Brilon. Erstmals haben die Stadtwerke Brilon voll an dem Windpark partizipiert. Das Kommunal-Unternehmen ist auf Wachstumskurs.

Positive Nachrichten aus dem Briloner Kommunalbetrieb an der Keffelker Straße. Der Stadtwerke-Neubau geht voran, und auch auf dem Konto bewegt sich was. In der vergangenen Woche wurden in der Keffelker Straße die ersten Wandelemente auf das Stahlkorsett der Werkhalle montiert. Wochenlang hatte es so ausgesehen, als ob sich dort nichts mehr bewegte.

Das war aber nicht so. Ein Großteil der Installation, so Geschäftsführer Axel Reuber, sei in vorbereitet und bereits vorgenommen worden. Reuber: „Das hat Zeit gekostet. Das holen wir aber auf.“ Bis Ende April soll alles über die Bühne gehen.

Anfang vergangenen Jahres hatten die Stadtwerke das neue Kunden-Zentrum in Betrieb genommen. Rund 2,6 Millionen Euro hatte dieser erste Bauabschnitt gekostet.

Erstmals Geld aus dem Windpark

Mit dem neuen Werkstatt- und Lagerbereich kommen rund 1,2 Millionen Euro hinzu. Auf zwei Ebenen entsteht eine Nutzfläche von rund 1350 Quadratmetern, von denen 100 auf die Sozialräume entfallen. Auf dem Dach wird eine Solaranlage installiert.

Kennzahlen der Stadtwerke Brilon

In Brilon versorgen die Stadtwerke Brilon rund 6500 Kunden mit Strom (68 Prozent) und Gas (32 Prozent)

Beim Gas kamen im Vorjahr 92 Hausanschlüsse hinzu, 34 mehr als im Jahr 2018.

2,61 Millionen Euro investierten die Stadtwerke im vergangenen Jahr in den Wasser- und Gassektor.

Im Abwasserbereich waren es mit 1,67 Millionen Euro rund 300.000 Euro weniger - Grund sind die wegen der Diskussion um Anliegerbeiträge stornierten Straßenbaumaßnahmen.

Insgesamt sind bei den Stadtwerken rund 60 Mitarbeiter tätig.

Noch aufgefrischt werden muss die aus den 90er Jahren stammende und sich jetzt zwischen den beiden Neubauten befindende frühere Stadtwerke-Zentrale. Sie ist das Herz des Unternehmens. In ihr laufen alle Daten aller Bereiche - Wasser, Abwasser, Strom und Gas - in Echtzeit zusammen. Hier, erklärt Axel Reuber, könne man zum Beispiel genau ablesen, welche Pumpe gerade welche Wassermenge schöpft.

25,49 Millionen Euro Einnahmen

Erstmals haben die Stadtwerke im vergangenen Jahr an den Einnahmen des zwischen Brilon und Altenbüren errichteten Windparks partizipiert. 703.000 Euro haben die fünf Anlagen der Windpark Brilon GmbH und Co KG erlöst; das sechste dort stehende Windrad befindet sich in Privatbesitz.

Die Hälfte des Erlöses fließt in die Kasse der Stadtwerke, die andere geht an den Partner in der Gesellschaft, die Energie Waldeck Frankenberg. Beide zusammen haben rund 30 Millionen Euro in das Projekt gesteckt. Dass die Stadtwerke aus dem 2019er Erlös mehr als die hälftige Quote, nämlich 425.000 Euro einstreichen konnten, sei ein aus der Zeit vor dem formellen Einstieg in die Gesellschaft resultierender Sondereffekt.

Insgesamt haben die Stadtwerke Brilon über alle Sparten im vergangenen Jahr 25,49 Millionen Euro eingenommen, rund 930.000 Euro mehr als 2018 und rund fünf Millionen Euro mehr als 2017.

Online-Markt schwieriger

Für diesen Sprung sorgten neben dem Windpark vor allem die beiden anderen Energie-Töchter, enno- Energie und Energie GmbH. Die im Bereich Wasser und Abwasser eingehenden Gebühren blieben mit etwa 11,5 Millionen Euro konstant.

Im Strom- und Gasbereich versorgen die Stadtwerke mittlerweile mehr als 10.000 Kunden. Mit der enno-Energie GmbH sind die Stadtwerke Brilon in ganz Deutschland auf dem Markt. Rund 3000 Kunden lassen sich über die Stadt des Waldes beliefern. Beim Strom bietet die enno-Energie übrigens ausschließlich aus Wasserkraft gewonnenen „Saft“ an.

„Der Online-Markt ist schwieriger geworden als der Stadtmarkt“, sagt Axel Reuber. Obwohl sich hier im Gasbereich zum Beispiel rund 100 Mitbewerber im Leitungsnetz mit unterwegs sind. Das gehört bekanntlich den Stadtwerken. Viele Kunden sind Viel-Wechsler, die sich über Preisvergleichsportale die vermeintlich günstigsten Tarife beschaffen. Die enno-Energie arbeite nicht mit Bonus-Zahlungen sagt Axel Reuber. Die sähen anfangs attraktiv aus, doch der Stadtwerke-Chef kennt die Tricks. mit denen manche Mitbewerber arbeiten, um sich die versprochenen finanziellen Vorteile durch die Hintertür wieder hereinzuholen.

Gas für Alme rechnet sich nicht

Doch auch die enno-Energie musste sich 2019 von Verbraucherschützern abmahnen lassen. BBL-Ratsherr Reinhard Loos hatte den Stadtwerke-Chef in der jüngsten Ratssitzung auf den Umgang mit Kunden angesprochen. Die „Marktwächter Energie“ hatten intransparente Preiserhöhungen in den Briloner Verträgen entdeckt. „Das war unangenehm“, sagte Axel Reuber. Man habe sich jedoch nur „wie die Mitbewerber bewegt“. Die Verträge seien mittlerweile geändert.

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Keine Hoffnungen machte Reuber Almes scheidendem CDU-Ratsherrn Wilhelm Harding: Alme werde nicht ans Gasnetz angeschlossen. Dafür sei eine Investition von einer halben Million Euro erforderlich. Bei einer Abschreibungsdauer von 40 Jahren würde das Unternehmen angesichts der für 2050 angestrebten Decarbonisierung zehn Jahre nur Verluste machen.