Winterberg. Michael Beckmann (CDU) will Bürgermeister in Winterberg werden. Seine Ideen für die Tourismus-Stadt sind konkret. Er hat sich viel vorgenommen.
Michael Beckmann hat sich keinen persönlichen Ort ausgesucht. Eher einen Ort, der ihm imponiert. Der ihn inspiriert. Einen Ort, den er gerne öfter so und in der Art in Winterberg schaffen will. Die Werbeagentur Netzpepper. Wenn Michael Beckmann energisch durch die Flure vorangeht, erklärt er, was hier alles versteckt ist. Ein Co-Working-Space zum Beispiel – „von unserem jüngsten Unternehmer, der ist gerade 16 Jahre alt.“ Oder ein Chef, der Rückkehrer ist. Timo Sommer, der hier geboren wurde, zum Studieren wegging, um dann seine Energie in der alten Heimat einzusetzen. „Das soll das Ziel sein. Winterberg als einen Ort mit Lebensqualität zu erhalten. Zu stärken. Rückkehrer sind da natürlich ein Thema“, sagt er, während er sich in einen hellen Besprechungsraum an den Tisch setzt.
Er kippt Milch in seine Kaffeetasse.
Auch interessant
Vor ihm liegt eine schwarze Mappe, in die er während des Gesprächs kaum schaut. Seinen Kandidatenflyer hat er nicht mitgebracht. Die Themen, die er umwälzen möchte, sind alle in seinem Kopf. Und es sind viele. Michael Beckmann hat einiges vor – und sehr konkrete Ideen, wie er das Leben in seiner Heimat verbessern möchte. „Ich habe in den letzten Jahren viel erreicht, das möchte ich weitermachen. Sehen, wo abseits des Tourismus der Schuh drückt. Ich will die Schattenseiten angehen.“
Leuchtturmprojekte für seine Amtszeit
Er legt direkt los, wenn man ihn nach Projekten fragt, die er angehen will. „Bezahlbaren Wohnraum schaffen.“
Vier Fragen an Michael Beckmann
BVB oder Schalke?
Schalke
Skifahren oder Wandern?
Oh, wenn Sie nach Fahrradfahren gefragt hätten… Das ist schwer, ich denke Skifahren.
Berge oder das Meer?
Berge, definitiv.
Ich liebe Winterberg, weil...
… ich die Menschen hier als offen, ehrlich und manchmal durchaus kontrovers kennengelernt habe.
Seine Idee: eine kommunale Wohnungsbaugenossenschaft oder -gesellschaft gründen. „Wir schauen woanders, was am besten funktioniert hat. Die Baukosten sind erheblich gestiegen und wir müssen die Möglichkeit nutzen, selbst tätig zu werden. Gefördertes Bauen senkt die Baukosten und sorgt für verträgliche Mieten. Die Erträge sollen in einen Winterberg-Fond fließen, mit dem das Ehrenamt unterstützt werden soll.“
Ein weiteres Thema: Das insolvente Krankenhaus. „Das will ich unbedingt erhalten“, sagt Michael Beckmann.
Auch interessant
Dazu hat er schon Vorarbeit geleistet, sich mit dem Geschäftsführer und der Pflegedienstleitung zusammengesetzt und gesprochen. Drei Ideen hat er mitgebracht. Erstens: Die Bindung der Bürger zum Krankenhaus stärken. „Wir nehmen das Krankenhaus nur wahr, wenn wir hin müssen. Wir wollen eine Brücke schaffen, mit einem Förderverein der überparteilich sein soll. Da hat Parteipolitik nichts zu suchen.“ Zweitens: Leistungsträger finden. „Mit einem Mentorenprogramm wollen wir Ärzten einen leichteren Einstieg bieten, indem wir Hilfe bei der Kita-Platz-Suche für die Kinder anbieten, Hilfe für die Arbeitsplatzsuche für die Ehefrau oder auch beim Finden von geeignetem Wohnraum.“ Zweitens: Pflegekräfte unterstützen. „Mit dem Projekt Hand ans Werk haben wir das Handwerk hier für Auszubildende erfolgreich attraktiv gemacht. So ein Projekt planen wir auch für den Pflegebereich, denn dieser ist der drittgrößte Wirtschaftszweig hier in Winterberg. Wir wollen Ausbildungsbotschafter integrieren. Das Krankenhaus ist mit im Boot.“
Dialog mit den Bürgern suchen
Drittes Leuchtturmprojekt neben Wohnraum und Krankenhaus ist ein verbesserter Dialog mit den Bürgern. „Bürgerdialoge, die ruhig kontrovers sein können.
