Altkreis. Unser Heimat-Check hat ergeben: Die Menschen im Altkreis fühlen sich ihren Städten sicher. Und zwar umso mehr, je weiter man nach Süden schaut.

Die gute Nachricht vorab: Die Menschen im Altkreis Brilon fühlen sich in ihren Städten überwiegend sehr sicher – und zwar anscheinend umso mehr, je weiter man Richtung Süden blickt.

Während die Marsberger die Sicherheit in ihrer Stadt im WP-Heimatcheck nur mit durchschnittlich 2,49 bewerten, holen Medebach und Hallenberg hier Spitzenwerte mit 1,98 und 1,95. Spiegeln sich diese guten Werte in der Statistik?

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Das Hochsauerland ist laut Polizeilicher Kriminalstatistik eine der sichersten Regionen in NRW. Doch der Altkreis Brilon legt hier noch eine Schippe drauf: In seinen sechs Kommunen leben rund 87.300 Menschen, das ist fast genau ein Drittel der 262.000 Hochsauerländer. Im Altkreis Brilon geschahen 2019 aber deutlich weniger als ein Drittel der registrierten Straftaten.

Wären von den genau 12.501 Straftaten, die vergangenes Jahr im Kreis registriert wurden, ein Drittel zwischen Marsberg und Hallenberg passiert, wären dies 4167 gewesen. Es waren aber nur 3785.

Sicherheit – gefühlt und real

Was ist der Heimat-Check?

15.453 Menschen aus 40 Städten und Gemeinden in Südwestfalen haben bei unserem großen Heimat-Check mitgemacht und ihren Heimatkommunen ein Zeugnis ausgestellt.

Die Umfrage haben wir geplant, als von der Corona-Krise und ihren dramatischen Auswirkungen auf unseren Alltag noch nichts zu spüren war. Und doch haben wir uns ganz bewusst dazu entschlossen, Ihnen weiterhin beim Heimatcheck die Möglichkeit zu geben, ihr Wohnumfeld zu benoten. Denn es gibt einen Alltag und ein gesellschaftliches Leben vor dieser Krise, und dasselbe gilt für die Zeit, in der wir alle diese Zeit überwunden haben werden.

In unserer vertiefenden Serie schauen wir uns diese Ergebnisse an und kommen mit Akteuren vor Ort ins Gespräch. Was läuft gut und was ließe sich verbessern?

Das ist noch nicht alles: „Im Altkreis Brilon gibt es keinen Ort, der als Kriminalitätsschwerpunkt oder sozialer Brennpunkt bezeichnet werden kann“, teilt Polizei-Pressesprecherin Laura Burmann mit.

Von den 3785 im Altkreis registrierten Straftaten entfiel der Löwenanteil mit 1139 erwartbar auf die größte Kommune: Brilon. An zweiter Stelle liegt die zweitgrößte Stadt Marsberg mit 948 Straftaten. Die kleinsten – und als besonders sicher empfundenen – Städte Medebach und Hallenberg reihen sich mit 203 beziehungsweise 132 Straftaten ganz am Ende der Liste ein. Soviel zu den absoluten Zahlen. Hier scheint die Einschätzung der Bürger mit der Statistik weitgehend zu übereinstimmen.

In Relation gesehen sah es 2019 folgendermaßen aus: In Brilon leben rund 30 Prozent der Altkreis-Einwohner, und es geschahen dort auch rund 30 Prozent der im Altkreis registrierten Straftaten. Ähnlich präzise sind die Relationen in Marsberg und Olsberg.

Sicherheit: Das sagen die Bürger über ihre Städte

Tina Gruß, Leitmar

„In den hiesigen dörflichen Strukturen und im nachbarschaftlichen Umfeld gibt noch jeder auf den anderen acht. Der Zusammenhalt ist durch die intakte örtliche Infrastruktur und die Vereinsaktivitäten gut, man kann sich durchaus sicher fühlen.“

Stephanie Flenner, Brilon

„Ich fühle mich als Frau eigentlich sicher in Brilon, aber abends im Dunklen würde ich die direkte Innenstadt am Marktplatz und den Bereich Bahnhofstraße meiden. Das sind Orte, wo Gruppenansammlungen junger Männer sind.“

Thea Maurer, Hallenberg

„In Hallenberg fühle ich mich sicher, auch abends, weil man hier fast alle Leute kennt und es meistens nicht weit nach Hause hat.“

Karl-Heinz Entian, Olsberg

„Ich fühle mich in Olsberg recht sicher. Vor allem, seit sich im Zuge des Baus des Kneipp-Erlebnisparks das Strauchwerk und der Baumbestand ein wenig gelichtet hat, so dass die dunklen Ecken weg sind. Außerdem hat sich in puncto einer besseren Beleuchtung viel getan.“

Matthias Schröder, Medebach

„In Medebach gibt es ein gutes soziales Miteinander, besonders in der Nachbarschaft, wo man aufeinander aufpasst und füreinander einsteht.“

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Anders die kleinen Städte: In Medebach leben gut neun Prozent der Altkreis-Einwohner. Es wurden dort aber nur 5,4 Prozent der Straftaten registriert. Hallenberg, wo nur 4,9 Prozent der Altkreisler leben, verzeichnet 3,5 Prozent der Straftaten. Die guten Noten für beide Städte scheinen also auch in Relation gesehen gerechtfertigt.

