muss. Doch mit dem starken Andrang auf die Kitas, der ähnlich hoch ist, wie noch im ersten Lockdown, gehen auch erhöhte gesundheitliche Risiken einher.

Betreuung auf Abstand funktioniert nicht

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Denn die Betreuung auf Abstand funktioniert nicht. Kinder brauchen Nähe, müssen getröstet werden, Windeln müssen gewechselt werden. Eine Maske tragen ist kaum möglich, wenn die Kommunikation vor allem über Gestik und Mimik stattfinden muss, wie beispielsweise bei Kindern unter drei Jahren. „Im ersten Lockdown konnten Mitarbeiter, die zur Risikogruppegehören, auch Zuhause bleiben. Das geht jetzt nicht mehr. Wenn ein Kollege ausfällt, muss dort eingesprungen werden. Die Kinder in den Gruppen variieren ebenfalls stark im Gegensatz zum ersten Lockdown. Die Gesundheitsgefährdung ist sehr groß und die psychische Belastung in dem Zusammenhang ebenso“, sagt Mailand.

Die Betreuung kann bei den kalten Temperaturen auch nicht zum Teil nach draußen verlegt werden. Das im ersten Lockdown im Frühjahr vergangenen Jahres noch anderes. „Von Seiten der Politik wird jeden Morgen zuerst auf die aktuell gemeldeten Corona zahlen geschaut. Bei Mitarbeitern und Dienstgebern ist die erste Frage am Morgen: Welche Kita ist in Quarantäne? Wann trifft es uns?“ heißt es im Schreiben weiter.

Schulen hätten höhere Wertigkeit

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Mailand und Kollegen fragen sich auch, wieso Kindertageseinrichtungen eine andere Wertigkeit und Beachtung erhalten als Schulen. Denn während Kinder noch bis zum 31. Juli 2020 die Kitas besuchen konnten, sollten sie nach der Einschulung am 1. August plötzlich die Schule meiden, weil sie eine gesundheitliche Gefahr für die Lehrer darstellen. „Die enorme gesundheitliche Gefährdung der Erzieher in der Kinderbetreuung hat politisch und öffentlich viel zu wenig Aufmerksamkeit“, sagt Mailand klar.

Sie und ihre Kollegen sind außerdem darüber verärgert, dass oft davon gesprochen wird, dass Schulen und Kitas geschlossen sind. Ein Umstand, der in NRW nicht stimmt, denn die Kinder können offensichtlich weiterhin zur Kita gehen.

Impfstrategie soll angepasst werden

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Daher fordert die Mitarbeitervertretung, dass es klare politische Vorgaben und Regeln für den Besuch der Tageseinrichtungen gibt. Die Impfstrategiesoll außerdem geändert werden, denn „Erzieher sind die einzigen, die ohne Abstand und Maskearbeiten und sollten daher auch früher geimpft werden“, heißt es im Brief. Eine verlässliche Teststrategie für die Erzieher soll ebenso eingeführt werden wie ein Schutz der Risikogruppen und Lüftungsgeräte für die Tageseinrichtungen.

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Es ist nicht der erste Brandbrief an die Regierung. Bereits vor zwei Wochen schickten die Fachberatungen der Evangelischen Kindertagesstätten aus dem Hochsauerlandkreis einen Brandbrief an das Ministerium und wünschten sich mehr Pflichten statt Appelle, um Mitarbeiter schützen zu können.