Brilon. In Brilon schlägt die Borkenkäferplage mit voller Wucht ein. Wie lautet die beste Strategie im Kampf um den Wald? Es ist eine umstrittene Frage.
Die Stadt des Waldes überlässt den Kampf gegen den Borkenkäfer nicht mehr allein ihrem Forstbetrieb, sondern setzt dafür eine Task Force aus den führenden Vertretern vom Fach sowie der Verwaltung und der Politik ein. Dieser Runde Tisch soll kurzfristig anstehende und erforderliche Maßnahmen abstimmen und absegnen.
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Da der Forstbetrieb angesichts der Schäden bereits im April sein gesamtes Budget für 2020 überzogen hat, forderte Forstamtschef Dr. Gerrit Bub ein "politisches Mandat" für das weitere Vorgehen. Die zentrale Frage stellte jetzt im Forst- und Umweltausschuss Bürgermeister Dr. Christof Bartsch: „Können wir den Borkenkäfer noch bekämpfen oder haben wir den Kampf schon verloren?"
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Der Wald als Wirtschaftsgut
„Tote Stämme schaue ich mir gerne im Nationalpark an, aber nicht in unserem Stadtwald", sagte Dr. Bub und meinte damit die riesigen Forstflächen im Harz, die sich selbst und dem Borkenkäfer überlassen werden. Für den Forstamtsleiter hat der Wald als Wirtschaftsgut einen anderen Stellenwert. Und deshalb setzt er ganz auf die Strategie, erkennbar vom Borkenkäfer befallene, aber noch grüne und deshalb noch vitale Fichtenbestände aus dem Wald herauszunehmen und das Holz zu lagern, selbst wenn es sich nicht zeitnah vermarkten lässt und so den Haushalt enorm belastet.
Der Wald als Kostenfaktor
Was angesichts eines weiteren Finanzbedarfs von rund 2,6 Millionen Euro nicht unbedingt auf Zustimmung der Politik trifft. SPD-Fraktionssprecher Hubertus Weber stellte zum Beispiel die Frage, ob "die Säge das Allheilmittel" sei: "Ist eine Bekämpfung wirklich überall nötig, oder können wir hier und da nicht auch einfach was stehen lassen?" Das entspricht einem alternativ vom Forstbetrieb ausgearbeiteten Szenario. Das sieht vor, nur soviel Käferholz zu schlagen, wie auch aktuell - Dr. Bub: "Das ist ein Tagesgeschäft." - zu vermarkten ist. Dabei könnte der geplante Runde Tisch zum Beispiel zeitnah und flexibel einbezogen werden.
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Ernüchternde Zahlen
Bis Anfang April hatte der Stadtforst bereits 96.000 Festmeter Fichte einschlagen lassen und damit das geplante Jahreskontingent von 70.000 Festmetern schon weit überhauen. Gleich drei aufeinanderfolgend Orkane im Februar hatten für einen zusätzlichen Anfall von rund 25.000 Festmeter Kalamitätsholz gesorgt, und dabei die Randzonen der frisch aufbereiteten Windwurf- und Käferholzflächen wieder verwüstet. Allein das, so die Kalkulation aus dem Forstbetrieb, schlage mit Zusatzkosten von gut einer halbe Million Euro ins Kontor. Zum Vergleich: Üblich war ein jährlicher nachhaltiger Fichteneinschlag von rund 32.000 Festmetern.
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Ein genaues Schadens- und Kostenbild, räumten sowohl der Forstamtsleiter wie auch Kämmerer Wolfgang Pack ein, lasse sich derzeit nicht ermitteln. Zum einen liege das, wie es hieß, an der - so Pack - "finanztechnisch richtigen, aber irritierenden" Buchhaltungssystematik, zum anderen an dem nur unzureichend digital vorliegenden und deshalb nicht flexibel genug verwertbaren Datenmaterial über den Wald an sich. Bei der letzten, 2011 erfolgten sogenannten Forsteinrichtung, einer Art Inventur, war der Ist-Wert des Briloner Waldes mit 36 Millionen Euro angesetzt worden. Im kommunalen Eigenkapital bilanziell berücksichtigt sind aber weitere 72 Millionen Euro als sogenannter Aufwuchs-Wert. Etwaige Verluste könnten deshalb bilanztechnisch "abgefedert" (Pack) und mit der Allgemeinen Ausgleichsrücklage verrechnet werden. Ein reales Haushaltsdefizit gebe es deshalb nicht.
Wald Schaden zugefügt?
Christiane Kretzschmar, Briloner Bürgerliste (BBL), warf dem Forstamtsleiter vor, mit der aus finanziellen Gründen getroffenen Einstellung der Borkenkäfer-Bekämpfung - wie berichtet, hatte Dr. Bub die 17 Forstdienstleister vor etwa zwei Wochen nach Hause geschickt - dem Wald einen Bärendienst erwiesen zu haben. Damit seien in der Ausschwärmzeit des Borkenkäfers wertvolle Zeit verstrichen, um den Schädling in den Griff zu kriegen. Der Forstbetriebsleiter verteidigte seine Entscheidung eben mit Blick auf die finanziellen Auswirkungen, in der Sache aber gab er der BBL-Stadträtin aber recht: "Das war kontraproduktiv."
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