Brilon. Die Leser gaben Brilon die Note 2,5 für die Kinderfreundlichkeit beim großen Heimat-Check. Das schätzt das Jugendparlament an der Stadt Brilon.

Mit einer Gesamtnote von 2,4 schneidet die Kinderfreundlichkeit im Altkreis beim großen Heimat-Check ab. Die Bestnote erreichte Medebach mit einer starken 1,87. Mit einer immer noch guten 2,8 liegt Marsberg hinten. Die Kernstadt Brilon schnitt mit 2,53 etwas besser ab.

Bedenkt man, dass Kinder und Jugendliche bzw. junge Erwachsene bis 21 Jahren durchschnittlich 20 Prozent der Einwohner im Altkreis ausmachen (Stand Dezember 2018) ist das Thema Jugend- und Kinderfreundlichkeit ebenso wichtig, wie die zuletzt thematisierte Seniorenfreundlichkeit. Welche Angebote es für Kinder und Jugendliche gibt, wie die angenommen werden und woran es noch hakt, haben wir genau an der Quelle nachgefragt – beim Briloner Jugendparlament.

Jugendparlament in Brilon steht hinter Bewertung

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„Die Gesamtnote von 2,5 in Brilon würde ich unterschreiben. Wir sind hier ja in einer Kleinstadt, da ist es verständlich, dass es nicht die riesen Attraktionen gibt wie in Großstädten“, freute sich Vorsitzende Louisa Frese (21) über die positive Benotung. Brilon tut viel für Kinder und Jugend, findet sie.

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„Das neue Kino zum Beispiel ist ein echtes Highlight, wenn es fertig ist.“ Freizeitangebote und Möglichkeiten aktiv zu werden oder sich mit Freunden zu treffen gebe es einige – von Sportvereinen über die Musikschule bis hin zum Alfred Delp Haus. „Das ADH ist eine sehr wichtige und gefragte Institution für Kinder und Jugendliche hier“, erklärt Louisa Frese. Und auch das Angebot an Vereinen werde gut genutzt und sei vielfältig, sodass für jeden Geschmack und jedes Alter etwas dabei ist.

Wie zufrieden sind Sie mit der Kinderfreundlichkeit?

Felix Maurer, Hallenberg

Hallenberg ist sehr kinderfreundlich mit Attraktionen wie z.B. den Marienpark. Der Kindergarten und die Schule haben auch tolle große Spielplätze. Nur an der Hauptverkehrsstraße ist es nicht so einladend für uns.

Freya Pfläging, Langewiese

Ich finde Winterberg kinderfreundlich, Kindergarten und Schule sind toll. Ich bin gerne im Kletterpark, bei Konzerten und am Niedersfelder See. Hier in Langewiese kann man überall spielen, auf dem Spielplatz, im Wald, am Barfußpfad.

Christina Nawroth, 36, Padberg

Es ist toll, wie in Marsberg in Gemeinschaftsarbeit die Bürgerwiese auf die Beine gestellt worden ist. Dort kann man Zeit mit Kindern verbringen.

Malgorzate Grot, Brilon

Spielplätze gibt es für Kinder genug in Brilon aber ich warte schon seit einem Jahr auf einen Kitaplatz für meine Tochter (3) und meinen Sohn (1).

Karin Rupprath, Medebach

Vielfältige Angebote und Aktivitäten für Kinder durch ehrenamtlich engagierte Bürger, sowie liebevoll gepflegte Spielplätze, und der Aventura-Kletterberg zeigen die Kinderfreundlichkeit in Medebach und den Dörfern.

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Unterschiede Dorf und Kernstadt

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Jedoch gebe es in allen Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche deutliche Unterschiede zwischen Kernstadt und Dörfer. „Auf den Dörfern gibt es meist keine Eisdielen, Kneipen oder Orte, an denen man sich treffen kann“, sagt die Vorsitzende. Dabei bestehen für Jugendliche meist noch weniger Möglichkeiten als für Kinder – für die gebe es meistens noch Spielplätze. Ein weiteres Problem für Kinder und Jugendliche auf dem Dorf ist die Mobilität. Die Busverbindung in die Stadt sei nicht ausreichend, vor allem am Abend.

