Brilon. In Brilon gibt es Überraschungen bei der Aufstellung zur Kommunalwahl. CDU-Mann mit SPD-Ticket. Weitere Personalien erstaunen. Die Analyse.
Drei Monate vor der Wahl gibt es in Brilon die ersten kommunalpolitischen Weichenstellungen - und Überraschungen. Mit Heinz Meyer stellt die SPD in Altenbüren einen Kandidaten als Ortsvorsteher auf, der dieses Amt 22 Jahre lang für die CDU ausgeübt hat.
Eine Zäsur nimmt die Briloner Bürgerliste (BBL) vor: Ihre langjährigen Ratsvertreter Christiana Kretzschmar und Reinhard Loos ziehen sich zurück. Dagegen tritt Die Linke rund um Ratsmitglied Reinhard Prange trotz erbitterter Querelen mit dem Kreisvorstand erneut an und stellt die Wahlversammlung am 18. Juli unter den Schutzschirm des Landesvorstandes.
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Trotz der Nominierung für die Roten weiter CDU-Mitglied
Für eine faustdicke Überraschung sorgt die SPD mit der Nominierung von Heinz Meyer für das Amt des Ortsvorstehers in Altenbüren. Hatte Meyer Ende 2016 spektakulär die Brocken hingeschmissen, nachdem der Rat den Bau des Stadtwerke-Windparks und damit die Windräder auf der Haar und auf dem Windsberg beschlossen hatte. Was das Comeback des politischen Haudegens so bemerkenswert macht: Die damalige Entscheidung fassten SPD und Co gegen die Stimmen der CDU. Und er werde trotz der Nominierung für die Roten CDU-Mitglied bleiben, wie der 72-Jährige gegenüber der WP betonte.
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Fraktionsintern auf Konfrontationskurs
Der neue Wahlkreiskandidat der SPD, Sebastian Schmidt, habe ihn auf eine Zusammenarbeit angesprochen. Allerdings trifft das SPD-Gespann mit Amtsinhaber und Stadtrat Manfred Göke auf einen Gegenkandidaten, der den Wahlbezirk Altenbüren/Esshoff mit 72,14 Prozent und damit so eindeutig wie kein anderer der Briloner Stadträte gewann. Damit lag Göke sogar noch vor Alice Beele, der Ortsvorsteherin von Hoppecke, die mit 71,78 Prozent eines der drei Direktmandate für die SPD holen konnte.
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Die für ihren Heimatort auch schon mal fraktionsintern auf Konfrontationskurs gehende Politikerin zieht sich auf eigenen Wunsch aus der aktiven Politik zurück, ebenso wie ein weiterer alter Kämpe, Heinz Bickmann aus Madfeld. Auch Bickmann hatte seinen Wahlkreis direkt geholt und als Ortsvorsteher fungiert. Für beide Wahlkreise hat die SPD neue Stadtrat-/Ortsvorsteher-Pärchen gebildet. In Altenbüren schickt die SPD für den Rat mit Sebastian Schmidt einen Newcomer gegen Manfred Göke ins Rennen, in Hoppecke tritt Fraktionssprecher Hubertus Weber als Ratskandidat die Nachfolge von Alice Beele an, in deren Fußstapfen als Ortsvorsteher soll Rudi Kemmerling treten.
Weniger weibliche Kandidaten als bei der letzten Wahl
Als Vorsitzender des TuS Hoppecke und "Nachtwächter" ist der Bezirksschornsteinfeger in der Dorfgemeinschaft ebenso verwurzelt wie in Madfeld Michael Schuhmacher, Leiter der First Responder-Gruppe, der örtlichen Notfallhelfer. Als Ortsvorsteher will Heinz Bickmann im Falle eines erneuten SPD-Wahlerfolgs in Madfeld weitermachen. Für die CDU löst Egbert Haarhoff Franz Nolte als Ratskandidat ab. Mit insgesamt elf neuen Kandidaten geht die SPD in die Wahl, bei der CDU sind es fünf. Daraus ergeben sich gegenüber der Wahl 2014 insgesamt 15 neue Wahlkreis-Konstellationen.
