Brilon/Olsberg. Drei Kita-Leiterinnen aus Brilon und Olsberg erzählen, wie ihre Mitarbeiterinnen, Eltern und Kinder mit den Folgen der Corona-Krise klar kommen.

Händewaschen, Maske tragen, keine Feste – das ist jetzt Alltag. Corona - Alltag . Das sagen alle Kita-Leitungen aus Olsberg und Brilon auf die Frage, wie die Kinder und Mitarbeiterinnen mit den Einschränkungen umgehen. Kitas aus Olsberg und Brilon handhaben die Pandemie teils unterschiedlich. Sie alle sagen aber, dass die Kinder bewundernswert auf die Ausnahmesituation reagieren.

Sind die strengen Hygienemaßnahmen und Regeln eine große Umstellung im Kita-Alltag?
„Die Regeln und die Hygienemaßnahmen sind für uns alle eine große Herausforderung. Die Kinder mussten lernen, wie man gründlich die Hände wäscht, wir alle mussten lernen, wie Abstandsregeln eingehalten werden. Auch heute muss man sich immer mal wieder daran erinnern“, sagt Brigitte Klaucke vom Familienzentrum Olsberg.

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Ina Prior von der Kita St. Nikolaus Olsberg
Ina Prior von der Kita St. Nikolaus Olsberg © WP | Kita

Mit den Kindern werde in regelmäßigen Abständen die Hygienetafel besprochen. Ina Prior, Leitung der Katholischen Kita St. Nikolaus in Olsberg, bestätigt, dass die Regeln den Alltag belasten. „Kinder dürfen nicht mehr so selbstständig sein, denn sie dürfen sich nicht mehr selbst die Getränke einschütten oder das Essen nehmen. Mittagessen wird nur mit Abstand durchgeführt und die Erzieherinnen tragen Masken. Natürlich ist das mittlerweile normal für uns. Und es ist bewundernswert, wie die Kinder selbst auf die Maßnahmen achten.“ Leiterin der DRK Kita in Brilon, Anne-Marie Scharfenbaum, findet, dass die Hygieneregeln schon Alltag sind. „Wir haben uns daran gewöhnt. Und in vielen Dingen macht es die Kinder selbstständiger.“: Händewaschen, An- und Ausziehen allein, weil die Eltern nicht mit in die Kita dürfen.

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Schwierig sei das Betretungsverbot für die Eltern, denn so würden diese nicht mehr viel vom Kita-Alltag mitbekommen. „Das ist eine Umstellung und für uns sehr Personalintensiv. Wir versuchen, mittags immer jemanden aus der Gruppe mit dem Kind an die Tür zu schicken, damit die Eltern wenigstens so ein Feedback bekommen“, erklärt Anne-Marie Scharfenbaum. Zudem lade sie Informationen und Alltags-Geschehnisse auch auf die Website der Kita hoch. „Das Teilhaben am Geschehen fällt weg. Wir versuchen, das über die Elternbriefe zu kompensieren.“ Durch das Betretungsverbot für Eltern ist die Bring- und Abholphase der Kinder in allen Kitas mit erheblichem Mehraufwand verbunden.

Anne Marie Scharfenbaum leitet die DRK-Kita in Brilon.
Anne Marie Scharfenbaum leitet die DRK-Kita in Brilon. © WP


Wie reagieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Eltern und Kinder auf die Umstellung?
„Die Eltern sind sehr verständnisvoll“, sagt Ina Prior. „Wir begründen viele unserer Maßnahmen schriftlich, um Verständnis zu wecken - aber das ist bisher wirklich gut gelaufen. Wir bekommen viele Informationen vom Ministerium und leiten diese teils auch an die Eltern weiter, wenn sie dafür bestimmt sind. Das sorgt für ein gute Gefühl.“

Welche Sorgen werden an Sie als Leitung herangetragen?
„Viele Eltern sind in Kurzarbeit, andere Eltern haben in der letzten Zeit mehr Stunden durch ihre Arbeitgeber angeboten bekommen. Dadurch haben sich auch Stundenbuchungen verändert“, erklärt Brigitte Klaucke vom Olsberger Familienzentrum. Einige Eltern brauchten mehr Stunden, als vorher angeben worden war. Die streng geregelten Abholzeiten seien auch für manche Eltern häufig eine logistische Herausforderung. „Die Eltern teilen uns schon häufig ihre Sorgen mit, die wichtigste Frage ist immer wieder: ,Bleibt der Kindergarten geöffnet?’“, so Brigitte Klaucke. Auch an Ina Prior wird diese Frage am häufigsten herangetragen. „Natürlich sind die Eltern selbst in der Pflicht, ihre Kontakte zu reduzieren, um eine Schließung zu vermeiden. Aber das läuft, soweit ich das mitbekomme, gut.“

