Brilon. . Bis Anfang der 60-er Jahr sprudelte das Wasser aus Löwenköpfen in den Petrusbrunnen auf dem Marktplatz von Brilon. Das soll wieder so werden.
- Heimatbund Semper Idem nimmt Kontakt mit dem Denkmalpflegeamt des Landschaftsverbandes auf
- Von einem Original-Wasserspeier sollen für den Brunnen vier Replikate aus Bronze angefertigt werden
- Denkmal-Expertin lobt Engagement der Stadt und der Bürger für ihr Engagement in Sachen Denkmalschutz
Sie nimmt gerne den Weg von Münster nach Brilon auf sich. Dr.-Ing. Bettina Heine-Hippler freut sich nämlich, dass „sich hier Menschen so für Baudenkmäler engagieren“. Das macht sich nämlich selbst, und zwar beruflich. Als die beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe u.a. für den Hochsauerlandkreis zuständige Denkmalpflegerin. Gestern war sie zu einem Ortstermin in der Stadt des Waldes.
Der Vorsitzende des Briloner Heimatbundes, Winfried Dickel, hatte sie auf ein Anliegen des Vereins aufmerksam gemacht. Am Kump auf dem Marktplatz soll es nicht nur bei der zurzeit laufenden Restaurierung der Petrus-Figur, der Erneuerung der Brunnenschale und der neuen Wassertechnik bleiben. Der Brunnen soll auch seine alten Wasserspeier zurück bekommen.
Vom Kump ins Badezimmer
Vier Löwenköpfe aus Bronze waren, Fotos aus den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts zeigen es, an den Ausläufen angebracht. In einem Fächer sprudelte das Wasser aus den Mäulern in den Brunnen. Anfang der 60er Jahre wurden die Löwenköpfe gegen schmiedeeiserne Ornamente ausgetauscht. Die massiven Bronze-Schädel verschwanden in Privatbesitz. Einen hat Winfried Dickel sich borgen können - er hat in einem Badezimmer eine neue Bleibe gefunden.
Von diesem Exemplar möchte der Heimatbund gerne vier Replikate anfertigen lassen, ebenfalls aus Bronze. „Das ist nicht einfach“, sagt die Denkmal-Expertin und tastet mit den Fingern die fein strukturierten Konturen des Kopfes ab. Für die Kosten, sagt Winfried Dickel, werde der Heimatbund aufkommen.
Petrus-Figur rund 400 Jahre alt
Der Brunnen auf dem Briloner Marktplatz ist erstmals im Jahr 1360 erwähnt.
Die Petrus-Skulptur, die zurzeit restauriert wird, stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert.
Um die Löwen-Köpfe wieder anbringen zu können, braucht die Stadt die Erlaubnis aus Münster. Denn der Petrus-Brunnen steht seit Ende 1985 unter Denkmalschutz. Und maßgeblich dafür ist der Zustand, in dem er zu diesem Termin in die Denkmalliste aufgenommen worden ist. Dazu gehören die Löwenköpfe folglich nicht. Das seien, so die Expertin, sogenannte Spolien - frühere authentische Bestandteile eines Kunst- oder Bauwerks, die ihm Lauf der Zeit entfernt und eine andere Verwendung gefunden haben. Wenn nun die schmiedeeisernen Ornamente im - so Dr. Heine-Hippler - „Ductus der 50-er Jahre“ - gegen die Löwenköpfe ausgetauscht würden, würden sie ihrerseits zu Spolien.
„Welchen Zustand wollen Sie wiederherstellen“, fragte Dr. Heine-Hippler den Heimatbund-Vorsitzenden und Bürgermeister Dr. Bartsch und regte an, „sich das gut zu überlegen“, denn: „Das Baudenkmal hat sich verändert. So wie die ganze Stadt.“ Vor rund 100 Jahren war auch noch ein Ziergitter aus Metall auf dem Brunnenrand angebracht.
Geschenk der Bürger an die Stadt
Viel wichtiger als die Rekonstruktion des Zierarts ist für die Denkmalfachfrau die derzeit in dem Paderborner Atelier ars colendi laufende Restaurierung der Petrus-Figur und die Erneuerung der Wassertechnik. Für Dr. Bettina Heine-Hippler hat der Petrus-Kump auch eine besondere soziokulturelle Bedeutung: „Das war damals ein Geschenk der Bürger an ihre Stadt.“ Leider sind die 23 Sandsteintafeln mit den Wappen der Spenderfamilien so verwittert, dass sie nicht mehr restauriert werden können.
Die derzeit laufenden Sanierungsarbeiten sind mit rund 25 000 Euro veranschlagt. Ein Drittel trägt der LWL, den Rest die Stadt.
Folgen Sie der Westfalenpost im Altkreis Brilon auch auf Facebook