Brilon/Marsberg/Winterberg. Immer neue Vorgaben und nur wenig Informationen: Viele Schulleiter im HSK zeigen sich verärgert über das Lockdown-Management des Landes:
Für Schüler, Eltern, Lehrer und Schulleitungen war das Corona-Jahr 2020 eine große Herausforderung mit vielen Unsicherheiten und Schwierigkeiten. Der Dezember-Lockdown mit der Möglichkeit von Präsenz- und Distanzunterricht bringt eine neue Situation und viel Ungewissheit in den Hochsauerlandkreis. Das sagen Lehrer und Schulen
Marienschule Brilon
„Nachdem wir den ersten Ärger über den ungünstigen Zeitpunkt der Bekanntgabe der neuen Regelungen überwunden hatten, haben wir als Schulleitungsteam bereits eine halbe Stunde nach der Pressekonferenz von Herrn Laschet die relevanten Informationen auf unserer Internetseite veröffentlicht“, sagt Jürgen Mehler, Schulleiter der Marienschule in Brilon.
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Zeitgleich seien die Kolleginnen und Kollegen über die dienstlichen E-Mail-Adressen über das weitere Vorgehen informiert worden. „Bereits seit März nutzen wir unsere Homepage als zentrales Informationsmedium für Eltern, Schülerinnen und Schüler und Lehrende. Dieses Vorgehen hat sich bewährt.“ Große Verwirrung habe dann ab Sonntagnachmittag allerdings geherrscht, als in den Medien davon gesprochen wurde, dass die Schulen ab Mittwoch geschlossen würden. Sonntagabend habe eine Schulmail klargestellt, dass bis Freitag lediglich die Präsenzpflicht ausgesetzt ist.
Am Montag seien etwa zweidrittel aller Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 7 anwesend gewesen, „in einigen Klassen fehlten mehr, in anderen weniger.“ Klassenarbeiten würden in dieser Woche nicht geschrieben, lediglich die mündlichen Prüfungen in Englisch der Jahrgangsstufe 9 seien wie geplant durchgeführt worden, da immer nur zwei Schülerinnen und Schüler gleichzeitig zur Prüfung erscheinen müssten. „Die geringere Schülerzahl haben wir dazu genutzt, die Sitzordnung etwas zu entzerren. Die Kolleginnen und Kollegen, die Unterricht in den Jahrgangsstufen 8 bis 10 auf Distanz organisieren, haben die Möglichkeit, dies im Homeoffice zu leisten, so dass auch die Dichte im Lehrendenzimmer geringer wird.“
Für den Unterricht auf Distanz werde das vom Schulträger, dem Erzbistum Paderborn für alle erzbischöflichen Schulen zur Verfügung gestellte „Schulportal“ genutzt. „Dies funktioniert wie ein virtuelles Abbild der Schule. Den Lernenden können Aufgaben gegeben werden, Lesezeichen funktionieren beispielsweise als Links zu selbstproduzierten Erklärvideos und Videokonferenzsysteme ermöglichen datenschutzkonforme Unterrichtseinheiten online. Um die Organisation in der Familie zu erleichtern, verzichten wir aber weitestgehend auf synchrone Wissensvermittlung, da es in vielen Familien nicht möglich ist, dass zwei oder mehr Kinder gleichzeitig an verschiedenen Geräten an Online-Stunden teilnehmen.“ Es bleibe unbestritten, dass der Präsenzunterricht die beste weil unmittelbarste Form der Wissensvermittlung sei, „und wir hoffen sehr, dass wir im kommenden Jahr wieder schnellstmöglich zum Präsenzunterricht zurückkehren können“, sagt Jürgen Mehler.
Geschwister-Scholl-Gymnasium Winterberg
„Nachdem wir die Regelungen gesichtet und intern geklärt haben, wie wir mit den einzelnen Aspekten wie z.B. Klassenarbeiten und Klausuren umgehen, informieren wir die Schulgemeinde so schnell wie möglich per Mail und über unsere Homepage; oftmals können wir unsere Informationen aber erst nach den Medienberichten übermitteln, da uns die offiziellen Informationen zurzeit der Medienberichte noch nicht vorliegen“, erklärt Ulrich Cappel, Schulleiter des Gymnasiums.
