Marsberg. Eine Nähgruppe aus Marsberg stellt Schutzmasken für medizinische Einrichtungen her. Der Gedanke: Man muss etwas tun, um in der Krise zu helfen.

Das Coronavirus wütet seit Wochen in der ganzen Welt. „Jeden Tag gibt es steigende Krankheits- und Todesfälle“, sagt Claudia Schluckebier aus Marsberg im Hochsauerlandkreis. „Wie ein verschrecktes Kaninchen sitzt man vor dem Fernseher“, fassungslos ob dieser Pandemie. Als Kunstlehrerin am Carolus Magnus Gymnasium Marsberg war sie wie ihre Kollegen landes- und weltweit im Homeoffice anstatt am Lehrerpult vor den Schülern.

Not einer Hebamme brachte die Idee

„Ich dachte mir nur, irgendetwas muss man doch in dieser Situation machen, um gegen das Ohnmachtsgefühl gegenüber Corona angehen zu können“, so Claudia Schluckebier.

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Da kam eine befreundete Hebamme und klagte ihr ihr Leid: „Ich habe überhaupt keine eigenen Masken, um mich schützen zu können.“ Claudia Schluckebier dachte weiter: „Wenn die Schule wieder losgehen sollte, wären Schutzmasken auch nicht schlecht.“

Behelfs-Mund-Nasen-Masken

Claudia Schluckebier initiierte die Aktion.
Claudia Schluckebier initiierte die Aktion. © Privat | Privat

So kam ihr die Idee, selber Schutzmasken zu nähen. Unter der Überschrift „Nähen gegen Corona“ fanden sich über Facebook und WhatsApp schnell Gleichgesinnte und schlossen sich zusammen. Ein Großteil von ihnen kommt aus der Bürgerhilfe Marsberg. Seit einer Woche nähen rund 20 engagierte Näherinnen Behelfs-Mund-Nasen-Masken für andere Menschen und für Institutionen.

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Sandra Pohlmeyer, Ortsbürgermeisterin von Niedermarsberg, war sofort von der Idee begeistert, wie sie gegenüber der WP sagt, und schloss sich dem Projekt an. „Ich bin zwar selbst talentfrei, was den Umgang mit der Nähmaschine angeht“, lacht die Physiotherapeutin. Aber momentan legt sie wegen Corona beruflich auch eine Zwangspause ein und hat deshalb viel Zeit. Die nutzt sie für die Koordination und Logistik im Näh-Projekt. Sie verteilt Stoffe an die Näherinnen, sammelt fertig genähte Masken ein, stellt Kontakte her.

Masken und Stoffspenden

Die Marsberger LWL-Einrichtungen freuen sich über jede Unterstützung in Sachen Mund-Nasen-Masken. Fertiggestellte Masken und Stoffspenden (Baumwolle) können montags bis freitags von 8 Uhr bis 12 Uhr in der Mönchstraße 36 abgegeben werden.

Dort erhalten Interessierte, soweit die Vorräte ausreichen, auch Stoff zur weiteren Verarbeitung, Material für die Nasenflügel sowie eine Nähanleitung. Diese gibt es auch im Internet unter www.lwl-marsberg.de. Für Rückfragen steht eine LWL-Mitarbeitern unter 02992 6019052 zur Verfügung.

Auch dem Projekt „Nähen gegen Corona“ können sich weitere Näherinnen anschließen. Sandra Pohlmeyer, Tel. 02992 903707 und Claudia Schluckebier, Tel. 0151 20114037) stehen für Fragen und Tipps zum Nähen von Masken zur Verfügung.

Auch eine finanzielle Unterstützung ist über eine Spende an die Bürgerhilfe Marsberg möglich. Auch über Materialspenden freuen sich die fleißigen Näherinnen. Diese können in der Annahmestelle des LWL abgegeben werden.

„Uns ist es wichtig, dass soziale Einrichtungen benötigte Gesichtsmasken erhalten“, so Claudia Schluckebier. So konnte bereits ein Seniorenheim, ein ambulanter Pflegedienst, die Marsberger LWL-Einrichtungen und eine Praxis für Physiotherapie unterstützt werden.

LWL nimmt unerwartete Hilfe gerne an

Und die nehmen die unerwartete Hilfe gerne an. „Immer wieder rufen engagierte Menschen in unseren Einrichtungen an und fragen, ob wir selbstgenähte Gesichtsmasken brauchen können“, so Matthias Hüllen, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit beim LWL.

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„Die Antwort ist stets ja.“

Je mehr Masken, um so besser. Täglich werden in den beiden Kliniken, im Pflegezentrum, im Wohnverbund und im Therapiezentrum zahlreiche Mund-Nasen-Schutzmasken eingesetzt, um Patienten, Nutzer und Mitarbeiter vor Infektionen zu schützen.

„Je mehr Masken, um so besser“

Selbstgenähte Behelfs-Mund-Nasen-Schutze (BMNS) helfen dabei das Infektionsrisiko in allen Bereichen zu reduzieren und sorgen gleichzeitig dafür, dass der Bestand an industriell gefertigten Mund-Nasen-Schutzen dort eingesetzt werden kann, wo sie dringend benötigt werden.

Alle fünf psychiatrischen LWL-Einrichtungen in Marsberg haben ein gemeinsames Krisenmanagment-Team gebildet, um Strategien zum Umgang mit der aktuellen Krise festzulegen und sich im Notfall gegenseitig

Brigitte Kubertin näht mit.
Brigitte Kubertin näht mit. © Privat | Privat

auch mit Personal zu unterstützten.

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Priv.-Doz. Dr. Stefan Bender: „Besonderen Wert legen wir dabei auf die Versorgung unserer Mitarbeiter mit den erforderlichen persönlichen Schutzausrüstung“, wobei Maßnahmen abgesprochen wurden,möglichst sparsam damit umzugehen.

Natürlich gilt in der Klinik auch das Besuchsverbot und eine erhebliche Ausgangsbeschränkung. Vieles werde über Telefonkontakte abgedeckt. Dringende psychiatrische Notfälle werden weiterhin stationär behandelt bzw. jederzeit aufgenommen. Behandlungen aber, die nicht sofort und unbedingt erforderlich seien, würden so gut wie möglich auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.