Brilon. Er in Brilon, sie in Österreich: Der Lockdown hat Nikolas Krämer und seine Freundin vorerst getrennt. Wie ihre Liebe der Corona-Krise trotzt.

Sechs Wochen hat Nikolas Krämer seine Freundin Lisa nicht mehr gesehen. Die bisher längste Zeit, die sie voneinander getrennt sind. Er lebt und arbeitet in Brilon. Sie arbeitet an ihrer Doktorarbeit am Lipizzanergestüt Piber – in der Steiermark, Österreich. Jetzt, während der Corona-Krise , sind die Grenzen dicht. Ein Besuch in Österreich ist nicht mehr möglich. Nikolas Krämer und seine Freundin sind voneinander abgeschnitten.

Er lässt den Flug nach Österreich sausen

„Das ist ätzend, ja“, sagt Nikolas Krämer (31). Eigentlich wollte er Lisa vor zweieinhalb Wochen in der Steiermark besuchen. Das Wochenende vor dem großen Lockdown. „Wir haben Donnerstag noch überlegt ob ich fahren soll oder nicht.

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Ich hab meinen Arbeitslaptop eingesteckt und mir vorgenommen, einfach zu fahren“, erzählt er. Am Freitag checkt er den Flug ein, doch die Zweifel werden größer. „Wir haben entschieden, dass es sehr egoistisch gewesen wäre, jetzt mit dem Flugzeug durch die Gegend zu gondeln.“ Nikolas Krämer lässt den Flug sausen. Seitdem gibt es für die beiden nur Videotelefonate und Kurznachrichten auf dem Handy.

Fernbeziehung war von Anfang an nicht neu für die beiden

„Wir kannten eine Fernbeziehung von Anfang an“, sagt Nikolas Krämer. Kennengelernt haben sich die beiden vor fünf Jahren in Berlin auf dem Geburtstag einer Freundin. Sie ist ihm direkt aufgefallen, als nettes und cooles Mädchen.

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Allerdings, beide sind zu diesem Zeitpunkt vergeben. Es sollte anderthalb Jahre dauern, bis sie ein Paar werden. „Man hat immer gewusst, da ist jemand. Aber wir haben es langsam angefangen, waren erst Freunde.“ Lisa wohnt damals in Berlin. Nikolas Krämer in Brilon. Er arbeitet bei der Firma Egger als Produktmanager. Sie studiert Tiermedizin. Sie sehen sich an den Wochenenden, erst immer nur mit Freunden zusammen. Dann als Paar. „Es war nicht einfach, aber es hat funktioniert.“

Ein schöner Sommer – bevor es wieder nach Österreich geht

„Als sie ihr Studium beendet hat, hatten wir einen schönen Sommer – bis sie für ein Internship ein Jahr nach Wien gegangen ist.“

Nikolas Krämer und seine Freundin Lisa – sie studiert Tiermedizin, arbeitet gerade an ihrer Doktorarbeit.
Nikolas Krämer und seine Freundin Lisa – sie studiert Tiermedizin, arbeitet gerade an ihrer Doktorarbeit. © WP | Privat

Sie sehen sich alle zwei bis vier Wochen, während sie ihr Praxisjahr für die Tiermedizin in Wien absolviert. Danach zieht sie nach Hannover, um ihre Doktorarbeit zu schreiben. „Als sie in Hannover war, da war es einfacher mal eben Mittwochabend ins Auto zu steigen und loszufahren. Wir haben es hingekriegt, uns wöchentlich zu sehen“, erzählt Nikolas Krämer, „wir hatten uns aneinander herangearbeitet.“ Dann kam die Möglichkeit, die finale Studie für die Doktorarbeit an der Spanischen Hofreitschule zu absolvieren – einem Traditionsgestüt. Seit neun Wochen ist sie nun an dem Außengestüt in der Steiermark.

Jeden Tag Telefonate – aber der Empfang bröckelt

Kontakt zu halten ist schwer. Normalerweise telefoniert das Paar jeden Tag. Doch dort, wo Lisa gerade arbeitet, ist viel Natur – und kaum Empfang.

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„Wenn ich anrufe bin ich sehr abgehackt, wir verstehen uns sehr schlecht. Dazu kommt, dass sie in einem Schloss wohnt in dem die Decke fünf Meter hoch ist. Die Akustik ist also nicht ganz so toll.“ Manchmal sind die Tage auch zu lang und die beiden sind zu müde um zu telefonieren. „Sie hat lange Tage, bei mir passiert wegen dem Lockdown nicht sehr viel. Und Gespräche, wie sie sich eben ergeben wenn man persönlich zusammensitzt, die ergeben sich nicht wenn man telefoniert und der Empfang so abgehackt ist“, schildert Nikolas Krämer.

Körperliche Nähe fällt weg: „Es fehlt. Es nervt“

Die körperliche Nähe fällt weg. „Es fehlt. Es nervt“, sagt Nikolas Krämer schlicht.

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Zwar ist Eifersucht gar kein Thema bei den beiden, trotzdem fühlt er sich ein bisschen in den Anfang der Beziehung zurückversetzt. „Als wäre man wieder 17 Jahre alt und würde sich nur hin und herschreiben“, sagt er mit einem Lachen.

Nächstes Treffen ist noch ungewiss

Es ist sehr unsicher, wann Nikolas Krämer und seine Lisa sich das nächste Mal sehen können.

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Zwar ist das Internship in rund zwei Wochen vorbei, aber wenn Lisa nach Deutschland zurückkehrt, muss sie sich in zwei Wochen Quarantäne begeben. „Wir überlegen noch, wo sie das tun wird – ob in ihrer WG in Hannover oder in meiner WG in Brilon. Vielleicht bei ihren Eltern. Ich weiß es nicht.“ Am liebsten würde er an der Grenze schon auf sie warten. Was möglich ist, weiß er aber nicht.

Zum Abschluss eine Liebeserklärung

Er vermisst sie. Bewundert, wie gut sie all das wegsteckt. Wie sie die langen Tage, das frühe Aufstehen um fünf Uhr und die Behandlungen der Pferde meistert. Er sagt, dass sich all der Aufwand, das Warten, das Videotelefonieren lohnen. „Sie sagt, was ihr nicht aus dem Kopf geht. Sie hinterfragt Dinge kritisch, reflektiert. Damit hat sie mich definitiv zu einem besseren Menschen gemacht. Sie ist einfach der liebevollste, herzlichste und umsichtigste Mensch, den ich je kennen gelernt habe.“

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