Altkreis. Trockenheit und Käfer haben dem heimischen Wald zugesetzt. Die Waldbauernholz-Genossenschaft Sauerland-Hellweg geht das Problem gemeinsam an.
Klimawandel, Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer setzen zurzeit dem Wald arg zu und die heimischen Waldbesitzer sind auf der Suche nach Lösungen, zumal die Förderung ab 2021 grundlegend umgestellt wird. Vor diesem Hintergrund hat sich die Waldbauernholz-Genossenschaft Sauerland-Hellweg gegründet, die zum 1. Juli mit dem Verkauf von Holz begonnen hat. Geschäftsführer ist Michael Ester, der gemeinsam mit Peter Rummel und Markus Romberg von der Forstbetriebsgemeinschaft Diemelsee im WP-Interview erklärt, wie die Sauerländer Waldbauern sich den Herausforderungen und Problemen stellen wollen.
Wirtschaftliche Holzvermarktung
Was ist die Waldbauernholz-Genossenschaft und was sind die wichtigsten Ziele?
Michael Ester Die Waldbauernholz-Genossenschaft vertritt etwa 3700 Waldbesitzer mit insgesamt rund 55.000 Hektar Wald. Das Gebiet umfasst drei Reviere im Ruhrgebiet, Privatwald im Bereich des Regionalforstamtes Soest-Sauerland und das Forstamt Oberes Sauerland mit Sitz in Schmallenberg. Ziel ist die wirtschaftliche Holzvermarktung durch die Bündelung von Prozessen und den Aufbau von Strukturen und Service-Angeboten. Eine besondere Herausforderung ist, dass sich aufgrund von kartellrechtlichen EU-Vorgaben die Vergabe-Kriterien für Fördermittel für die Waldbewirtschaftung von Privatwald zum 1. Januar 2021 komplett verändern werden. Vor diesem Hintergrund müssen wir uns gut aufstellen.
Was bedeutet das für die heimischen Waldbauern?
Peter Rummel: Zunächst bedeutet das in der Umstellungsphase zunächst mal viel mehr Büroarbeit für uns. Bei der bisherigen Praxis der indirekten Förderung wurde ein großer Teil dieser Arbeit durch die regionalen Förster des Landesbetriebes Wald und Holz übernommen. Jetzt soll die direkte Förderung für mehr Transparenz sorgen. Wichtiger Faktor für den Erhalt von Fördermitteln ist künftig die Zertifizierung, die eine nachhaltige, ökologische und regionale Waldbewirtschaftung nachweist. Vorteil ist, dass unser möglicher Förderanteil steigt.
Die Zeit drängt
Also bringt die Umstrukturierung den Waldbauern unterm Strich auch etwas, oder?
Markus Romberg: Ja. Die politische Vorgabe nimmt uns zwar strenger an die Zügel, eröffnet uns aber auch eine höhere finanzielle Unterstützung. Und das ist gerade in der derzeitigen Situation gut, denn wir stecken aufgrund der klimatischen Veränderungen mitten in einem grundlegenden Waldumbau. Und da haben wir ein ziemliches Zeitproblem, denn für einen Forstumbau muss man mindestens 30 bis 35 Jahre, also eine Generation, rechnen. Wir können also nicht von heute auf morgen den Baumbestand komplett umstellen.
Hätten die Waldbauern die Probleme deshalb nicht schon viel eher angehen müssen und schon früher von Fichtenbeständen auf Mischwälder umstellen müssen?
Markus Romberg: Diese Kritik hören wir natürlich immer wieder, aber die Fichte galt bis kurz vor Kyrill als der ideale Baum für das Sauerland. Nicht ohne Grund spricht man ja auch von der Fichte als dem Brotbaum. Sie mag Wasser, ist ideal in Höhenlagen und kommt gut mit nährstoffarmen Böden zurecht. Deshalb ist auch künftig die Fichte an bestimmten Standorten weiter gut und richtig, aber halt nicht flächendeckend und überall. Das hat Kyrill mit einem richtigen Rums deutlich gemacht, wo die Sturmanfälligkeit in Zusammenhang mit der Schneelast zu einem Problem wurde. Durch Kyrill hat ein breites Umdenken eingesetzt und die Suche nach besser geeigneten Bäumen. Die Begründung von Beständen, also die Wahl der Baumart, müssen künftig standortgerechter angepasst werden.
