Hochsauerlandkreis. Der südwestfälische Europaabgeordnete Dr. Peter Liese kritisiert das schärfere Klimaziel des EU-Parlaments. Er spricht von einer Herkulesaufgabe.

Seit Jahren setzt sich der südwestfälische Europaabgeordnete Dr. Peter Liese für ambitionierten Klimaschutz in der Europäischen Union ein. Er freut sich, dass insbesondere durch das Engagement der jungen Menschen bei Fridays for Future das Thema Klimapolitik in den letzten Monaten ganz oben auf die Tagesordnung gekommen ist und sich die Europäische Union mittlerweile auf das Ziel der Klimaneutralität verpflichtet hat.

Der Europaabgeordnete MdEP Peter Liese äußert sich zum Thema Klimaschutz und ruft zu einem anderen Reiseverhalten auf.
Der Europaabgeordnete MdEP Peter Liese äußert sich zum Thema Klimaschutz und ruft zu einem anderen Reiseverhalten auf. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Was eine Mehrheit aus Grünen, Sozialdemokraten, Linken und Liberalen im Europäischen Parlament allerdings vergangene Woche beschlossen hat, geht auch ihm zu weit. Die Abgeordneten wollen die Emissionen nicht nur wie von der Kommission unter Ursula von der Leyen um 55 Prozent bis 2030 reduzieren, sondern sogar um 60 Prozent.

Klimaschutz als größte Aufgabe

Klimaschutz ist eine Menschheitsaufgabe, vielleicht die größte Aufgabe unserer Generation. Daher finde ich es richtig, dass Ursula von der Leyen einen ambitionierten Vorschlag vorgelegt hat, aber das ist dann aus meiner Sicht auch das Maximum, was wir sinnvollerweise machen können. In den letzten dreißig Jahren hat Europa seine Emissionen um 25 Prozent reduziert.

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Wenn wir den Vorschlag der Kommission umsetzen, werden wir in zehn Jahren 30 Prozent reduzieren müssen. Das ist eine Herkulesaufgabe und wenn man meint, man könnte einfach nochmal 5 Prozent drauflegen, dann werden wir massiv Arbeitsplätze gefährden und die Menschen gerade im ländlichen Raum überfordern. Die 55 Prozent sind von der Europäischen Kommission mit einer wissenschaftlichen Analyse unterlegt. Niemand hat eine ähnliche Analyse für die 60 Prozent vorgelegt und die 55 Prozent sind mit dem Pariser Klimaabkommen eindeutig kompatibel. Diejenigen, die dies bestreiten, gehen davon aus, dass Europa die Fehler anderer Teile der Welt kompensieren muss.“

Emissionen weiter gesteigert

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„Während wir in den letzten Jahren 25 Prozent reduziert haben, haben fast alle anderen Teile der Welt ihre Emissionen weiter gesteigert und wenn das so weitergeht, wird es auch nichts helfen, wenn Europa auf 0 geht. Deswegen müssen wir jetzt massiv Druck auf andere Volkswirtschaften ausüben. 55 Prozent sind mit großem Abstand das ambitionierteste Ziel, dass irgendeine große Volkswirtschaft auf der Welt hat. Klimaschutz ist ein Marathonlauf. Wir müssen in den nächsten 30 Jahren gewaltige Veränderungen vornehmen. Wenn wir jetzt einen Sprint anlegen, geht uns die Puste aus. Es besteht die große Gefahr, dass wir die Zustimmung der Menschen verlieren, denn Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif.“

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Peter Liese appellierte an die Menschen in Südwestfalen, sich auf ambitionierte Vorgaben zum Klimaschutz jetzt schon einzustellen. „Es ist wichtig, dass wir alle unsere Häuser so ausstatten, dass wir möglichst wenig Öl und Gas brauchen. Viele Firmen in Südwestfalen bieten dazu moderne Technologien an, wie z.B. Wärmepumpen und Isolierung von Häusern. Ich rate allen, jetzt die Programme zur Förderung zu nutzen, bevor höhere Gas- und Ölpreise kommen. Wer jetzt investiert, kann später umso mehr sparen.“

Reisevorlieben müssen sich ändern

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Wir müssen die Art und Weise, wie wir reisen ändern. Flugreisen sind für das Klima das Schädlichste und wir haben ja durch Corona gelernt, dass man auch in der Nähe Urlaub machen kann. Auch wenn man aufs Auto angewiesen ist, kann man etwas tun. Wir müssen mit der Verteufelung des Elektroautos aufhören und für diejenigen, die aufgrund der Reichweite kein Elektroauto nutzen können, ist zumindest für eine Übergangszeit Hybridtechnologie eine Möglichkeit.

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Und wir müssen auch in Südwestfalen die Windkraft akzeptieren. Natürlich soll das Sauerland kein Land der tausend Windräder werden, genauso wie das Siegerland und das Wittgensteiner Land, aber ganz ohne Windkraft wird es nicht gehen. Und schließlich müssen wir uns alle auch bei der Ernährung umstellen. Tierische Produkte, insbesondere Rindfleisch, Käse und Butter, sind besonders klimaschädlich. Niemand sollte den Leuten vorschreiben, was sie essen, aber mit weniger Fleisch lebt man auch gesünder“, so Liese abschließend.