Brilon. Immer wieder sägt ein Baumhasser in Brilon auf einem Spielplatz mit einer Motorsäge Birken an. Warum tut er das? Die Suche nach Spuren und Motiv.
Wer macht sowas? Und warum? Das fragt sich Stadtgärtner Markus Düppe immer wieder. Bereits zum vierten Mal hat sich jemand mit einer Motorsäge an den Birken auf dem Spielplatz am Glockengießerweg in Brilon zu schaffen gemacht.
Bis zu sechs Zentimeter tief sind die Schnitte, außerdem wurde das Wurzelwerk massiv angebohrt. Die Löcher haben einen Durchmesser von zwei Zentimetern und reichen bis zu 23 Zentimeter in den Stamm hinein.
Ein Teilerfolg ist dem Unbekannten gelungen. Einen Baum hat die Stadt im August vorsichtshalber gefällt. Die Wunden und die Trockenheit hatten ihm zugesetzt und die Standfestigkeit angegriffen.
2015 hatte Düppe schon einmal mit einer größeren Attacke auf Bäume in der Stadt zu tun. Jemand hatte an der Marktgasse am Rand der Fußgängerzone, mehrere Bergahorne angebohrt und eine chemische Substanz in die Löcher geschüttet.
Baum rund 20 Meter hoch
„Die Birken können doch niemand stören“, sagt Markus Düppe angesichts der neuerlichen Aktion. Buschwerk und weitere Bäume grenzen den Spielplatz zum Wohnblock der Genossenschaft hin ab, die angesägte Birke steht in der Ecke des Spielplatzes, lediglich ein Fußweg führt an ihr vorbei.
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Gut 20 Meter ragt der Baum in die Höhe.
Im Januar 2018 war die Sachbeschädigung zum ersten Mal aufgefallen. Eine Anzeige verlief im Sande, die Staatsanwaltschaft habe keinen Täter ermitteln können, sagt Markus Düppe. Im Februar vergangenen Jahres folgte die nächste Attacke. Mehrere kurze Ansätze, jeweils zwei bis fünf Zentimeter tief. Statt einer klassischen Motorsäge könnte der unbekannte Verursacher auch einen sogenannten Hochentaster benutzt haben.
Folie um Stamm gewickelt
Um die Wunden zu verschließen und die Regenerierung zu fördern wickelte die Stadt eine Folie um den Stammt, so wie es sich bei Unfällen bewährt hat, wenn ein Auto gegen einen Baum geprallt war.
Bei der Verarztung war der Wurzelballen etwa eine Handbreit freigelassen worden. Und genau dort setzte der Unbekannte dann die Säge und den großen Bohrer an.
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Im Mai diesen Jahres fielen die nächsten Schnitte auf. Auch die deckte die Stadt wieder mit Folie ab. Etwa einen Meter hoch ist die Wicklung mittlerweile.
Baumwert von rund 2000 Euro
Anfang September kam einem Mitarbeiter des Bauhofs etwas komisch vor: Das Panzerband, das die Folie an dem Stamm fixierte, war doppelt so breit wie er es in Erinnerung hatte. Als er der Sache auf den Grund ging und den Streifen abzog, traute er seinen Augen nicht: neue Schnitte.
Stadt setzt Belohnung aus
Für Hinweise, die zur Feststellung des Täters führen, hat die Stadt Brilon eine Belohnung von 250 Euro ausgesetzt.
Hinweise nimmt das Stadtgartenamt unter 02961-794189 entgegen.
Hinweise werden selbstverständlich vertraulich behandelt.
„Da will einer radikal vorgehen“, sagt Markus Düppe. Zwar hat die Staatsanwaltschaft bisher keinen Täter ermitteln können, seit kurzem,, sagt der Stadtgärtner, gebe es aber Hinweise, denen die Polizei jetzt nachgehen werde. Etwa 2000 Euro ist die vor wenigen Wochen aus dem Verkehr gezogene Birke wert gewesen, sagt Markus Düppe.
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Ein Baumsachverständiger hat dazu ein Gutachten erstellt. Sollte der Übeltäter ermittelt werden, komme nicht nur dieser Betrag auf ihn zu, sondern auch die rund 1000 Euro für das Fällen des Baumes.
Trockenheit verstärkt die Schäden
Die Schnitte alleine reichen nach Ansicht von Markus Düppe nicht aus, die Bäume final zu beschädigen. Denn Birken sind sogenannte „Zerstreutporige“, das heißt, dass ihre Tracheen, die Wasserkanäle, gleichmäßig im ganzen Stamm verteilt sind.
Sogenannte „Ringporige“, wie etwa die Eiche, bilden im Frühjahr in den äußern, wachsenden Stammbereichen besonders große Röhren aus, um die Wasserversorgung der wachsenden Bereiche sicherzustellen. Wenn diese Bereiche zerstört werden, können die Bäume mangels Nährstoff nachhaltig Schäden davontragen.
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Deshalb, so der Stadtgärtner, sei „nicht gesagt“, dass die Birken allein wegen der Schnitte absterben. Allerdings tragen die extrem niederschlagsarmen Jahre dazu bei, dass sie vertrocknen und letztlich doch eingehen können.