Brilon. Was sind das für Flecken? Viele Bürger sorgen die merkwürdigen „Ausblühungen“ an der Brunnen-Statue am Markt. Die WP hat einen Experten befragt.

Vorne hui, hinten pfui? Das denkt sich wohl mancher der Gäste, die vor dem Cafe am Markt und dem Jägerhof sitzen und den Blick auf die schmucke Rathaus-Fassade werfen - bis das Auge auf dem Rücken von Petrus hängenbleibt. Die Anfragen jedenfalls schlugen jetzt binnen kürzester Zeit und unabhängig voneinander in der Redaktion auf: Was sind das für Flecken? Gleich mehrere Leser haben die WP auf merkwürdige „Ausblühungen“ an der Brunnen-Statue auf dem Marktplatz aufmerksam gemacht.

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In der Tat fallen auf dem Mantel des Stadtpatrons ein gut männerhandgroßes graues Oval und etliche Sprenkler auf. Etwa, so die Vermutung, spät auftretender Pfusch bei der Restaurierung vor drei Jahren?

Matthias Rüenauver gibt Entwarnung. Alles im grünen Bereich. Die Flecken waren schon bei der Demontage der Statue vorhanden und bei der Aufarbeitung in der Paderborner ars colendi-Fachwerkstatt für Denkmalpflege aufgefallen - und bewusst belassen worden.

An der Petrus-Figur wurden die heraldischen Elemente auf der Vorderseite erneuert, der Rest ist bewusst so geblieben. 
An der Petrus-Figur wurden die heraldischen Elemente auf der Vorderseite erneuert, der Rest ist bewusst so geblieben.  © Jürgen Hendrichs | Jürgen Hendrichs

Es handele sich dabei nämlich, so der Experte, um „Reste einer ehemaligen Fassung“, einer früheren Bemalung. Und die sollten bewusst als sogenannte „Primärdokumente“ an der Statue verbleiben; selbst eine Reinigung sei deshalb unterlassen worden. Rüenauver zur WP: „Es besteht also kein Grund zur Sorge.“

Statue stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert

Bei der Restaurierung der Sandstein-Statue haben die Paderborner Restauratoren nur die Wappenzierrat und den Petrusschlüssel farbenprächtig aufgearbeitet und so dem Stadtpatron eine Frontansicht gegeben.

Die Statue stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert und ist damit älter als der 1726 in jetziger Form angelegte Brunnen selbst. Darauf weisen die heraldischen Elemente hin. Das Helmbrett trägt das Kurkölner Wappen, angebracht sind des weiteren Wappen des Herzogtums Westfalen, des Herzogtums Engern, der Grafschaft Arnsberg und des Fürstentums Wied im Westerwald. Graf Hermann V. von Wied (1477 - 1552) war von 1515 bis 1547 Erzbischof und Kurfürst von Köln und ab 1532 als Hermann II. auch Fürstbischof von Paderborn.

Vor drei Jahren umfassende Sanierung

Vor drei Jahren hatte die Stadt den Brunnen umfassend saniert. Die sogenannte Schale war undicht und musste ausgebessert, die marode Wasser- und Beleuchtungstechnik wurde ausgetauscht. Außerdem ließ die Stadt die 23 rund um den Brunnen angebrachten Reliefs fachmännisch säubern. Die enthalten die Wappen jener Familien, die seinerzeit den Brunnen stifteten.

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Für Dr. Bettina Heine-Hippler haben diese wegen ihrer Verwitterung nicht mehr rekonstruierbaren Sandsteintafeln eine besondere soziokulturelle Bedeutung: Schlielich sei der Brunnen „ein Geschenk der Bürger an ihre Stadt“ gewesen

Der Kump vor dem Rathaus ist 1360 erstmals erwähnt. Der Briloner Heimatforscher und -autor Volker Gedaschke hat ein Buch über den Briloner Marktplatz geschrieben. Im 14. Jahrhundert bestand die Stadt aus rund 500 bis 600 Häusern. Die Bewohner wurden über eine Leitung aus Holz mit Wasser vom Butterköpfchen auf dem Poppenberg zentral versorgt. Der Petrus-Kump hatte deshalb auch dann noch Wasser, wenn Eselsborn, Hasselborn, Müggenborn oder Derkerborn versiegt waren.

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Ebenfalls vor drei Jahren hat der Briloner Heimatbund an dem Brunnen neue Wasserspeier angebracht. Dabei handelt es sich um Bronze-Replikate der bis in die 60-er Jahre hinein angebrachten Löwenköpfe. Damals waren die wuchtigen Schädel gegen schmiedeiserne Ornamente ausgetauscht worden. Einen der seinerzeit verschwundenen Original dem Heimatbund übergeben worden.

Seit 1985 unter Denkmalschutz

Für die historische Aufarbeitung war die Erlaubnis der Denkmalbehörde erforderlich. Denn der Kump war erst 1985 unter Denkmalschutz gestellt worden - mit den gusseisernen Röhren.