Zur Person
Michael Beckmann ist seit 2003 Tourismus-Direktor, der die touristische Entwicklung Winterbergs gestaltet. Davor war er als Leiter des Fachbereichs 1 - Zentrale Dienste und Öffentlichkeitsarbeit - der Stadt Winterberg tätig sowie seit 2004 als Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins Winterberg mit seinen Dörfern.
Er ist Präsidiums-Mitglied des Westdeutschen Skiverbandes und ehrenamtlicher Bürgerbus-Fahrer.
Michael Beckmann ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne, in seiner Freizeit fährt er gerne mit seiner Frau und dem Fahrrad durch die Stadt.
Letztes Jahr haben wir das durchgeführt und es wurde gut angenommen. So kann man Themen wir den städtischen Haushalt – die ja nicht so sexy sind – trotzdem für die Bürger zugänglich machen.“ Dabei will er auch in die Ortsteile gehen, fragen wo der Schuh drückt. Versammlungen am Abend organisieren, wo er als Bürgermeister Ansprechpartner sein wird, vielleicht einmal im Jahr. Fragen offen beantworten.
Das Gespräch mit Michael Beckmann läuft so. Problem erkannt, konkreter und durchdachter Lösungsansatz parat. So geht er die großen und kleinen Themen in Winterberg durch. Klare Ansätze, manchmal auch in kleinen Schritten. Einer nach dem anderen. Irgendwann lässt sich das beherrschende Thema in Winterberg jedoch nicht mehr umschiffen.
Auch interessant
Tourismus. Sein Steckenpferd bisher. Tourismusentwicklung will er es nicht nennen. Eher Lebensraumentwicklung. Und das sei ohnehin ein Teil von der großen Wirtschaftsförderung, die er angehen will. „Der Tourismus ist der dominierende Wirtschaftszweig in Winterberg – und die Menschen profitieren davon“, sagt er.
Ihm ist das Spannungsfeld zwischen Einheimischen und Touristen bewusst. Kann er die Seiten wechseln? „Die Sorge wäre berechtigt, wenn ich nicht auch im Stadtmarketing wäre. Ich denke, dort haben mich viele auch außerhalb des Tourismus wahrgenommen. Ich habe die Stadt und ihre Bürger ganzheitlich im Blick.“
Tourismus ist wichtig für die Infrastruktur
Trotzdem, den Tourismus findet er wichtig. So sieht er im Sommer die größten Zuwachschancen – auch mit dem Klimawandel im Nacken.
Westfalenpost-Heimatcheck im Programm
Michael Beckmann grinst, wenn er über den WP-Heimatcheck spricht. „Ich fand, der Heimatcheck war eine klasse Vorlage. Ich habe geschaut, welche Themen vielleicht nicht ganz so gut benotet wurden, und hab diese direkt in mein Programm integriert.“
Senioren
So wie die Seniorenfreundlichkeit mit einer 2,6. Kein sehr schlechtes Ergebnis, aber das wünscht sich Michael Beckmann besser. „Ich würde gerne einen Seniorenbeirat gründen. Viele ältere Menschen wollen sich engagieren, ich will ihnen die Möglichkeiten bieten.“ Dazu will er niemanden wählen lassen, keine bürokratischen Monster erschaffen. „Einfach einmal pro Jahr den Beirat tagen lassen und Themen besprechen, die man verbessern kann.“
Dörfer
Die Dörfer fühlen sich abgehängt. Ein Ergebnis aus dem Heimatcheck, das Michael Beckmann sehr gut nachvollziehen kann. „Ich selbst bin vom Dorf“, sagt er. Er sehe das genauso. „Wir wollen das mit einem guten Quartiersmanagement aufgreifen“, sagt er. Die Probleme sieht er in den Leerständen, in fehlenden Versorgungsangebot, auch in Schrottimmobilien. „Es entsteht der Eindruck, es wird sich nicht gekümmert.“ Michael Beckmann will den Eindruck brechen, Fördertöpfe ausfindig machen und die Dörfer so in den Blick nehmen.