Louisa Frese ist Vorsitzende des Jugendparlaments Brilon. Sie kann die Note 2,5 nur bestätigen. Es gebe viele Möglichkeiten und Angebote in Brilon für Kinder und Jugendliche.
Louisa Frese ist Vorsitzende des Jugendparlaments Brilon. Sie kann die Note 2,5 nur bestätigen. Es gebe viele Möglichkeiten und Angebote in Brilon für Kinder und Jugendliche. © Laura Dicke

Ein Thema, was zwar nicht die Kinder betrifft, jedoch für die Jugendlichen wichtig ist, ist die Abendgestaltung in Brilon, die Louisa Frese positiv bewertet: „Abends kann man hier schon was machen. Es gibt einige Kneipen. Was fehlt ist eine Bar für Cocktails.“

Immer etwas los in Brilon

Was ist der Heimat-Check?

15.453 Menschen aus 40 Städten und Gemeinden in Südwestfalen haben bei unserem großen Heimat-Check mitgemacht und ihren Heimatkommunen ein Zeugnis ausgestellt.

Die Umfrage haben wir geplant, als von der Corona-Krise und ihren dramatischen Auswirkungen auf unseren Alltag noch nichts zu spüren war. Und doch haben wir uns ganz bewusst dazu entschlossen, Ihnen weiterhin beim Heimatcheck die Möglichkeit zu geben, ihr Wohnumfeld zu benoten. Denn es gibt einen Alltag und ein gesellschaftliches Leben vor dieser Krise, und dasselbe gilt für die Zeit, in der wir alle diese Zeit überwunden haben werden.

In unserer vertiefenden Serie schauen wir uns diese Ergebnisse an und kommen mit Akteuren vor Ort ins Gespräch. Was läuft gut und was ließe sich verbessern?

Besonders im Sommer sei in Brilon aber „immer was los“, was Veranstaltungen und Aktionen angeht. Klar lasse sich das nicht mit einer Großstadt vergleichen, doch eine Kleinstadt biete auch für Kinder und Jugendliche viele Vorteile. „Früher wollte ich immer unbedingt hier raus. Dann hab ich drei Monate in Köln gelebt und bin wieder zurück gekommen“, erzählt Louisa Frese. Die Anonymität der Großstadt sei nichts für sie gewesen – sie mag und schätzt das Vertraute der Kleinstadt.

Engagement in Brilon ist groß

Außerdem seien die Hürden als Jugendlicher etwas zu bewegen und zu ändern hier deutlich geringer. „Wenn man Einfluss nehmen möchte, kann man das. Jeder kann sich engagieren und was ändern“, sagt sie. Das Jugendparlament zum Beispiel ist in verschiedensten Bereichen aktiv.

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Zentrale Aufgaben sind das jährliche Verlegen der Stolpersteine zum Gedenken an ehemaligen jüdischen Mitbürger, das Planen und Organisieren von Events oder die Beratung von Rat und Verwaltung in kinder- und jugendpolitischen Angelegenheiten.

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„Wir sind in den Ausschüssen vertreten, zum Beispiel im Forst- und Umweltausschuss oder Schulausschuss. Wir wollen politisch mitreden und Gehör bekommen“, erklärt Louisa Frese. Beispielsweise was die Schulen in Brilon betrifft, seien die zwar gut ausgestattet, jedoch nicht alle Räume und nicht jeder Lehrer würde digitale Möglichkeiten wie interaktive Whiteboards nutzen. Daran und an anderen politischen Themen möchte das Jugendparlament mitarbeiten, sich einbringen und was ändern.

25 Mitglieder im Jugendparlament

So wie auch die knapp 25 Mitglieder im Alter von 14 bis 25 Jahren des Jugendparlaments engagieren sich viele Jugendlichen in Brilon in verschiedensten Bereichen. „Viele sind ehrenamtlich aktiv. Auch politisch interessiert sind immer mehr“, so Louisa Frese. Sie findet, die Jugendlichen in Brilon setzen sich für ihre Anliegen ein und werden auch wahrgenommen. „Bei uns kann jeder Interessierte mitmachen. Wir haben jeden zweiten Dienstag im Monat Sitzung im Rathaus“.