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Hüben wie drüben sind es weniger weibliche Kandidaten als bei der letzten Wahl. Bei der CDU besetzen mit Karin Bange und Sarah Thüer nur noch zwei Frauen die Wahlbezirke, Cordula Rosenbaum (Brilon) und Hildegard Hillebrand (Messinghausen) treten nicht mehr an. Bei der SPD hören neben Alice Beele auch Marion Feierabend und Martina Nentwig-Schönewolf auf. Mit Katrin Hartmann (Rösenbeck/Radlinghausen/Nehden), Gabriele Brune (Niederes Quartal) und Helga Kößmeier (Ratmerstein/Eichholz) werden die Abgänge zahlenmäßig zwar ausgeglichen, aber wer den Sprung in den Rat schafft, bleibt abzuwarten.
Mit 19 Sitzen stellte die CDU bisher bekanntlich exakt die Hälfte des 38-er Rates. Die anfängliche Liaison von SPD, BBL, FDP und Linke diente lediglich dazu, ebenfalls auf 19 Stimmen zu kommen und gemeinsam mit der zusätzlichen Bürgermeisterstimme eine hauchdünne Mehrheit bei der Verteilung der Posten und Funktionen herbeizuführen.
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Dabei darf ruhig daran erinnert werden, wie knapp die Wahl damals in manchen Bezirken zugunsten der CDU ausging. Karin Bange zum Beispiel, eine der etwa Handvoll Meinungsführer des Rates, holte mit 277 zu 268 Stimmen ihren Wahlbezirk am Drübel gegen SPD-Alphatier Hubertus Weber. Diesmal wird sie es mit dem ehemaligen Briloner Polizeichef Richard Stappert zu tun bekommen. Oder im Derkeren Quartal: Da hatte Cordula Rosenbaum gerade einmal drei Stimmen Vorsprung vor dem neben Hubertus Weber zweiten SPD-Fraktionssprecher, Wolfgang Kleineberg.
Listenplätze der CDU
Dort, im Herzen der Kernstadt, hat die CDU jetzt ihren Bürgermeisterkandidaten Niklas Frigger aufgestellt. Auf der Reserveliste steht der Spitzenkandidat der Union hinter Wolfgang Diekmann, Karin Bange und Eberhard Fisch lediglich auf Rang vier - das hat 2014 nicht für einen Platz im Rat gereicht.
Für die SPD geht Bürgermeister Dr. Christof Bartsch bekanntlich erneut in den Ring. Sein Gegenspieler im Wahlkreis Gudenhagen-Petersborn-Brilon Wald ist wie vor sechs Jahren Wolfgang Diekmann. Bei der Bürgermeisterwahl hatte Dr. Bartsch mit 475 Stimmen einen satten Vorsprung vor dem CDU-Kandidaten Holger Borkamp (Rösenbeck, 186), bei der Ratswahl endete das Rennen wesentlich knapper. Gerade einmal 39 Stimmen trennten da Dr. Bartsch und Wolfgang Diekmann.
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Sollte Dr. Bartsch für eine zweite Amtszeit auf den Chefsessel im Rathaus gewählt werden, käme das der Frauenquote im Rat zu gute. Denn dann würde, wie schon vor sechs Jahren, Ortsvorsteherin Ariane Drilling in den Stadtrat nachrücken. Sie nimmt nach Dr. Bartsch Platz zwei der Reserveliste ein, danach folgen Hubertus Weber, Kathrin Hartmann, Wolfgang Kleineberg, Helga Kößmeier, Heinz-Gerd Wiese und Gabriele Brune - Gleichberechtigung soweit die Personalien es zulassen. Mit neuen Gesichtern geht die Briloner Bürgerliste in die Kommunalwahl. Auf Platz eins der Liste steht Annette Loos, die Gattin von Reinhard Loos. Die Ärztin ist bisher als sachkundige Bürgerin politisch aktiv, auf Rang zwei steht Frauke Müthing, die auch schon 2014 kandidierte, und die am Dienstagabend als Bürgermeisterkandidatin nominiert wurde.