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Von den insgesamt 302 Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 5 bis 7 befinden sich insgesamt 80 noch in Quarantäne, so dass am Montag 222 Schülerinnen und Schüler hätten anwesend sein können, vor Ort waren letztlich 146. „Wir nutzen die Lernplattform LOGINEO LMS. Auch bei den bereits zuvor aufgetretenen Quarantänefällen, bei denen zum Teil ganze Jahrgangsstufen betroffen waren, hat ja bereits Lernen auf Distanz stattgefunden.“
Gymnasium Petrinumin Brilon
Johannes Droste, Schulleiter des Petrinum in Brilon, gibt an, recht kurzfristig informiert worden zu sein: „Bereits im Verlauf des Freitagnachmittags haben wir die Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern und Erziehungsberechtigten sowie die Lehrkräfte per Email in Kenntnis gesetzt. Zudem wurden in dieser Informationsmail die ersten organisatorischen Maßnahmen, die die Schulleitung unverzüglich konzipiert und beschlossen hatte, mitgeteilt“ Angesetzte Klassenarbeiten und Klausuren würden entfallen oder nach den Ferien nachgeholt oder durch andere Formen der Leistungsmessung ersetzt, Klausuren der Oberstufe würden stattfinden. Regelungen zum Distanzlernen beinhalten Aufgaben und Arbeitsmaterial via Moodle-Plattform, mindestens eine bzw. zwei Video-/-Audiokonferenzen oder Chats. All das regelt Johannes Droste noch am Freitag, dem 11. Dezember. Über das Wochenende kommen differenziertere Informationen. „Einige Eltern äußern ihre Sorge, dass vom Präsenzunterricht abgemeldete Kinder trotz Chats und Aufgaben via Moodle bei nachgeholten Klassenarbeiten Nachteile gegenüber ihren Klassenkameraden haben könnten. Das wird selbstverständlich verhindert, indem auf die Einführung neuer und umfangreicher Inhalte oder Kompetenzen in dieser einen Woche verzichtet wird“, sagt Johannes Drosten, bezogen auf die Jahrgangsstufen 5 bis 7. „Wir freuen uns allerdings sehr darüber, dass uns neben einigen technischen Fragen auch viele Worte des aufmunternden Dankes erreichen, in denen eine hohe Wertschätzung der Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer zum Ausdruck kommt; dies kann man auch dahingehend zurückgeben, als dass die allermeisten Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern viel Verständnis dafür zeigen, dass vielleicht doch nicht alles bei diesen kurzfristigen Regelungen ganz reibungslos klappt.“
Die Jahrgangsstufen 8 bis Q2 würden aktuell in Distanz unterrichtet. Ausnahme: zu Klassenarbeiten in der Jahrgangsstufe 9 sowie Klausuren in der Oberstufe kommen die Schülerinnen und Schüler kurz vor Beginn und verlassen unmittelbar nach Schluss die Schule wieder. In den Jahrgängen 5 bis 7 seien aktuell knapp 30 Prozent vom Präsenzunterricht abgemeldet.
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„Dieser Wert variiert aber stark: von weniger als 10 Prozent abgemeldeter Schülerinnen und Schüler in einer Klasse bis zu fast 50 Prozent in einer anderen.“ Schulgebäude und –gelände seien demzufolge nur wenig frequentiert. Die Lehrkräfte hätten bereits am Wochenende ihren Unterricht anders konzipiert – durch Intensivierung des aufgabengesteuerten Lernens, Umstrukturierungen von Unterrichstreihen.
„Die Nutzung von Video- und Audiochats bzw. –konferenzen ist auf mindestens einmal in der Woche festgesetzt in Fächern, die an einem oder zwei Tagen unterrichtet werden, bei Fächern mit drei Unterrichtstagen auf mindestens zweimal“, erklärt Johannes Droste weiter.
Carolus-Magnus-Gymnasium in Marsberg
Am Carolus-Magnus-Gymnasium in Marsberg fällt es Schulleiter Dr. Markus Bohnensteffen schwer, ein Schema hinter den Plänen der Eltern zu erkennen, wenn es um die Entscheidung zwischen Präsenz- und Distanzunterricht geht.
„Die eine Klasse ist beinahe komplett zuhause und dafür ist eine andere nahezu vollzählig im Klassenraum.“ Aber der Anteil der Schüler im vor Ort ist vergleichsweise gering. Circa 40 Prozent, so schätzt der Schulleiter, werden noch im Klassenzimmer unterrichtet. Am vergangenen Freitag setzten sich die Verantwortlichen der Schule zusammen und überlegten, wie sie auf die Neuigkeiten von Seiten des Schulministeriums reagieren können und die Herausforderungen, die dadurch beispielsweise bei Klausuren entstehen. Die Informationen gingen dann an die Eltern und wurden auf der Schul-Homepage veröffentlicht. „Von Eltern kamen öfter Nachfragen, weil sie in den Medien gehört hatten, dass ab Mittwoch die Schulen geschlossen seien. Aber das ist in NRW natürlich nicht so. Es herrscht viel Unsicherheit in dem Bereich“, erklärt Dr. Bohnensteffen. Auch das Gymnasium in Marsberg greift auf die Lernplattform Logineo und sichert so den Unterricht aus der Distanz. Die Aufgaben für die Schüler konnten dort auch in der kurzen Vorbereitungszeit problemlos bereitgestellt werden.