Darum schätzen Kinder in Brilon das Alfred Delp Haus

Kinder erarbeiten im Alfred Delp Haus in Brilon ihre Rechte

In einem ersten Schritt lernen die Kinder, welche Rechte ein Kind überhaupt haben kann. Der Kinderrechtskonvention sind mehr Staaten beigetreten als allen anderen UN-Konventionen, nämlich alle Mitgliedsstaaten mit Ausnahme der USA.
In einem ersten Schritt lernen die Kinder, welche Rechte ein Kind überhaupt haben kann. Der Kinderrechtskonvention sind mehr Staaten beigetreten als allen anderen UN-Konventionen, nämlich alle Mitgliedsstaaten mit Ausnahme der USA. © WP | Kevin Kretzler
Für einen Kinderrechtekoffer erarbeiten die Kinder in Kleingruppen einen Aspekt ihrer Rechte und erstellen aus den gewonnenen Informationen Plakate.
Für einen Kinderrechtekoffer erarbeiten die Kinder in Kleingruppen einen Aspekt ihrer Rechte und erstellen aus den gewonnenen Informationen Plakate. © WP | Kevin Kretzler
So haben Kinder beispielsweise das Recht auf Gesundheit.
So haben Kinder beispielsweise das Recht auf Gesundheit. © WP | Kevin Kretzler
Und das Recht auf Bildung und Gleichheit.
Und das Recht auf Bildung und Gleichheit. © WP | Kevin Kretzler
In einem persönlichen Blog hält jedes Kind für sich fest, was es bereits über die Kinderrechte weiß und wie sich die eigene Wahrnehmung geändert hat am Ende eines jeden Tages des viertägigen Projektes.
In einem persönlichen Blog hält jedes Kind für sich fest, was es bereits über die Kinderrechte weiß und wie sich die eigene Wahrnehmung geändert hat am Ende eines jeden Tages des viertägigen Projektes. © WP | Kevin Kretzler
Josephine, Leon, Luka, Sonja und Lenn (von links) befassten sich mit den anderen Kindern zusammen mit dem Thema Kinderrechte und erarbeiteten zunächst eine kleine Skizze, um festzulegen, wie ihre
Josephine, Leon, Luka, Sonja und Lenn (von links) befassten sich mit den anderen Kindern zusammen mit dem Thema Kinderrechte und erarbeiteten zunächst eine kleine Skizze, um festzulegen, wie ihre "Wall of Rights" aussehen soll. © WP | Kevin Kretzler
Circa 50 Dosen haben die Kinder im Alfred Delp Haus zur Verfügung für ihr Kunstwerk.
Circa 50 Dosen haben die Kinder im Alfred Delp Haus zur Verfügung für ihr Kunstwerk. © WP | Kevin Kretzler
Die Teilnehmer malten Zuhause Kinder und bringen diese nun vergrößert am Globus an. Zunächst mit Edding, anschließend mit der Spraydose.
Die Teilnehmer malten Zuhause Kinder und bringen diese nun vergrößert am Globus an. Zunächst mit Edding, anschließend mit der Spraydose. © WP | Kevin Kretzler
Unter den kritischen Augen von Henning Marten Feil malen die Kinder Symbole auf ihrer Graffiti-Wand aus. Luca verteilt stellenweise zu viel Farbe auf der kleinen Fläche. Auf die Technik kommt es also an.
Unter den kritischen Augen von Henning Marten Feil malen die Kinder Symbole auf ihrer Graffiti-Wand aus. Luca verteilt stellenweise zu viel Farbe auf der kleinen Fläche. Auf die Technik kommt es also an. © WP | Kevin Kretzler
Wichtig beim Graffiti ist das Tragen von Handschuhen und einer Atemmaske. 
Wichtig beim Graffiti ist das Tragen von Handschuhen und einer Atemmaske.  © WP | Kevin Kretzler
Nach wenigen Minuten Arbeit steht bereits die erste hälfte des Titels fertig an der Wand.
Nach wenigen Minuten Arbeit steht bereits die erste hälfte des Titels fertig an der Wand. © WP | Kevin Kretzler
Jannis begutachtet den Zwischenstand, während Henning Feil die Buchstaben ausmalt. Je nach Winkel des Handgelenks lassen sich Effekte mit den Spraydosen erzielen. 
Jannis begutachtet den Zwischenstand, während Henning Feil die Buchstaben ausmalt. Je nach Winkel des Handgelenks lassen sich Effekte mit den Spraydosen erzielen.  © WP | Kevin Kretzler
Sonja zeichnet mit Edding ein Haus vor. Es symbolisiert, dass jedes Kind ein Recht auf ein Dach über dem Kopf hat.
Sonja zeichnet mit Edding ein Haus vor. Es symbolisiert, dass jedes Kind ein Recht auf ein Dach über dem Kopf hat. © WP | Kevin Kretzler
Sonja zeichnet ein Haus auf die Wand, denn jedes Kind hat ein Recht auf ein Dach über dem Kopf.
Sonja zeichnet ein Haus auf die Wand, denn jedes Kind hat ein Recht auf ein Dach über dem Kopf. © WP | Kevin Kretzler
15 Kinder verschönern das Alfred Delp Haus unter der Leitung von Kathrin Wicik (rechts) und der helfenden Hand von Henning Marten Feil (links).Zusammen machen sie auf die Rechte von Kindern aufmerksam. Der Zwischenstand nach zwei Tagen.
15 Kinder verschönern das Alfred Delp Haus unter der Leitung von Kathrin Wicik (rechts) und der helfenden Hand von Henning Marten Feil (links).Zusammen machen sie auf die Rechte von Kindern aufmerksam. Der Zwischenstand nach zwei Tagen. © WP | Kevin Kretzler
Stolz zeigen sich die Kinder mit ihrem fertigen Werk.
Stolz zeigen sich die Kinder mit ihrem fertigen Werk. © WP | Kevin Kretzler
Die Wall of Rights zeigt neben dem Recht auf Meinungsfreiheit auch das Recht auf Freizeit. 
Die Wall of Rights zeigt neben dem Recht auf Meinungsfreiheit auch das Recht auf Freizeit.  © WP | Kevin Kretzler
Auch das Recht auf Privatsphäre und das Recht auf Bildung sind symbolisch und mit Worten verewigt.
Auch das Recht auf Privatsphäre und das Recht auf Bildung sind symbolisch und mit Worten verewigt. © WP | Kevin Kretzler
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Ein Ort zum Reden, zum kreativ werden, zum Spielen, Musik machen, Sport treiben und vor allem ein Ort der Gemeinschaft – all das ist das Alfred Delp Haus in Brilon für Kinder und Jugendliche. Seit über 60 Jahren wird ihnen in dort ein Raum geboten, sich zu entfalten und zu entwickeln. Damit ist das Kinder- und Jugendzentrum ein wichtiger Bestandteil des Freizeitangebots in Brilon.

