Elleringhausen. Vivien Balkenhol aus Elleringhausen ist soloselbstständig und von Corona getroffen. Finanzielle Hilfe zu bekommen wurde für sie zur Geduldsprobe.
Vivien Balkenhol ist enttäuscht, fühlt sich und ihren Berufsstand im Stich gelassen. Als gemeldete Künstlerin und Soloselbstständige machen die Auswirkungen von Corona auch ihr beruflich zu schaffen. Doch während größeren Unternehmen unter die Arme gegriffen wird, sieht sie Verbesserungsbedarf bei den kleinen Betrieben.
Dabei fing alles so gut an. Die 24-Jährige aus Elleringhausen machte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Mediengestalterin bei einem Spielwarenhersteller in Coburg. „Ich war immer ein kreativer Kopf, für mich stand kein anderer Beruf zur Debatte. Daher schickte ich nur eine Bewerbung“, sagt sie.
Viel Freude bei der Arbeit in Olsberg
Vor drei Jahren meldete sie ihr Gewerbe „Vibagrafik“ an. Sie freut sich über das umfangreiche Aufgabenspektrum, über die Tatsache, dass sie sich jeden Tag kreativ auslassen, mit den Kunden Ideen entwickeln kann und am Ende alles aus ihrer eigenen Hand stammt.
Normalerweise würde sie ohne die Coronakrise Startups und junge Unternehmen unterstützen, als Grafikerin und Fotografin zur Seite stehen von der ersten Terminabwicklung bis hin zur fertigen Website. Doch derzeit hat genau diese Zielgruppe während der Pandemie keinen Bedarf an ihren Diensten. „Viele Aufträge sind dadurch weggebrochen. Flyer, Einladungskarten, Speisekarten, Hochzeiten, Hochzeitsfotos, die eventuell die ganze Saison wegfallen“, erklärt Balkenhol. 90 Prozent des Hochzeitsgeschäftes fehlt ihr für das sie viele Designaufgaben übernimmt.
Überbrückungshilfe wird abgelehnt
Um ihre Ausfälle kompensieren zu können, versuchte Balkenhol eine Überbrückungshilfe in Anspruch zu nehmen. Um freischaffende Künstlerinnen und Künstler in der Corona-Krise bis zum Anlaufen der umfassenden Bundes- und Landesprogramme schnell und wirkungsvoll zu unterstützen, hatte das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen bereits am 20. März ein Sonderförderprogramm in Höhe von insgesamt fünf Millionen Euro aufgelegt. Solo-Selbstständige und kleine Unternehmen sowie freiberuflich tätige Künstler und Kulturschaffende sollen das Angebot nutzen können.
Die 24-Jährige bewarb sich für eine Hilfe in Höhe von bis zu 2000 Euro und wartete. Um sie herum erfuhr sie immer wieder von Betrieben, die eine Finanzspritze erhalten hatten, die Künstlerin hingegen bekam jedoch zuerst lediglich eine Bestätigung, dass ihre E-Mail eingegangen ist. „Dann bekam ich nach Wochen eine Antwort. Das ist keine Soforthilfe. Im Schreiben stand, dass ich kein Geld bekomme, weil der Topf schon leer ist. Ich könne aber Grundsicherung beantragen. Für Hartz 4 geht’s mir aber zu gut“, erklärt Balkenhol. Das Angebot des Ministeriums war sehr gefragt. Innerhalb von drei Wochen gingen mehr als 17.000 Anträge ein. Insgesamt prüfte das Ministerium davon 6300 Anträge, 3000 wurden am Ende bewilligt.
Ansturm der Anfragen hätte bedacht werden müssen
Für Balkenhol ein nicht ganz durchdachtes System mit Blick auf die Fülle an Bewerbern. „Es sollte doch klar sein, dass sich eine gewisse Anzahl an Menschen melden wird. Das Ministerium sollte damit rechnen und die Hilfen dann entsprechend anpassen. Mir geht es dabei nicht um das Geld, sondern um das Prinzip“, klagt sie.
Kriterium für die Bewilligung der Anträge war die Vollständigkeit. Zahlreiche Anträge entsprachen entweder nicht den Erfordernissen des Erlasses oder waren unvollständig. Notwendig waren beispielsweise Nachweise über tatsächlichen Verdienstausfall und professionelles Künstlertum.
Daneben gibt es noch die Corona-Soforthilfe der Bundesregierung für Solo-Selbstständige und kleine Unternehmen in Höhe von bis zu 50 Milliarden Euro. Im Rahmen dieses Programms ist eine Einmalzahlung bis 9000 Euro für drei Monate enthalten. Im Zentrum dieses Programms stehen Betriebskosten.
Fotos bleiben problematisch
Aber nicht nur an finanzieller Hilfe fehlt es. Auch die Corona-Bestimmungen sind für die Künstlerin nicht ganz nachvollziehbar. „Der Einzelhandel hat jetzt wieder geöffnet, aber ich darf weiterhin nicht fotografieren“, sagt sie in Hinblick auf ihre Leidenschaft. Vereinzelt ein Brautpaar vor die Linse zu holen wäre möglich, wenn es vorher eine Genehmigung vom Ordnungsamt gibt. Laut Corona-Schutz-Verordnung sind nur zwei Personen auf einem Fleck erlaubt, eine dritte, in diesem Fall der Fotograf, wäre daher grundsätzlich problematisch. Hier muss aber auf Anfrage bei der Stadt Brilon im Einzelfall entschieden werden.
Einige Stammkunden bleiben Vivien Balkenhol treu, nutzen ihre Dienste, um beispielsweise auf Lieferservices aufmerksam machen zu können. Die Olsbergerin ist froh, dass sie bei ihr bleiben. Da das restliche Aufgabenfeld für sie überschaubar ist, steckt sie ihre Zeit in ihre Firma. So baut sie derzeit eine neue Sparte auf, die sich „Kreativ heiraten“ nennt. Das Hochzeitsgeschäft vom Design bis zur Fotografie sowie ein Onlineshop und Onlinekurse finden dort ihren Platz.
Gewinnspiel in der Westfalenpost
Vibagrafik feiert in diesem Jahr dreijähriges Bestehen. Jeden Geburtstag ihres Gewerbes zelebriert Vivien Balkenhol mit einer Aktion für jedes bestandene Jahr, so auch 2020. Am kommenden Sonntag, 26. April, haben zunächst 15 Bewerber die Möglichkeit ein Fotoshooting zu gewinnen, das die Abstandsregeln von Corona einhalten soll. „Kontaktlos und kostenfrei komme ich zur Haustüre im Umkreis Brilon, Olsberg und Winterberg. Ich fotografiere dann die Personen von der Türe aus, wie sie beispielsweise im Vorgarten stehen oder ich knipse sie im Türrahmen, während ich Abstand halte“, erklärt die Olsbergerin.
Die WP verlost fünf zusätzliche beim Fotoshooting. Wenn Sie am Gewinnspiel teilnehmen möchten, schicken Sie uns dafür einfach eine Mail mit dem Betreff „Fotoshooting“, sowie Ihrem Namen, Ihrer Adresse und Telefonnummer bis Freitag um 12 Uhr an brilon@westfalenpost.de