Brilon. Was ist die beste Strategie um den Borkenkäfer zumindest einigermaßen zu bekämpfen. Brilon hält an der Fichte fest. Das ist die Strategie.

Da war Bürgermeister Dr. Bartsch glatt „überfragt, was das bedeutet": Hatten sich doch die CDU auf der einen und SPD, BBL, FDP und Linke gemeinsam mit dem Bürgermeister auf der anderen Seite bei einer folgenreichen Abstimmung über die Zukunft des Briloner Stadtwaldes ein 18:18-Patt geleistet. Vier Strategien zur Bekämpfung des Borkenkäfers lagen dem Rat vor, eine mehr als noch vor Wochenfrist im Forst- und Umweltausschuss.

SPD und CDU bauen sich eine Brücke

Nach dem Abstimmungs-Patt bauten sich die beiden Fraktionen von CDU und SPD eine Brücke. Der Forstbetrieb wird wie bisher gegen den Borkenkäfer vorgehen und erhält dafür weitere 2,68 Millionen Euro, allerdings soll er sich bemühen, von den weiteren 70.000 Festmetern Kalamitätsholz 20.000 Festmeter „auf dem Stock" zu verkaufen, also von Selbstwerbern schlagen zu lassen. Dafür gibt es zwar nur ein bis zwei Euro pro Festmeter, allerdings entfallen dafür auch die 22,5 Euro, die sonst für die Aufarbeitung eines Festmeters in Rechnung gestellt werden. 13.000 Festmeter, sagte Dr. Bub, stünden bereits „in den Büchern“. Dem Mehrausgaben stehen nach Berechnung des Forstbetriebs rund 789.000 Euro Einnahmen gegenüber. Diesem Kompromiss schloss sich auch der FDP-Vertreter an, bei BBL und der Linken gab es zwei Enthaltungen und eine Gegenstimme.

In der Zwischenzeit hatte Forstamtsleiter Dr. Bub „aufgrund der aktuellen Marktlage, der Dynamik auf der Fläche und den Anregungen aus der Ausschusssitzung“ sein Maßnahmenpaket um diese Variante ergänzt: den Schutz der Fichtenbestände auf die Höhenlagen im Süden des Stadtgebietes zu konzentrieren und im Norden, also in dem Waldgürtel von Altenbüren über Scharfenberg und Madfeld bis Messinghausen - nur soviel Holz einzuschlagen, wie sich vermarkten lässt, und darüber hinaus dort verstärkt Selbstwerber tätig werden zu lassen, also Unternehmen, die auf eigene Rechnung die Bäume fällen und das Holz aus dem Wald holen.

Auch eine Frage des Geldes

Während sich SPD, BBL, FDP und Linke hier auf einer Linie wiederfanden, kam das für die CDU nicht in Frage: Der Scharfenberger CDU-Stadtrat Lukas Wittmann sprach von einem „Schock", schließlich handele es sich dabei um den mit rund 2000 Hektar größten Teil des gesamten Briloner Fichtenvorrats - und den 1974 bei der kommunalen Neugliederung als Mitgift eingebrachten Scharfenberger Gemeindewald. Kurzum: Während sich die 18 anwesenden Ratsvertreter von SPD, BBL, FDP und Linker inklusive Bürgermeister Dr. Bartsch für diese Lösung entschieden, stimmte die in gleicher Kopfstärke anwesende CDU-Fraktion für eine andere Strategie: durch den Einschlag von weiteren 70.000 Festmetern Käferholz Waldhygiene zu betreiben - unabhängig davon, ob das Holz zu vermarkten ist.

Dafür wären rund 2,68 Millionen Euro frisches Geld erforderlich, hatte der Forst ausgerechnet. Angesichts der „infernalen" (Dr. Bub) Käferschäden und der bisher praktizierten rigorosen Herausnahme infektiöser Bäume hatte der Forstbetrieb den für das gesamte Jahr geplante Fichteneinschlag von 70.000 Festmetern bereits zur Monatswende April/Mai um 26.000 Festmeter überhauen. Worauf Dr. Bub, wie berichtet, die Notbremse zog und die Verträge mit den 17 für den Forstbetrieb tätigen Fremdfirmen ruhend gestellt. Im Rat verteidigte der Forstchef seine Entscheidung erneut: Angesichts der aus dem Ruder laufenden Kosten wollte er für die weiteren anfallenden Ausgaben ein „politisches Mandat" einholen. Dabei fand er Unterstützung bei Bürgermeister Dr. Bartsch. Die Zeiten, in denen der Stadtwald die „Cash-Cow" für den Haushalt waren, seien auf lange Sicht vorbei. Jetzt gelte es, den "wirtschaftlichen Druck vom Forstbetrieb zu nehmen" und ein tragfähiges Waldbewirtschaftungskonzept aufzustellen.

Es wird wieder gesägt

Die CDU hatte „kein Verständnis für das Krisenmanagement" (Lukas Wittmann) des Forstbetriebsleiters, die Briloner Bürgerliste bezeichnete es als „Desaster" (Reinhard Loos). In der Konsequenz schieden sich zwischen den beiden allerdings die Geister. Während die CDU auch weiterhin in den stark befallenen niedrigen Höhenlagen den Borkenkäfer wie bisher bekämpfen will, hatte sich die BBL damit angefreundet, weite Teile der Waldbestände im Norden des Stadtgebietes sich „urwaldmäßig entwickeln" (Christiane Kretzschmar) zu lassen: Die vertrocknenden Bäume bilden mit der Zeit eine Gefahr für Waldbesucher. Die Fichte, sagte SPD-Sprecher Hubertus Weber, habe der Stadt „Jahrzehnte gutes Geld gebracht"; in den niedrigen Lagen müssen man sich jetzt jedoch von dem Brotbaum „verabschieden".

Dass es im Stadtwald weitergeht, wird sich schon in den nächsten Tagen zeigen. Ab Montag, so der Forstbetriebsleiter, „brummen wieder die Sägen". Die ersten der vor wenigen Wochen heimgeschickten Unternehmen nehmen ihre Arbeit auf.