Altkreis Brilon. Eine Note besser schneidet Winterberg beim Heimat-Check „Einkauf“ im Vergleich zur größeren Stadt Marsberg ab. Reaktion aus Marsberg überrascht.

Einkaufen vor Ort. In Großstädten ist das kein Thema. Dort bietet der stationäre Einzelhandel alles, was die Herzen der Kunden begehren. Anders ist bekanntlich die Situation auf dem Land. In den vergangenen Jahrzehnten haben Geschäftsaufgaben die Gesichter der Kleinstädte und auch Dörfer verändert. Leerstände sind stumme Zeugen. Auch in den sechs Altkreis-Kommunen Brilon, Marsberg, Olsberg, Hallenberg, Medebach und Winterberg. Um so spannender ist das Ergebnis zum Thema Einkaufsmöglichkeiten vor der eigenen Haustür aus unserer Heimat-Check-Serie.

Im Ergebnis liegen die sechs Städte nicht wirklich weit auseinander. Die Bürger sind mit den Einkaufsmöglichkeiten in ihren Heimatstädten sehr zufrieden. Eigentlich. Am Besten abgeschnitten in der Gesamtwertung hat dabei Winterberg.

Die Winterberger gaben ihrer Heimatstadt für die Einkaufsmöglichkeiten eine 2,08. Das super Ergebnis nehmen sowohl Marcel Pauly, Vorstandsvorsitzender des Stadtmarketingvereins Winterberg (Bereich Einzelhandel) sowie Michael Beckmann, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins Winterberg, mit Genugtuung zur Kenntnis. Das zweitbeste Ergebnis gaben die Olsberger ihrer Stadt mit einer 2,16.

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Kaufkraft zu gering

Fast eine ganze Note schlechter schneidet Marsberg ab. Das Ergebnis ist aber nicht tatsächlich schlecht. Die Marsberger sind also durchaus zufrieden und drücken das mit einer 3,11 aus. Ähnlich sieht das Ergebnis in Hallenberg mit der Note 3,14 aus. Die Briloner bewerteten ihren Einkaufsmöglichkeiten mit einer 2,54, die Medebacher mit einer 2,46.

Schauen wir auf das Ergebnis im Detail, so gaben 11,6 Prozent der Marsberger den Einkaufsmöglichkeiten vor Ort ein sehr gut, 25,4 Prozent ein gut und 26,4 Prozent ein befriedigend. „Immerhin. Das sind zwei Drittel der Teilnehmer der Fragebogenaktion“, sagt Michaela Schröder, Geschäftsführerin Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung Marsberg e. V..

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Zur Grundversorgung sei ja auch alles vor Ort zu haben. Hinzu kämen die Angebote in den Ortsteilen Bredelar und Westheim. Michaela Schröder: „Wären die Angebote der Kernstadt und der Ortsteile an einem Ort vereint, fiele die Wahrnehmung des Angebotes vermutlich deutlich besser aus. Das ist leider nicht möglich.“ So sieht es auch David Wegener. Vorsitzender des Gewerbevereins Marsberg. „Um beispielsweise 20 Bekleidungsgeschäfte in Marsberg vorhalten zu können, dafür ist einfach die Kaufkraft zu gering.“

Nachfrage in Blick nehmen

In der Bewertung des Angebotes müsse auch die Nachfrage in den Blick genommen werden, so Michaela Schröder weiter. „Die für uns sonst sehr vorteilhafte, günstige Verkehrslage an die Autobahn und die schnelle Erreichbarkeit, ist Segen und Fluch zugleich.“ Zu bedenken sei, dass man in etwa 30 Minuten in Paderborn ist, wo aus dem Vollen geschöpft werden könne.

Der florierende Online-Handel trage ebenfalls dazu bei, dass Kaufkraft abwandere. Trotzdem: „Wir brauchen uns nicht zu verstecken, denn unsere Einzelhändler vor Ort bieten kundenorientierte und persönliche Beratung“, so Michaela Schröder weiter.

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Darauf setzen laut Beckmann auch die Einzelhändler in Winterberg. Der Ort ist zwar nur halb so groß wie Marsberg. Das Einkaufsangebot aber um ein deutliches größer.

Für Michaela Schröder ist es nicht verwunderlich, wie sie sagt, dass die Winterberger das Einkaufsangebot in ihrer Stadt sehr gut bewerten. „Das tun sie völlig zu Recht, denn es ist vielfältig und reichhaltig.“ Winterberg sei mit über 1,2 Million Übernachtungen und zwei Million Tagesgästen das touristische Schwergewicht im Sauerland, wovon die Einkaufswelt Winterberg profitiere. „Die Nachfrage der Einwohner und der zahlreichen Gäste beflügelt und steuert das Angebot.“

Hinzu kämen die 40 verkaufsoffenen Sonntage, die in Winterberg möglich seien. „In der Marsberger Kernstadt dürfen wir in Anlehnung an eine Veranstaltung an vier Sonntagen öffnen. Dank der Intervention einer großen deutschen Gewerkschaft sei es den Marsbergern nicht einmal erlaubt, diese mit in die Ortsteile zu nehmen. Michaela Schröder: „Da vergleichen wir gerade David mit Goliath.“

Erlebnis-Einkaufen

Der Tourismus spiele in der Tat eine große Rolle für die Einzelhandelsentwicklung in Winterberg, sagt Michael Beckmann, Geschäftsführer des Stadtmarkting-Vereins Winterberg. Mit 4500 Einwohnern in der Kernstadt Winterberg sei man einzelhandelsmäßig sehr gut aufgestellt.

In der Hauptstraße konzentriere sich das Angebot und wechsele sich mit der Gastronomie ab. Im Sinne von Erlebnisgastronomie sei das enorm wichtig. Von dem guten Angebot profitierten natürlich auch die Bürger. Die offizielle Einzelhandelsqualitätskennziffer sei mehr als doppelt so hoch, wie bei anderen Kleinstädten gleicher Größenordnung ohne Tourismus. Beckmann: „Daran kann man erkennen, wie viel Geld die Urlaubsgäste in die Stadt bringen. Auch aus den Ferienparks in der Umgebung. Jetzt, in Corona-Zeiten werde deutlich, wie sehr der Tourismus den Einzelhandel stärke.

>>>HINTERGRUND<<<

Die Umfrage zum Heimat-Check haben wir geplant, als von der Corona-Krise und ihren Auswirkungen noch nichts zu spüren war. Und doch haben wir uns bewusst dazu entschlossen, Ihnen weiterhin die Möglichkeit zu geben, ihr Wohnumfeld zu benoten. Beim Heimat-Check handelt es sich um eine nicht-repräsentative Umfrage. Er soll ein Stimmungsbild wiedergeben.Laut Dr. Ana Moya, die für die Auswertung zuständige Statistik-Expertin, funktioniert das: „Der Heimat-Check liefert wegen der großen Beteiligung ein gutes Stimmungsbild. Es wurde darauf geachtet, dass in jedem Ort eine ausreichende Teilnehmerzahl erreicht wurde, um aufschlussreiche Aussagen treffen zu können.“Moya vermutet,dass unter den Teilnehmern diejenigen Personen in der Mehrzahl waren, für die ihr Ort eine eher wichtige Bedeutung hat. In diesem Fall fiele das Zeugnis bei einer repräsentativen Befragung wohl etwas anders aus als beim Heimat-Check.

Alle bisher erschienenen Folgen des Heimat-Checks für den Altkreis Brilon finden Sie hier.