Brilon/Mutoto. Daria Matlakiewicz aus Brilon entscheidet spontan ihren Urlaub auf dem Bau zu machen. Die Erfahrung ändert ihre Sichtweise in vielen Aspekten.

„Im Arbeitsleben denkt man nicht daran, vier Wochen Urlaub zu nehmen, um dann auf einer Baustelle im Osten Ugandas zu arbeiten“, sagt die Brilonerin Daria Matlakiewicz. Aber genau das hat sie getan und beim Bau einer Schule in Mutoto geholfen. Ohne Vorkenntnisse auf dem Gebiet. Die Erfahrung hat ihre Einstellung zu manchen Aspekten im Leben verändert.

Aber der Reihe nach. Zunächst besuchte die heute 31-Jährige die Marienschule in Brilon und machte dann ihr Sportabitur am Berufskolleg in Olsberg. Damals dachte sie noch nicht daran, dass sie später Kindern dabei helfen würde, Bildung zu erhalten. Dass sie gerne mit Nachwuchs zu tun hat, merkte sie früh. Zum Beispiel bei ihrem USA-Aufenthalt als Au Pair nach dem Abitur.

Der erste Weg zum sozialen Engagement

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Über ein paar Umwege kam ein paar Jahre später zufällig der Kontakt zu einer gemeinnützigen Organisation zustande, der sie im Frühjahr 2014 vor dem anstehenden Masterstudium nach Ghana führte.

Sie wohnte vor Ort mit einheimischen Lehrern und Erziehern, gab Vertretungsstunden und machte nach ihrer Rückkehr einen Spendenaufruf, um den Kindern eine Bücherei in der Bildungseinrichtung zu ermöglichen. Das klappte wunderbar. 2018 schaute sie noch einmal vorbei, um sich von dem Fortschritt zu überzeugen.

Eine Begegnung, die ihre Leben verändert

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Im vergangenen Jahr stieß Matlakiewicz per Zufall auf Christoph Findelsberger, der mit 264.education einen Verein gründete, der jedem Kind die Möglichkeit geben möchte für ihr Leben zu lernen. Gemeinsam mit lokalen Partnern baut das mittlerweile 10-köpfige Team Schulen, um für die Kinder und die Gemeinschaft vor Ort etwas zu bewegen. Denn Bildung ist – so 264.education auf der eigenen Webseite - das wirkungsvollste Instrument, um langfristig Armut zu bekämpfen und die Welt zu verändern. Das Team profitiert von den Erfahrungen, die jeder einzelne in der eigenen hauptberuflichen Arbeit sammelt und in die ehrenamtliche Arbeit einbringt.

Daria Matlakiewicz spielt in Uganda auch viel mit den einheimischen Kindern. Auch das Zähneputzen kann dann für viel Spaß sorgen.
Daria Matlakiewicz spielt in Uganda auch viel mit den einheimischen Kindern. Auch das Zähneputzen kann dann für viel Spaß sorgen. © Privat

Die 31-Jährige ist fasziniert von dem Gründer und 264, der in Nepal eine Schule errichtet hatte und mit Ende 20 bereits so viel Engagement an den Tag legte. „Ich fand es super cool, was sie machen und 264 suchte Freiwillige, die dabei helfen in Uganda eine Schule zu bauen“, erinnert sich Matlakiewicz.

Schule sollte geschlossen werden

Zwei Monate später saß sie schon im Flieger nach Mutoto. Die dortige Schule wurde von zwei Einheimischen gegründet, bestand aber größtenteils aus Wellblechhütten. Während Regenperioden war sie geschlossen, um niemanden zu gefährden. Die Regierung setzte aber ein Ultimatum: die Schule muss sicherer werden oder sie wird zwangsgeschlossen.

Nur zehn Liter Wasser am Tag

Zehn Klassenzimmer für 300 Kinder errichtet

Dank Spenden und der Hilfe von freiwilligen Mitstreitern sowie lokalen Partnern konnte 264 Education zehn Klassenzimmer bauen, 300 Kinder unterrichten und 30 einheimischen Lehrern und Hilfskräften ein monatliches Einkommen ermöglichen

Da die Freiwilligen ihre Reisen selbst bezahlen, sollen 100 Prozent der Spenden bei den Schulen und Kindern ankommen.

Die Kinder in Nepal und Uganda erhalten durch Patenschaften Schulmaterialien, eine warme Mahlzeit am Tag und sauberes Trinkwasser.

Weitere Informationen gibt es unter https://264.education/de

Sechs Wochen nahm das Bauprojekt Anfang des Jahres in Anspruch. Mehr als 40 Freiwillige halfen mit, viele aus Deutschland. Mit circa 20 lokalen Partnern und Handwerkern vor Ort waren sie vom Ziegelsteine transportieren, Fundament graben bis zum Anstrich an jedem Arbeitsschritt beteiligt. Drei Klassenräume entstanden schließlich. Vier Wochen lang war Matlakiewicz in Uganda und arbeitete unter nicht ganz einfachen Bedingungen. Zehn Liter Wasser hatte jeder Helfer am Tag zur Verfügung, das sind circa zehn Mal weniger als eine Person in Deutschland durchschnittlich am Tag verbraucht. „Das sind ganz andere Gegebenheiten als hier in Deutschland, aber man fuchst sich rein“, sagt sie.

In Mutoto erlebte sie viel Herzlichkeit beim Kontakt mit den Einheimischen. Die Kinder sprangen ständig um sie herum, blieben in der Nähe, es wurde gemeinsam gespielt. Für ein Fußballspiel wurden die Gäste von Hunderten von Einheimischen persönlich abgeholt.. „Uns war es wichtig am Leben dort teilzunehmen, uns einzubringen und nicht nur anwesend sein.” erklärt Matlakiewicz den Ansatz von 264.education für die sie mittlerweile als Ansprechpartnerin für Freiwillige zuständig ist und dabei hilft, die 264-Familie weiter aufzubauen.

Bildung macht das Leben besser

Die fertige Schule ist auch gegen Regen geschützt und hat drei Klassenzimmer
Die fertige Schule ist auch gegen Regen geschützt und hat drei Klassenzimmer © Privat

Daria und das 264-Team wollen zeigen, wie wichtig Schullehre ist. „Bildung hat die Macht das Leben besser zu machen für einen selber und das Umfeld.“ Jetzt schätzt die 31-Jährige ihre eigene Schulzeit anders ein, weiß sie mehr zu schätzen, weil sie gesehen hat, dass dies nicht selbstverständlich ist. Ebenso wie tägliches warmes Essen und sauberes trinkbares Wasser.

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Im nächsten Jahr möchte sie wieder dabei helfen eine Schule aufzubauen und möglichst vielen Kindern Zugang zu Bildung ermöglichen. „Ich denke, dass Projekte wie diese wunderbar zeigen, dass jeder Einzelne von uns die Möglichkeit hat etwas zu Bewegen und das eigene Potenzial auszuschöpfen, um anderen eine faire Chance zu geben ähnliches zu erfahren. Das kann auch manchmal bedeuten die eigene Komfortzone zu verlassen, damit man Dinge, die man als selbstverständlich erachtet wieder mehr zu schätzen lernt.“