Nahverkehr und Parkplätze
Die beiden Bereiche Nahverkehr und Parkplätze haben am schlechtesten im Heimatcheck abgeschnitten. Es gehe immer ein Stück besser, sagt Michael Beckmann. Trotzdem verweist er auf das Angebot, das schon da ist – wie der Bürgerbus, bei dem er sich ebenfalls engagiert. Tausende Fahrgäste würden damit transportiert. „Über die Gäste unserer Stadt ist auch der Bedarf da, denn der Bürgerbus transportiert zu 50 Prozent Einheimische, zu 50 Prozent Touristen. Unsere Gäste sorgen also auch hier für eine Unterhaltung der Infrastruktur.“ In einem Bürgerdialog will er abfragen, was die Bürger wollen. Er hat auch schon konkrete Anhaltspunkte. So findet er das 365-Euro-Jahresticket gut, dass es in Österreich schon gibt. Auch ein Azubi-Ticket findet er gut, allerdings sei das oft zu teuer und die Zeiten seien ungünstig. Eine Erweiterung sei denkbar. „Es wäre natürlich toll, wenn der Nahverkehr frei wäre – bis 18 Jahre. Aber das ist alles Kreissache“, sagt er.
„Wir sind gut aufgestellt. Wir haben viel in den Sommer investiert und davon lebt die gesamte Stadt. Viele Gäste bedeuten auch, dass viel Geld in den örtlichen Handel getragen wird. Dass das Handwerk durchgängig und nicht saisonal abhängig eine gute Auftragslage hat.“
Wirtschaftsförderung bedeutet allerdings nicht nur Tourismus, sondern auch Gewerbeflächen, die auch in Winterberg – wie überall – knapp sind. „Das ist eine riesige Herausforderung. Die Flächen auf der Remmeswiese sind alle reserviert oder bereits verkauft. Wir müssen weitere Flächen entwickeln.“ Dazu will er die Dörfer in den Blick nehmen. Wie in Niedersfeld. Damit zusammen hänge allerdings auch der Breitbandausbau vor Ort, den Michael Beckmann verstärkt in den Fokus nehmen will. „Wir haben eine Fläche, auf der wir am Beginn 25 MbiT haben. Am Ende des Gewerbegebiets haben wir aber nur noch 16 MbiT, da ist ein Handwerksbetrieb. Das hilft nicht. Da müssen wir unabhängig von Telekom und Unitymedia schauen, wie wir das hinbekommen.“ Das sei wichtig, auch um Unternehmen hier die bestmöglichen Voraussetzungen zu bieten. Er schlägt dabei den Bogen zu den Rückkehrern, denen er eine attraktive Gründerszene bieten möchte. Und eine familienfreundliche Stadt. „Wir schauen auf die Betreuungsangebote in den Kitas, aber auch auf Alternativen wie Tagesmütter. Wir schauen uns die Bildungslandschaft an.“ Damit meint er nicht nur die Schulen, sondern auch Erwachsenenbildung. „Ich bin Fan davon, dass Ältere von Jüngeren lernen. Besonders während Corona hat sich herausgestellt, dass die ältere Generation von den Jungen lernen kann, wie man mit einem Tablet einem Gottesdienst live im Netz beiwohnen kann. Solche Angebote will ich etablieren.“
Corona schleicht sich in das Gespräch ein und für einen Augenblick wird Michael Beckmann eine Spur ernster. „Ich hoffe, in zehn Jahren denken wir über Corona als ein kurzes, schweres Intermezzo in unseren Geschichtsbüchern. Ich sorge mich am meisten um die verlorene Generation. Junge Menschen, die jetzt nicht Fuß fassen können. Viele Kinder werden darunter leiden.“ Michael Beckmann ist sich der Schwere der Krise bewusst. Will sich aber nicht bezwingen lassen. Lieber denkt er an das Winterberg in zehn Jahren: An neue Wohnformen wie Tiny Houses, neue Gewerbeflächen, offene Kommunikation – ein neues Wir. All das sieht er in der Zukunft seiner Stadt.