Winterberg und Olsberg: Gefühl kehrt Statistik um

Einen Ausreißer stellt Winterberg in der Kriminalstatistik dar. Dort leben rund 15 Prozent der Altkreis-Einwohner, aber 18,3 Prozent der Straftaten geschehen dort. 2019 wurden in Winterberg sogar mehr Straftaten (691) registriert als in Olsberg (672), obwohl Olsberg mehr Einwohner hat.

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Doch tummeln sich in Winterberg aufgrund der hohen Touristenzahlen sehr viel mehr Menschen, als dort leben. Touristen sind allerdings nicht in der Bevölkerungsstatistik erfasst. „Hierdurch kann es zu Verzerrungen im Vergleich zwischen Gebieten kommen, die beispielsweise unterschiedlich stark von Touristen frequentiert sind“ – so steht es im Onlinelexikon KrimLex, betrieben vom Institut für Kriminologie der Ruhr-Universität Bochum.

Winterberg hat bei weniger Einwohnern mehr Straftaten als Olsberg. Trotzdem haben die Winterberger ihr Sicherheitsgefühl mit einer 2,13 fast eine halbe Note besser bewertet als die Olsberger. Die gaben ihrer Stadt nur eine 2,46. Die Noten basieren also eher auf Gefühl als auf Statistik.

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Interessant auch, dass einzelne dramatische Fälle von Kriminalität in einer Stadt an der Gesamteinschätzung der Bürger offenbar wenig ändern. Denn das als besonders sicher empfundene Medebach war 2019 die einzige Stadt im Altkreis, in der ein Tötungsdelikt geschah. Möglicherweise spielt dabei eine Rolle, dass in diesem Fall die Polizei relativ schnell einen, noch dazu ortsfremden, Täter ermitteln konnte, der noch im selben Jahr verurteilt wurde.

Faktor Polizeipräsenz

Dafür, dass es sicher bleibt, ist – neben jedem einzelnen Bürger – maßgeblich die Polizei verantwortlich. Drei Wachen im Altkreis sind rund um die Uhr besetzt: in Brilon, Marsberg und Winterberg. In Olsberg, Hallenberg und Medebach gibt es Bezirksbeamte, die in ihren Büros feste Sprechzeiten für Bürger anbieten. Generell präsent ist die Polizei also in allen sechs Städten.

Check gibt ein Stimmungsbild

Tausende Menschen machen bei unseren Heimat-Checks in Südwestfalen mit. Die Ergebnisse der Umfrage fließen in die lokale Berichterstattung ein. Beim Heimat-Check handelt es sich um eine nicht-repräsentative Umfrage. Er soll ein Stimmungsbild wiedergeben. Wir erhoffen uns Impulse für unsere Berichterstattung.

Laut Dr. Ana Moya, die für die Auswertung zuständige Statistik-Expertin der Funke Mediengruppe, funktioniert das: „Der Heimat-Check liefert wegen der großen Beteiligung ein gutes Stimmungsbild. Es wurde darauf geachtet, dass in jedem Ort eine ausreichende Teilnehmerzahl erreicht wurde, um aufschlussreiche Aussagen treffen zu können.“ Moya vermutet,dass unter den Teilnehmern jene in der Mehrzahl waren, für die ihr Ort eine eher wichtige Bedeutung hat. In diesem Fall fiele das Zeugnis bei einer repräsentativen Befragung wohl alles in allem etwas anders aus als beim Heimat-Check.

Und die Ermittler im HSK sind durchaus erfolgreich. 62,8 Prozent der bekanntgewordenen Straftaten im wurden 2019 geklärt. „Das ist der höchste Wert seit über zehn Jahren“, erläutert Pressesprecherin Burmann. Und deutlich mehr, als NRW-weit im Durchschnitt aufgeklärt werden kann: Dort waren es 2018 „nur“ 53,7 Prozent.

Die HSK-Polizei führt die hohe Aufklärungsquote im Kreis auf mehrere Faktoren zurück. „Durch intensive Kontrollen und Ermittlungen stellen wir mehr Straftaten während der Durchführung fest“, so Burmann. Das betreffe besonders die Einbruchs- und Drogenkriminalität. „Außerdem setzt die Kreispolizeibehörde seit fünf Jahren verstärkt auf Ermittlungskommissionen. Daran werden wir festhalten.“

Besondere Schwerpunkte wolle die Polizei im Kreis weiterhin bei der Einbruchsbekämpfung setzen. Mehr Personal soll es auch für die Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Kinderpornografie geben.

Das wirksamste Mittel gegen Verbrechen, so Burmann, sind für die Polizei Aufklärung und Prävention. Und für Bürger: Aufmerksamkeit und Beachten von Sicherheitshinweisen. „Achten Sie aufeinander und helfen Sie einander. Eine Kultur des Hinsehens und Handelns macht es Tätern schwer.“ Dabei dürften Städte, in denen „jeder jeden kennt“ einen Vorteil haben.