Braunshausen. Er ist der berühmteste Sohn Braunshausens: Johann Anton von Knecht. Wie er zum Adelstitel kam und welche Rolle der Kaiser Joseph II dabei spielt.
Braunshausen und der Kaiser von Österreich. Auf den ersten Blick hat das eine mit dem anderen so gar nichts zu tun, auf den zweiten aber schon Es ist rund 250 Jahre her, dass tatsächlich ein Braunshäuser Junge namens Johann Anton von Knecht privater Sekretär und quasi die rechte Hand des damaligen Kaisers Joseph II. in Wien wurde. Johann Anton von Knecht ist damit der berühmteste Sohn des Dorfes. Am Samstag wurde ihm zu Ehren eine Statue samt Infotafel auf dem Braunshäuser Dorfplatz enthüllt.
850 Kilometer liegen Braunshausen und Wien voneinander entfernt – im 18. Jahrhundert für die meisten Menschen eine schier unüberwindliche Strecke. Als Joannes Antonius Knecht auf Heiligabend 1741 (damals noch ohne Adelstitel) als fünftes von elf Kindern im heutigen Brunnenweg 2 geboren wurde, sah nichts danach aus, als würde der kleine Junge aus der Region hinaus kommen. Seine Eltern Johann Christoph und Anna Catharina Brieden waren Landwirte, der Vater arbeitete zusätzlich als Schöffe am Gericht in Medebach. Johann Anton sollte nach elterlichem Willen, der mit dem Stock durchgesetzt wurde, Geistlicher werden, deshalb wurde er zum Unterrichten zum Pfarrer von Hallenberg und später zum Gymnasium nach Geseke geschickt.
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Der Sauerländer widersetzt sich den Willen seiner Eltern
Doch Johann Anton Knecht widersetzte sich diesen Berufsaussichten und riss mit 17 Jahren von zuhause aus, denn er wollte „lieber Steine kloppen als einen Stand erwählen gegen meine Neigung“. Er floh zu Fuß erst nach Marburg, dann nach Frankfurt, wo er sich als „Knecht“ das Nötigste zum Leben verdiente und viele Monate später durch einen Hallenberger Fuhrmann, den er zufällig traf, zum ersten Mal eine Nachricht nach Hause schicken konnte.
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Weil Johann Anton wie nur wenige Menschen in seiner Zeit lesen und schreiben konnte, wurde der Graf von Pergen aus der Habsburger Monarchie auf den jungen Sauerländer aufmerksam. Graf von Pergen, der ebenfalls Johann Anton mit Vornamen hieß, war Gesandter und später auch Staatsminister des Kaiserhofs in Österreich. Er beschäftigte Johann Anton Knecht als seinen persönlichen Schreiber und nahm ihn mit nach Wien. In Wien ergab sich ein Kontakt zum amtierenden Kaiser Joseph II – dem Urgroßonkel Kaiser Franz-Josephs I. und seiner legendären Ehefrau, der Kaiserin Sissi.
Enger Vertrauter des Kaisers
Kaiser Joseph II. erkannte schnell das Potential des jungen Braunshäusers und schickte ihn auf die Wiener Universität, wo er ihn zwei Jahre lang Geschichtswissenschaft und Diplomatie studieren ließ. Nach diesem Studium wurde Johann Anton Knecht als Kabinettssekretär einer der engsten Vertrauten vom Kaiser und war dadurch an politischen Entscheidungen beteiligt, die Europa maßgeblich prägten. Er war seiner Zeit auch deutlich voraus, was z.B. das bekannte „Toleranzpatent von 1781“ zeigt, das vor allem protestantischen und jüdischen Menschen mehr Religionsfreiheit im strengkatholischen Österreich zugestand.
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Knecht holte seinen 14 Jahre jüngeren Bruder Carl Wilhelm ebenfalls nach Wien, dieser wurde dort Staatsrat. Als Kaiser Joseph II. 1790 starb, vermachte er seinem hochgeschätzten Privatsekretär eine beträchtliche Leibrente, der Thronfolger Leopold II. erhob ihn sogar in den Adelsstand. Er hieß ab diesem Zeitpunkt bis zu seinem Tod am 4. Oktober 1810 also Johann Anton von Knecht. Da weder er noch sein Bruder und Erbe verheiratet waren, verfiel der Adelstitel nach dessen Tod jedoch wieder; das Erbe der beiden Brüder kam der Schule und der Kirche in Braunshausen zugute.
Erzählung über Johann Anton Knechts Leben
Der aus Assinghausen stammende Heimatdichter Friedrich Wilhelm Grimme (1827 – 1887) nahm die Geschichte des Johann Anton Knecht als Grundlage und verfasste im sprachlichen Stil seiner Zeit die Erzählung „Vom sauerländischen Dorfjungen zum kaiserlichen Geheimsekretär in Wien“.
Diese Erzählung wurde später vom Schulrat Karl Schopp neu aufgelegt, von der Bigger Josefsdruckerei in ein 24-seitiges Heftchen gefasst und diente in der Vorkriegszeit für die Schulen im Kreis Brilon als Unterrichtslektüre.
Johann Anton von Knecht soll noch einmal in seinem Heimatdorf gewesen sein. Als seine Mutter hörte, dass er ein Freund des Kaisers war und sogar dem Papst schon persönlich die Hand gegeben hatte, war sie mit dem Werdegang ihres einst so widerspenstigen Sohnes versöhnt.
Gedenktafel vor Geburtshaus
Das kleine Fachwerkhaus der Familie steht noch heute als Nebengebäude auf einem Hof am Ortsrand von Braunshausen. Das benachbarte große Bauernhaus hat laut Balken-Inschrift der acht Jahre jüngere Bruder Franciscus gebaut und wurde dabei von seinem gut betuchten Bruder aus Wien finanziell unterstützt. Der Hof gehört heute der Familie Mettken, die vor dem Geburtshaus der Knechts eine Gedenktafel aufstellen ließ, die die Info-Tafel auf dem Dorfplatz ergänzt. https://www.wp.de/staedte/altkreis-brilon/ Dass das Andenken an diesen berühmten Braunshäuser wach gehalten wird, war u.a. Alexander Berkenkopf, der im vergangenen Jahr bei einem Unfall verstarb, immer ein großes Anliegen. Seit Jahren gab es bereits Pläne für ein gebührendes Denkmal.
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Mit Unterstützung des Leader-Vereins konnten sie nun auf dem neu gestalteten Dorfplatz wahr gemacht werden, auch wenn die zur Enthüllung eigentlich geplante Feier durch Corona nicht stattfand. Doch 210 Jahre nach seinem Tod steht Johann Anton von Knecht jetzt im Mittelpunkt von Braunshausen.