Brilon. Eine unendliche Geschichte soll nun doch beendet werden: der Weiterbau der A46 von Nuttlar als Schnellstraße bis Brilon. So geht’s jetzt weiter.
Mit einem breit angelegten öffentlichen Informations- und Beteiligungsverfahren unternimmt Straßen.NRW einen erneuten Anlauf, für die B7n von Altenbüren bis zur Möhnestraße am Ortsausgang von Brilon eine rechtsfeste Trasse zu finden. Sven Körner, Leiter der Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift: „Alle zu überzeugen, werden wir nicht schaffen.“ Ziel sei, bis zum Frühjahr die „bestmögliche“ Linienführung herauszuarbeiten und damit in die konkrete Planung einzusteigen.
Bei der „bestmöglichen“ Variante gehe es, das machten der Straßen.NRW Chef und auch Dr. Antje Grobe von der Beratungsagentur „Dialogbasis" am Dienstag in einer Online-Pressekonferenz klar, um eine „durchsetzbare Linie".
Die Fakten im Überblick
Insgesamt hat Straßen.NRW acht Varianten für die Fortsetzung der B7n ab Altenbüren ausgearbeitet. Die vor allem in Altenbüren und in Brilon favorisierte führt durch den Stadtwerke-Windpark und nördlich durch das Aatal bis zur Möhnestraße im Bereich Fünf Brücken. Alternativ kommt ein Variante-Fächern in Betracht, bei dem es verschiedene Möglichkeiten gibt, vom Kreuzberg oberhalb von Altenbüren durch die Haar und die Lederke im Bereich der Verkehrsbetriebe auf die B7 zu gelangen und die Ortsumgehung um eine dritte Fahrspur zu erweitern bzw. ein Stück unterhalb der heutigen Trasse neu zu bauen. Ab Einmündung Scharfenberger Straße würde eine Querspange hinter Mercedes Witteler vorbei zur Möhnestraße nötig werden; auch dafür gibt’s mehrere mögliche Führungen.
Wildkatze, Raubwürger, Neuntöter
Und da sieht es für die im öffentlichen Diskurs von der Briloner Politik favorisierten Neubau von der K57 oberhalb von Altenbüren am Windsberg und Gretenberg und dem nördlichen Aatal entlang bekanntlich gar nicht gut aus.
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Im März noch hatte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst Bürgermeister Dr. Christof Bartsch in einem Brief wissen lassen, dass sich die Untere Naturschutzbehörde und Naturschutzverbände gegen diese Trasse ausgesprochen haben und Straßen.NRW deshalb „verpflichtet“ sei, „alternative Trassen zu betrachten und in die Bewertung mit einzubeziehen“. Da habe auch das Bundesverkehrsministerium ein Wort mitzusprechen, das noch ergänzende verkehrstechnische und umweltrechtliche Untersuchungen angefordert hat.
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Die arten- und naturschutzrechtlichen Hindernisse bestehen in erster Linie in den Vorkommen von Wildkatze, Raubwürger, Neuntöter und anderen Rote Liste-Arten. Es seien, wie es in dem Pressegespräch hieß, drei Raubwürger-Brutpaare nachgewiesen; NRW-weit gebe es noch etwa 50, die meisten davon in der Medebacher Bucht. Für jedes Brutpaar wäre eine Ersatzfläche von 100 Hektar erforderlich. Straßen.NRW-Planer Lars Voigtländer: „Schon ein Hektar ist schwierig.“ Einfach Nadel- in Laubwald umzuwandeln, reicht nicht. Voigtländer: „Das gäbe einen massiven Eingriff in die Landwirtschaft.“
Interessengruppen gehört
Wie berichtet, hat Straßen.NRW die Agentur „Dialogbasis“ mit der Durchführung der Öffentlichkeits-Beteiligung betraut. Das in Tübingen ansässige Forschungs- und Consulting-Institut befasst sich international und interdisziplinär mit Konflikt-Management und Kommunikationsprozessen.
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Für die B7n-Planung sieht das Beteiligungsverfahren neben dem Austausch mit der Politik und öffentlichen Veranstaltungen wie im vergangenen Jahr in der Schützenhalle Altenbüren vor allem die Einbeziehung von Interessengruppen wie den Landwirten und Unternehmen und den Einwohner vor. Zur Meinungsbildung dienen als Abendveranstaltung vier Dialog-Foren, ein Info-Mobil, Flyer, ein Newsletter und - das kann sich Dr. Antje Grobe vorstellen - ein lockerer „Scheunen-Brunch“ (Dr. Grobe).
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Dazu stellt „Dialogbasis" eine zufällig ausgewählte etwa 20-köpfige Gruppe aus Bürgern von Brilon, Olsberg und Bestwig zusammen, die das Verfahren und das Veranstaltungsangebot intensiver begleiten soll.
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Aus Altenbüren und der Kernstadt sollen jeweils etwa vier bis fünf dabei sein und aus Scharfenberg zwei bis drei, so Sven Körner auf Nachfrage. Diese Gruppe, so Dr. Antje Grobe, soll gemeinsam mit Experten aus Natur- und Artenschutz, den betroffenen Landwirten und Unternehmen ein „Bürger-Votum formulieren", das in der weiteren Planung berücksichtigt werde. Das Dialogforum und die öffentlichen Infoveranstaltungen zur B7n sollen im Frühjahr nächsten Jahres abgeschlossen sein.
Letztes Wort hat Straßen.NRW
Der „Blick von außen“ sei letztlich zwar wichtig, „letzter Entscheider", das machte Sven Körner klar, sei aber Straßen.NRW. In dem Dialog-Prozess gehe darum, so Körner weiter, die „Handlungsspielräume, die es jetzt gibt, zu nutzen". Und Dr. Antje Grobe legt der Region ans Herz, sich „nicht auf eine Variante einzuschießen, die dann nicht möglich ist“.
Wann mit dem Bau der B7n und der Fertigstellung zu rechnen sei, konnte Straßen.NRW-Chef nicht sagen: „Ich habe heute meine Glaskugel nicht dabei."