Brilon. Der Stadt Brilon liegt ein Gutachten zu einer schadstoffbelasteten Fläche vor. Das hat Auswirkungen. Doch vor der Wahl hält man sich bedeckt.
Das Thema ist heikel, und es gibt Gesprächsbedarf mit dem Hochsauerlandkreis. Einen Termin mit dem Fachbereich Abfallwirtschaft und Bodenschutz hat die Stadt Brilon schon seit langem angemeldet. Zumindest grob. „Nach der 37. Kalenderwoche“, mehr kann der HSK zur Zeit auch nicht sagen, sei ein Treffen avisiert worden.
Was nach dem Wahltag offenbart wird, ist der Stadt bereits seit dem Frühsommer bekannt: Das an der Gudenhagener Allee als Baugebiet ins Spiel gebrachte Wiesengelände ist schadstoffbelastet und deshalb „als Baugebiet eher ungeeignet“. Das hatte Stadtplanungsamtsleiter Oswald bereits auf eine Anfrage der CDU in der Juli-Sitzung des Bauausschusses eingeräumt. Da kommen Erinnerungen an die horrenden Kosten für die Altlastbeseitigung im Bremecketal im Jahr 2016 auf.
Erste Erkenntnisse „bestätigt und konkretisiert“
Nachdem bereits im Vorjahr bei Stichproben die Bodenbelastungen an der Gudenhagener Allee aufgefallen waren, hat die Stadt in diesem Frühjahr ergänzende Untersuchungen vornehmen lassen. Dieses Gutachten, so Stadtplanungsamtsleiter Oswald bereits in jener Sitzung, habe die ersten Erkenntnisse „bestätigt und konkretisiert“.
Bei der Fläche handelt es sich um den ehemals ersten der Gutsteiche, die sich wie eine Perlenkette Richtung Petersborn ziehen. Mitte der 60-er Jahre, so erinnerte sich Ortsvorsteher Wolfgang Diekmann, sei der Teich mit Bauschutt und anderem Material zugekippt worden. Die Verfüllung, so hat der Gutachter jetzt ermittelt, ist wenigstens fünf Meter dick - und instabil. Weil damals keine Verfestigung vorgenommen worden sei, besitze die Fläche „keine ausreichende Tragfähigkeit“.
Keine akute Gefahr
Die aufgeschüttete Fläche ist im Altlastenkataster des Hochsauerlandkreise aufgeführt.
Allerdings liegen keine Informationen darüber vor, wann und womit die Verfüllung vorgenommen worden ist.
Im Gegensatz zu der im Bremecketal mit Millionenaufwand entlang der Hoppecke vorgenommenen Sanierung liege hier keine akute Gefährdung vor, heißt es.
Was das Gutachten konkret ergeben hat und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind, konnte Beigeordneter Reinhold Huxoll auf Anfrage der WP noch nicht sagen. Die Ausarbeitung sei noch nicht abgeschlossen. Bereits bei den im vergangenen Jahr gezogenen Bodenproben seien sogenannte Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe nachgewiesen worden. Das rund 5000 Quadratmeter große Gelände, so damals die Stadtverwaltung auf Anfrage der WP, sei „de facto eine Altlast“.
Nach den jetzt vorliegenden weitergehenden Erkenntnissen sei, auch das ist bereits im Protokoll der Juli-Sitzung nachzulesen, „abzuklären, ob es gegebenenfalls sinnvoller ist, die Schadstoffe ruhen zu lassen“.
Das könnte einem alternativen Baugebiet einen Planungsschub bringen. Denn jetzt, so Beigeordneter Huxoll, könnte es mit der Fläche an der Straße zum Hochbehälter in Petersborn weitergehen.
Starke Nachfrage nach Häusern und Bauland
Wie berichtet, war der Ortsbeirat an die Stadt herangetreten, dort weitere Baumöglichkeiten zu schaffen. Das böte sich deshalb an, weil dort die Straße bereits einseitig bebaut ist und die Versorgungsleitungen schon liegen. Problem an dem Gelände: Es handelt sich um Wald. Der war 2007 beim Orkan Kyrill weitestgehend zerstört und danach sich selbst überlassen worden. Allerdings sträubt sich zum einen die Stadt aus grundsätzlichen Gründen, etwas von ihrem 7750 Hektar großen Waldbesitz abzugeben - schließlich steht der Titel als „Stadt des Waldes“, also als Stadt mit dem größten kommunalen Waldbesitz, auf dem Spiel.
Zum anderen muss die Forstbehörde mitspielen. Denn die Umwandlung von Wald in Bauland ist nur dann möglich, wenn absolut keine anderen Bauflächen mehr zur Verfügung stehen und die Nachfrage hoch sei. Letzteres, so Ortsvorsteher Wolfgang Diekmann, treffe schon seit langem auf Gudenhagen-Petersborn zu. Zwar hat die Stadt am Kahlen Hohl acht Bauplätze ausgewiesen, wegen ihrer unmittelbaren Nähe zu dem dort geplanten Ferienpark Gut Petershagen sei die Nachfrage dort „eher verhalten“.
Beigordneter: Alternativen jetzt geprüft
Die Bezirksregierung, so Beigeordneter Huxoll, stehe den gewünschten Baumöglichkeiten an der Straße zum Hochbehälter zwar „grundsätzlich positiv“ gegenüber, vor einer Umwandlung der Waldfläche müsste aber erst Alternativen gesucht und geprüft werden.
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Das sei mit dem jetzt vorliegenden Gutachten zu der Fläche an der Gudenhagener Allee geschehen. Nun könne es an der Straße zum Hochbehälter in Petersborn weitergehen. Der Sache förderlich, so Huxoll weiter, sei es, wenn die Stadt nicht nur Hinweise auf Bauinteressenten bekomme, sondern die ihr auch namentlich genannt würden.