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„Die Sorge der Mitarbeiter ist natürlich die Ansteckungsgefahr“, betont Brigitte Klaucke. „Das Tragen der Masken ist für das Personal jeden Tag eine große Herausforderung, ebenso die Nähe zum Kind, das auch oftmals getröstet werden muss.“

Wie reagieren Eltern richtig, wenn ihr Kind eine Schnupfnase hat?
Diese Regeln schreibt das Land vor – daran halten sich alle Kindertagesstätten. Bei einem Erkältungssymptom müssen die Kinder 24 Stunden daheim beobachtet werden. Kommt kein weiteres Symptom dazu, darf das Kind wieder gehen. Hat es zwei Symptome, darf es die Kita nicht betreten. „Wir sind auf die Mitarbeit der Eltern angewiesen und müssen ihnen vertrauen können. Aber das klappt, denn die Eltern sind sehr vorsichtig“, sagt Anne-Marie Scharfenbaum. „

DBrigitte Klaucke aus dem  Familienzentrum Olsberg.
DBrigitte Klaucke aus dem Familienzentrum Olsberg. © Stadt Olsberg | Stadt Olsberg

Die Eltern werden von uns regelmäßig über Erkältungskrankheiten informiert. Die entsprechenden Regeln sind oft für die Eltern schwer einzuhalten, werden aber hervorragend gemeistert“, sagt Brigitte Klaucke. Das bestätigt Ina Prior. „Wir wissen natürlich auch, dass nicht jede Schnupfnase lange Zuhause bleiben kann. Wir sind darauf angewiesen, dass Eltern ihre Kinder gut beobachten, das tun wir ebenfalls. Sollte das Kind zu krank sein, rufen wir an und lassen es abholen.“
Welche Kita-Aktionen sind möglich?

Brigitte Klaucke versucht, den Alltag der Kinder so normal wie möglich zu gestalten. Laternen basteln, ein interner Umzug, aber auch die Nikolausgeschichte zur Weihnachtszeit gehören dazu. Ina Prior hat alle Festivitäten abgesagt. „Wir werden interne Lösungen finden, um auch das Weihnachtsfest für die Kinder zu gestalten.“ So liefert die Kolpingfamilie Stutenkerle zum Nikolaustag, der Umzug fällt aus. „Wir haben alle Aktionen abgesagt, um die Kinder und vor allem die Mitarbeiterinnen der Gruppen nicht zu durchmischen. Das ist sehr schade, aber nicht anders zu handhaben“, so Anne-Marie Scharfenbaum.

Wie reagieren Kinder auf die Pandemie-Situation?
Zuerst kamen die Kinder nach dem Lockdown vereinzelt in die Kita St. Nikolaus in Olsberg zurück. Leiterin Ina Prior gestaltet den Alltag mit Büchern und Liedern so normal wie möglich für die Kinder in den Notgruppen. „Nach dem ersten Lockdown kamen die Kinder etwas verhalten wieder“, so Brigitte Klaucke. „Dieser Zustand war aber nach zwei Tagen erledigt, da wir mit den Kindern sofort eine Schauwand über das Coronavirus erstellt haben. Was ist Corona, wie können wir uns schützen usw.“ Die Kinder seien von ihren Eltern gut vorbereitet worden. Durch die Gespräche mit den Kindern, konnten die Mitarbeiter ihnen ein wenig die Angst nehmen. Ängste hat Anne-Marie Scharfenbaum in der DRK-Kita nicht festgestellt. Die meisten Kinder seien entspannt, teils stolz auf die Maske, die einige schon tragen. „Für Schulkinder ist das Jahr allerdings nicht sehr schön, Übernachtungsaktionen fallen aus. Wir versuchen intern Highlights für sie zu schaffen. „Corona zwingt uns alle, umzudenken und flexibel zu sein.“