Olsberg. Raphaela Schroeder beendet nach der Förderschule die Kinderpflegeausbildung am Berufskolleg Olsberg. Sie spricht über Schwierigkeiten und Erfolge
Nach ihrem erfolgreichen Schulabschluss an der Städtischen Förderschule Ruhraue in Olsberg kam Raphaela Schroeder vor zwei Jahren an das Berufskolleg in Olsberg, um die zweijährige Ausbildung zur staatlich geprüften Kinderpflegerin mit Realschulabschluss zu absolvieren. Auch diesen beruflichen Weg meisterte sie mit Bravour.
Ziel der inklusiven Beschulung an den beruflichen Schulen ist, dass jeder junge Mensch eine Berufsausbildung erhält. Dies hat sich das Berufskolleg Olsberg zur Aufgabe gemacht. Mit dem Besuch des Berufskollegs Olsberg hat Raphaela Schroeder gezeigt, dass es möglich ist sein Ziel zu erreichen.
Für alle Beteiligten eine Herausforderung
Zunächst war es für alle Beteiligten eine Herausforderung, da nicht alle Gebäudeteile behindertengerecht gestaltet sind und eine didaktisch-methodische Auswahl von Unterrichtsaktivitäten bezogen auf das berufliche Handlungsfeld entwickelt werden musste. Eine Integrationskraft begleitete Raphaela Schroeder im Unterricht, sodass für sie ein integratives Lernen ermöglicht werden konnte.
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Ihre praktische Ausbildung bewältigte sie im Städtischen Kindergarten Elpe sowie an ihrer vorherigen Förderschule Ruhraue. Dort führte sie pädagogische Angebote zur Förderung der körperlichen und motorischen Entwicklung der Schülerinnen und Schüler durch und wurde von dem gesamten Team sehr wertgeschätzt.
Unterstützung auch von Schülern
Ihren beruflichen Werdegang führt sie nun am Berufskolleg Olsberg in der Fachoberschule für Sozial- und Gesundheitswesen fort. „Wir wünschen ihr für die weitere Ausbildung alles Gute und sind gespannt, welche Pläne Raphaela anschließend verfolgen wird“, so das Kolleg.
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Raphaela Schroeder erzählt über Höhen und Tiefen
„Am Anfang war ich schon sehr nervös auf eine ,normale“ Schule’ zu gehen und es war zuerst auch gar nicht mein Plan zum Berufskolleg Olsberg zu wechseln. Erst als ich mich auf einem Kennenlerntag mit dem damaligen Bildungsgangverantwortlichen der Kinderpflegeausbildung Herrn Hopp unterhielt, wurde mir langsam klar, dass es einen Versuch wert war auf das Berufskolleg zu wechseln, zumal mich mein ehemaliger Mitschüler begleitete“
„Die ersten Schultage waren zugegebenermaßen nicht einfach, da ich viel Organisatorisches bezüglich eines geeigneten Pflege- und Klassenraumes mit der Schulleitung abklären musste, gleichzeitig den Unterricht mitverfolgen und mich in die neue Klasse integrieren musste.
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Glücklicherweise akzeptierte mich meine Klasse schnell und unterstützte mich neben meiner Integrationshilfe sehr und auch die Lehrer waren sehr freundlich zu mir, obwohl ich dem Einen oder Anderen zeigen musste, was ich kognitiv leisten kann.“
Kampfgeist entwickelt
„Ich merkte dennoch schnell, dass der Unterrichtsstoff des Berufskollegs um Einiges anspruchsvoller war als auf der Förderschule, doch auch dies war für mich kein Grund aufzugeben und dadurch, dass die Förderschule, vor allem meine beiden Klassenlehrer, mich darauf vorbereitet hatten, kämpfte ich mich durch. Erst bin ich zwar in ein paar Fächern mit den Noten nach unten gerutscht, doch schnell arbeitete ich mich wieder nach oben.“
„Nach einer Zeit fühlte ich mich in meiner Klasse pudelwohl und der Schulalltag lief. Bei den Praktikumsaufgaben musste ich mich öfters mit den Lehrern absprechen, aber auch das war für mich okay.“
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„Mein Fazit ist, dass Inklusion funktionieren kann, wenn alle mitmachen. Zum einen müssen die Schulen barrierefreier werden, das bedeutet auch, dass alle Räume für jeden zugänglich sind und dass die Behindertentoiletten groß genug sind, dass man ggf. eine Erste-Hilfe-Liege mit hineinstellen kann. Nicht jeder, der im Rollstuhl sitzt, kann sich von einer Sitzgelegenheit auf die Andere heben.“
Anderen Mut machen
„Zusätzlich müssen sich beeinträchtigte Personen trauen auf eine ,normale’ Schule zu gehen, damit die Schulen lernen können, was nötig ist, damit Barrierefreiheit funktionieren kann. Nur so kann man auf unsere Bedürfnisse eingehen. Außerdem müssen immer Kompromisse gemacht werden zwischen Schule und Betroffenen, wie z.B. das Praktikumsfeld für den Betroffenen zu erweitern oder zu überlegen, wie man praktische Aufgaben in theoretische Aufgaben umwandelt“
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„Zum Schluss möchte ich noch sagen, Menschen mit Beeinträchtigungen, traut euch auf eine ,normale’ Schule zugehen. Schaut euch die Schule vorher an, ob es für eure notwendige Pflege ausreicht. Auch wenn es vielleicht nicht so individuell wie an einer Förderschule ist. Es ist toll nicht verhätschelt zu werden, selbstständig am Unterricht teilzunehmen, die meisten Mitschüler akzeptieren uns und einen Vorteil hat es, oft fühlte ich mich in der Klasse, als hätte ich keine Beeinträchtigung und glaubt mir, das Gefühl ist fantastisch!“