Brilon/Paderborn. . Petrus befindet sich zur Kur in Paderborn. Donnerstag wurde die Brunnenfigur vom Briloner Marktplatz demontiert und in ein Fachatelier gebracht.
- Die Brunnenfigur aus dem 16. Jahrhundert wird in einer Fachwerkstatt aufbereitet
- Parallel dazu werden auch die Wasserleitungen und die Beleuchtung des Brunnens erneuert
- Die Arbeiten dauern ungefähr sechs Wochen, die Kosten liegen bei rund 25000 Euro
Die gute Nachricht: „Er ist angekommen. In einem Stück.“ Matthias Rüenauver, Diplom-Restaurator und Geschäftsführer der Paderborner Fachwerkstatt für Denkmalpflege ars colendi („Kunst des Pflegens“) ist gegenüber der Heimatzeitung zum Scherzen aufgelegt.
Am Donnerstagvormittag hat er eine besondere Fracht von Brilon in die Domstadt transportiert. Die Petrus-Statue vom Brunnen auf dem Marktplatz. Die Skulptur stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Der Zahn der Zeit hat seitdem an dem Sandstein und der „Fassung“, wie der Fachmann die farbige Bemalung nennt, genagt. Wobei: Die Statue ist nicht zum ersten Mal von ihrem Postament entfernt worden. „Im Sockelbereich gibt es Antragungen“, sagt Experte. Das ist Steinersatzmörtel, mit dem Fugen gefüllt wurden.
Mit einer Flex, einem Brecheisen und Holzkeilen hat Matthias Rüenauver die Skulptur gelöst und mit Hilfe des Briloner Bauhofes per Kran vorsichtig zu Boden gebracht. Drei Eisenklammern fixierten die Figur. Die hatten Rost angesetzt. „Rost vergrößert das Volumen, das entwickelt mit der Zeit eine gewisse Sprengkraft“, weiß der Experte. Und das führte zu Rissen. Künftig geben Edelstahlklammern dem Stadtpatron Halt.
Das ars colendi-Team hat in Brilon unter anderem die durch „Kyrill“ beschädigten Kreuzwegstationen am Kalvarienberg restauriert. Die Fachleute werden den Sandstein konservatorisch behandeln, die Fass-Malerei auffrischen und am Postament das Fugenwerk bearbeiten.
Familienwappen nicht mehr zu rekonstruieren
Parallel zu der Restaurierung des Stadtpatrons lässt die Stadt die Brunnenschale sanieren. Diese Arbeiten umfassen die Abdichtung des Beckens, die Erneuerung des Wasserleitungssystems, die Installation einer neuen Beleuchtung und die fachmännische Säuberung der 23 rundum angebrachten Sandsteinplatten mit den Wappen alteingesessener Briloner Familien. „Die sind nicht mehr zu rekonstruieren“, sagt der Fachmann.
1360 erstmals erwähnt
Erstmals erwähnt wird der Brunnen im Jahr 1360.
Die Figur ist mit heraldischen Symbolen, u.a. derer von Wied und des Kölner Kurfürsten verziert.
Die Brunnenschale trägt die Wappen der Briloner Familien, die den Brunnen stifteten.
Die Erosion hat dem Stein vor allem im letzten Jahrhundert massiv zugesetzt, Details sind nicht mehr zu erkennen. Und brauchbare Fotos, anhand derer die Wappen aufzuarbeiten wären, gibt es nicht.
Den Denkmalpflegern beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) liegenlediglich zwei Glasnegative aus der Zeit um 1900 hervor, auf denen vielleicht ein Ausschnitt verwertbar ist.
Die Brunnen-Sanierung ist mit rund 25000 Euro veranschlagt. Ein Drittel trägt der LWL, den Rest muss die Stadt aufbringen.
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