Olsberg. Corona im Gründungsjahr – eine Herausforderung. Wie das kinderfreundliche Café Goldmarie in Olsberg sich jetzt positioniert.

Ein Artikel über das Café Goldmarie, der vor der Corona-Krise in der WP erscheinen sollte, beginnt so: „Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.“ So steht es auf der Kreidetafel hinter der Kuchentheke im Café Goldmarie in Olsberg. Und so, wie Jana Nadika Pflüger lächelt, wenn sie redet, scheint es ihr ganz so zu gehen wie im Märchen. Denn: nach langer Zeit hat sie ihren Traum von einem Café erfüllt.“

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Von Jürgen Hendrichs, Jana Naima Schopper, Thomas Winterberg, Jutta Klute, Kevin Kretzler, Annette Dülme, Stefanie Bald, Laura Marie Dicke und Boris Schopper

Jetzt, fast zehn Wochen später, ist das Café fast zwei Monate geschlossen. Und Jana Nadika Pflüger hört sich erschöpft an, wenn sie darüber spricht. „Corona im Gründungsjahr ist eine Herausforderung.“ Letztes Jahr im August öffnete das Café Goldmarie als kinderfreundliches Café die Türen in Olsberg.

Keine Flüsteratmosphäre in der Goldmarie

„Das ist ganz klar durch meine Elternzeit gekommen“, erklärt Jana Nadika Pflüger. Damals lebte sie noch in Köln, gemeinsam mit ihrem Freund Bernhard und der gerade geborenen Marie.

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„Ich hatte zum Glück fünf sechs Mädels, die alle zeitgleich schwanger waren und wir sind oft gemeinsam in Cafés gegangen – mit den Kindern.“ Jana Nadika Pflüger hat es genossen, ihr Kind in den Cafés krabbeln und laufen zu lassen. „Ich fand es immer schrecklich, wenn in Cafés so eine Flüsteratmosphäre geherrscht hat. Denn je mehr man sich darum bemüht, dass sein Kind leise ist, desto lauter ist es am Ende“, sagt Jana Nadika Pflüger. Sie hat sich nie vorstellen können, ein kinderfreundliches Café zu eröffnen. Doch dann ersteigert Bernhard 2016 das Haus im Zentrum Olsbergs – seiner Heimat – und plötzlich ist der Gedanke da.

Nach sieben Jahren im Einzelhandel erfüllt sie sich ihren eigenen Traum

Nach sieben Jahren Einzelhandel, Arbeit als Kommunikationswirtin und dem jobben in der Gastronomie entscheidet sich Jana Nadika Pflüger, ein Café zu eröffnen. Während sie schwanger ist, schreibt die 34-jährige einen Businessplan. Der Umbau läuft parallel.

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Alles wird von ihrem Partner kernsaniert, Wände werden versetzt oder herausgerissen. Vom Boden bis zur Decke wird alles neu gemacht. Durch seine Arbeit mit Künstlern und Architekten bringt Bernhard den märchenhaften Charme in das Café. Eine Kinderecke mit Büchern, einem Spielhaus und Kuscheltieren wird eingerichtet. „Ich wollte das Märchenthema, weil mir das Gedankengut auch heute noch so wichtig ist“, erklärt Jana Nadika Pflüger. Der Name wurde von ihrer Tochter Marie inspiriert, die heute zwei Jahre alt ist.

Café wird Publikumsmagnet

Im August 2019 eröffnet Jana endlich ihr Café – und es wird zum Publikumsmagneten. „Das Märchenthema ist total generationsübergreifend“, freut sich Jana Nadika Pflüger. Manchmal sitzen gleich drei Generationen an den gemütlichen Holztischen – Omas, Opas, Eltern und Kinder.

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Letztere können im Café herumlaufen, spielen und von extra angeschafftem Kinderbesteck essen. So steht es in dem im März geschrieben WP-Artikel, der nie erschienen ist, weil Corona plötzlich das alles beherrschende Thema geworden ist. Jetzt ist es still in dem großen hellen Märchenraum. Die Stühle bleiben leer.

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„Wenn wir das Café wieder komplett öffnen würden, dann müsste ich zusätzliches Personal bei der Hälfte der regulären Tische einsetzen. Das rechnet sich nicht“, sagt Jana Nadika Pflüger offen. Sie hat einen Außer-Haus-Verkauf gestartet. Es gibt Kaffee, Waffeln und natürlich selbst gemachtes Eis – auch im 400 Milliliter-Becher.

Wie es weitergeht muss sie nun abwarten

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„Kuchen lohnt sich kaum – viele wollen gar nicht ins Café gehen, sondern lieber daheim bleiben.Also weiß ich nie, wer kommt und einen halben Kuchen wegzuwerfen finde ich zu schade.“ Der Verkauf wird bisher gut angenommen. Trotzdem ist Jana Nadika Pflüger skeptisch. Sie muss den Verkauf organisieren, gleichzeitig ihre kleine Tochter betreuen. Sie sorgt sich um die Zukunft.

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„Wie es weitergeht müssen wir abwarten. Wir hoffen auf gutes Wetter. Wir hängen durch den Eisverkauf am Saisongeschäft und den Puffer, den man im Sommer ansammelt, den steckt man im Winter in sein Geschäft. Die Einnahmen fallen allerdings nun geringer aus und auch eine Reserve ist irgendwann aufgebraucht.“ Sie bezweifelt, dass das Konsumverhalten der Menschen nach Corona dasselbe sein wird. „Wer sagt, dass es einfach weitergeht wie vorher?“ Dennoch sieht sie auch Licht am Horizont. „Unsere Gäste sind sehr entspannt und unterstützen uns. Das macht Mut. Und jede Krise birgt ja auch Chancen. Das kreative Potenzial der Goldmarie ist jedenfalls noch lange nicht ausgeschöpft.“