An nachfolgende Generationen denken
Angesichts der Borkenkäferplage müssen jetzt aber erstmal die kaputten Fichten ganz schnell raus aus dem Wald oder?
Peter Rummel Ja, das ist ganz wichtig, damit die Schädlinge sich nicht noch weiter vermehren. Deshalb gibt es teilweise auch großen Unmut, wenn Waldbesitzer sich nicht um ihre Flächen kümmern und der Nachbar dann die Folgen zu spüren bekommt. Man muss den Waldbesitzern klar machen, dass sich nur mit einem bewirtschafteten Wald etwas bewegen lässt, sei es Einkommen oder auch andere Ziele wie Artenschutz und, dass brach liegende Flächen auch für die nachfolgenden Generationen nichts bringen. Meine Vorgänger haben Bäume für mich gepflanzt, von denen ich profitieren kann, aber ich muss auch investieren, damit auch die nächsten Generationen etwas davon haben. Auch eine Streuobstwiese ist eine Art der Bewirtschaftung. Hauptsache keine Brachen.
Wie sind denn zurzeit die Absatzmöglichkeiten für Holz?
Michael Ester Zurzeit ist zu viel Holz auf dem Markt – zumal es in ganz Europa Probleme mit der Trockenheit und den Käfern gibt. Die heimische Sägeindustrie kann die Mengen gar nicht schnell genug verarbeiten, unter anderem auch, weil sich in dieser Branche der Fachkräftemangel bemerkbar macht. Deshalb ist Asien inzwischen ein wichtiger Exportmarkt für uns geworden. Wir exportieren zum Beispiel nach China und Korea und haben auch schon erste Kontakte nach Osteuropa geknüpft, denn wir wollen auf vielen Beinen stehen. Vor diesem Hintergrund freuen wir uns natürlich, dass wir es in so schwierigen Zeiten geschafft haben, schon in den ersten zwei Monaten eine erste Fuhre aus der Forstbetriebsgemeinschaft Diemelsee erfolgreich zu vermarkten. Wir sind mit rund 30.000 Festmetern in der Verkaufsabwicklung. Das entspricht mehr als 1000 Lkw-Ladungen und einem Verkaufswert von circa 1,5 Millionen Euro
Mitglieder der FBG Diemelsee
Peter Rummel ist 65 Jahre alt und Geschäftsführer der FBG Diemelsee. Er ist Diplom-Ingenieur im Ruhestand und wohnt in Scharfenberg.
Markus Romberg ist 48 Jahre alt. Der Dipl.-Ing. Versorgungstechnik, lebt in Olsberg und ist Vorsitzender der FBG Diemelsee.
Michael Ester (48) ist Geschäftsführer der Genossenschaft Waldbauernholz Sauerland-Hellweg. Der Forstwirt und Kaufmann lebt in Brilon.
Fichte als Brennholz
Wenn so viel Holz am Markt ist, wird doch sicher auch das Brennholz günstiger?
Markus Romberg Die Antwort darauf zu geben, ist nicht leicht. Der Kostenanteil am Rohmaterial, also stehendes Holz im Wald und das Fällen und Aufarbeiten sind konstant. Die Transportkosten sind wesentlich teurer geworden und die personalintensive Weiterverarbeitung auch. Wenn die Bestände an Buchenwald, was überwiegend zu Brennholz verarbeitet wird, nachhaltig bewirtschaftet würden, müssten die Preise steigen. Es fehlt an Nachhaltigkeit im Brennholz und daher bleibt meiner Einschätzung der Brennholzpreis konstant. Das hat Folgen für die örtliche Wasserspeicherung.
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Wir würden uns wünschen, wenn sich die Brennholzkunden mehr für den Kauf von Fichtenholz öffnen und mit ihrer Kaufentscheidung auch den Waldumbau zu mehr Laubholz unterstützten könnten. Fichte muss jetzt sowieso aus den Wäldern geholt werden, ist äußerst trocken und hat einen geringen Harzanteil und brennt nicht schlechter. Der Raummeter kostet derzeit circa 50 Euro, ist als auch deutlich günstiger als die Buche, die bei 75 bis 80 Euro liegt. Wir wollen im Moment nicht gerne Buchen schlagen, da wir das Laubholz stehen lassen möchten, um den Wald entsprechend umzubauen zu einem Mischwald. Dafür brauchen wir Zeit und das ist gerade schwierig.