Auf dem Rad zum nächsten Termin
Am Ende des Gesprächs verabschiedet er sich von den Mitarbeitern in der Agentur, winkt durch offene Bürotüren und buxiert sein Fahrrad durch die Tür, um nur wenige Sekunden später aufzusteigen und durch die Stadt davon zu radeln. Zum nächsten Termin.
Das sagt der Kandidat zum Heimatcheck-Ergebnis
Michael Beckmann grinst, wenn er über den WP-Heimatcheck spricht. „Ich fand, der Heimatcheck war eine klasse Vorlage. Ich habe geschaut, welche Themen vielleicht nicht ganz so gut benotet wurden, und hab diese direkt in mein Programm integriert.“
Senioren
So wie die Seniorenfreundlichkeit mit einer 2,6. Kein sehr schlechtes Ergebnis, aber das wünscht sich Michael Beckmann besser. „Ich würde gerne einen Seniorenbeirat gründen. Viele ältere Menschen wollen sich engagieren, ich will ihnen die Möglichkeiten bieten.“ Dazu will er niemanden wählen lassen, keine bürokratischen Monster erschaffen. „Einfach einmal pro Jahr den Beirat tagen lassen und Themen besprechen, die man verbessern kann.“
Dörfer
Die Dörfer fühlen sich abgehängt. Ein Ergebnis aus dem Heimatcheck, das Michael Beckmann sehr gut nachvollziehen kann. „Ich selbst bin vom Dorf“, sagt er. Er sehe das genauso. „Wir wollen das mit einem guten Quartiersmanagement aufgreifen“, sagt er. Die Probleme sieht er in den Leerständen, in fehlenden Versorgungsangebot, auch in Schrottimmobilien.
Auch interessant
„Es entsteht der Eindruck, es wird sich nicht gekümmert.“ Michael Beckmann will den Eindruck brechen, Fördertöpfe ausfindig machen und die Dörfer so in den Blick nehmen.
Nahverkehr und Parkplätze
Die beiden Bereiche Nahverkehr und Parkplätze haben am schlechtesten im Heimatcheck abgeschnitten. Es gehe immer ein Stück besser, sagt Michael Beckmann. Trotzdem verweist er auf das Angebot, das schon da ist – wie der Bürgerbus, bei dem er sich ebenfalls engagiert. Tausende Fahrgäste würden damit transportiert. „Über die Gäste unserer Stadt ist auch der Bedarf da, denn der Bürgerbus transportiert zu 50 Prozent Einheimische, zu 50 Prozent Touristen. Unsere Gäste sorgen also auch hier für eine Unterhaltung der Infrastruktur.“ In einem Bürgerdialog will er abfragen, was die Bürger wollen. Er hat auch schon konkrete Anhaltspunkte. So findet er das 365-Euro-Jahresticket gut, dass es in Österreich schon gibt. Auch ein Azubi-Ticket findet er gut, allerdings sei das oft zu teuer und die Zeiten seien ungünstig. Eine Erweiterung sei denkbar. „Es wäre natürlich toll, wenn der Nahverkehr frei wäre – bis 18 Jahre. Aber das ist alles Kreissache“, sagt er.
Auch interessant