Brilon/Olsberg. Der Borkenkäfer macht vor Grundstücksgrenzen nicht halt. Ein Privatwaldbesitzer berichtet über die Folgen und kritisiert den Briloner Stadtforst.
Wie schnell der Borkenkäfer einen gesunden Fichtenbestand komplett ruiniert, hat Privatwald-Besitzer Markus Romberg kürzlich erlebt. Er ist Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Diemelsee und erzählt, wie sich der Schädling in den „ gesunden, käferfreien, 60 Jahre alten Fichtenbestand“ seiner Familie im Waldbruch in Scharfenberg eingenistet hat und kritisiert: Der Käfer sei von der nur wenige Meter entfernten Stadtwaldfläche auf seinen Bestand übergegangen, weil nicht entsprechend gehandelt worden sei.
Mit den ersten warmen Tagen kamen die Käfer
„Anfang März waren die Fichten noch frei von Käfern. Dann kamen die ersten warmen Tage. Und Ende März waren die Borkenkäfer dann auch in meinen Fichten. Wenn man das stehen lässt, hat mein ein Riesenproblem“, so Markus Romberg. Der Privatwaldbesitzer handelte deshalb sofort, fällte den kompletten Bestand, räumte die Fläche auf und pflanzte neue Bäume an. Entschieden hat sich der Forstexperte für Stileichen. Außerdem setzt er auf natürliche Verjüngung durch Erlen, Birken und Weiden. Markus Romberg hält dem Stadtforst vor, auf seiner Fläche nicht früher gehandelt zu haben. Seine Kritik: Am Rand des Weges, der die beiden Areale voneinander trennt, liege eingeschlagenes Holz der letzten zwei Jahre. Und mit Blick auf die dahinter liegende Fläche spricht er von einem „Pflegerückstand.“
Das alles habe dazu geführt, dass schließlich auch seine Fichten betroffen waren, so Romberg. Ganz ähnliches würden auch andere Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Diemelsee berichten. Schaden gebe es oft dort, wo Käferholz längere Zeit aufgepoltert sei. Gleichzeitig räumt der FBG-Vorsitzende ein, dass es natürlich auch Fälle gebe, wo Privatwaldbesitzer nicht rechtzeitig handeln und Stadtwald betroffen sei. Problem sei, dass die Forstwirtschaft insgesamt „zu träge geworden“ sei.
Stadtforst-Leiter weist Kritik zurück
Der Leiter des Briloner Stadtforstes, Dr. Gerrit Bub, weist die Kritik von Markus Romberg deutlich zurück und erklärte auf Anfrage der WP: „Wir kämpfen an allen Fronten. Im Wald spielt sich zurzeit eine Jahrhundert-Katastrophe ab.“ Schuldzuweisungen seien da nicht zielführend. Auch er könne eine ganze Anzahl von Beispielen nennen, in denen er genauso vermuten könnte, dass der Borkenkäfer von Privat- auf Stadtwald übergesprungen sei.
Die FBG Diemelsee
Die FBG Diemelsee vertritt die Interessen von 350 Mitgliedern, die über Privatwald mit einer Gesamtfläche von 2000 Hektar verfügen. Normalerweise werden pro Jahr, so Markus Romberg, rund 15.000 Festmeter Fichte geschlagen. 2019 waren es wegen der Borkenkäfer-Situation, dreimal so viel, also rund 45.000 Festmeter. „Das ist übrigens fantastisches Brennholz, weil es so trocken und harzarm ist“, so die Einschätzung von Markus Romberg.
Für die Wald-Stadt Brilon ist die Borkenkäferplage eine große finanzielle Herausforderung. Da angesichts der Borkenkäfer-Schäden bereits in den ersten vier Monaten des Jahres mehr Fichtenholz geschlagen worden war, als für das gesamte Jahr 2020 vorgesehen, hatte Dr. Bub im Mai die Notbremse gezogen und die Verträge mit 17 für den Forstbetrieb tätigen Firmen ruhend gestellt. Angesichts des zur Verfügung stehenden Budgets sei zu diesem Zeitpunkt die Einbindung der kommunalpolitischen Gremien notwendig geworden, um mit Blick auf die Finanzen das weitere Vorgehen abzustimmen, so der Forstbetriebsleiter.
Ratsbeschluss: So geht es weiter
Anfang Juni gab es - wie berichtet - einen Ratsbeschluss, der die weitere Marschrichtung vorgibt und die Arbeiten wieder in Gang setze. Danach soll im Laufe des Jahres der Einschlag von weiteren 70.000 Festmetern Käferholz ermöglicht werden. Bei der Vermarktung soll auf sogenanntes „Stockholz“ gesetzt werden. Es soll von Selbstwerbern geschlagen werden, um so die Stadtkasse zu schonen.
Außerdem soll am 9. Juli erstmals ein Runder Tisch tagen. Regelmäßige weitere Termine sind geplant. „Wir müssen auf Sicht fahren. Es geht um ein engmaschiges Controlling, das auf die jeweilige Situation im Wald kurzfristig angepasst werden kann. Wir müssen die Käfer zurückdrängen und gleichzeitig die finanziellen Ressourcen im Auge behalten. Das ist ein schmaler Grat“, so Dr. Bub. Sein Wunsch: „Wir brauchen in diesem Sommer Regen, Regen, Regen...“
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