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„Hier im Altkreis wird generell viel gemacht. Es gibt viele Einrichtungen, Angebote und Vereine für zum Beispiel Sport oder Musik. Das schlägt sich alles in der Bewertung nieder“, freute sich Burkhard Wiese, Leiter des Alfred Delp Hauses über die im Heimat-Check vergebene Benotung.

Offene Kinder- und Jugendarbeit

„Wir betreiben eine offene Kinder- und Jugendarbeit. Jeder ist hier willkommen. Wir versuchen, die Kinder aktiv zu beteiligen, ihre Meinung einzuholen und ihre Interessen durch bestimmte Angebote zu wecken. Die Kinder schätzen diese positive Haltung, die menschlichen Beziehungen und die Atmosphäre hier“, so Burkhard Wiese.

Im Alfred Delp Haus schätzen die Kinder die offene Atmosphäre. Das bestätigen Mitarbeiterin Katharina Wicik und Leiter Burkhard Wiese. 
Im Alfred Delp Haus schätzen die Kinder die offene Atmosphäre. Das bestätigen Mitarbeiterin Katharina Wicik und Leiter Burkhard Wiese.  © Laura Dicke

Kinder ab sechs Jahren und bis zum jungen Erwachsenenalter bis Mitte 20 besuchen das Alfred Delp Haus. Manche sehr regelmäßig, andere nur zu bestimmten Aktionen. Doch Burkhard Wiese merkt auch, wie sich die Anforderungen von Kindern und Jugendlichen unterscheiden. „Mit zunehmenden Alter steigen auch die Ansprüche. Dann fehlt es im Altkreis etwa an Mobilität oder an Einkaufsmöglichkeiten.“ Wichtig für die Kinder und Jugendlichen, das merkt er im Alltag , sei es die Freizeit mit Freunden zu verbringen. Es müsse nicht immer eine große Aktion sein.

Die meisten Kinder und Teenager kommen einfach, um sich auch mal außerhalb des eigenen Zuhauses zu treffen. Möglichkeiten neue Leute kennenzulernen gäbe es, so sieht es Burkhard Wiese, im Altkreis viele.

Alle bisher erschienenen Folgen des Heimatchecks finden Sie hier.