Brilon. Polizei und Ordnungsamt laufen im Altkreis Brilon Streife, um die Corona-Maßnahmen durchzusetzen. Das befürchten die Beamten für die Zukunft.
Eine der drei Frauen sitzt auf einem Gehwägelchen, zwei stehen vor ihr. Sie quatschen, tauschen nur ein paar Worte aus. Ein Mundschutz sitzt nur locker unter dem Kinn einer der Frauen. „Da müssen wir schon mal eine Ansprache halten“, sagt Werner Brücher, Bezirksbeamter in Brilon mit ruhigem Ton und deutet im Gehen auf die kleine Gruppe. Er gehört zur Corona-Streife. Er und Florian Hohmann vom Ordnungsamt passen auf, dass die neuen Maßnahmen in der Corona-Krise eingehalten werden.
„Aber Sie müssen den vorgegebenen Abstand einhalten“
Werner Brücher hat so einen Polizistengang. Autoritär und lässig zugleich – aber immer wachsam. Als er auf die drei Frauen zugeht, schauen sie zu ihm auf. Er stellt sich vor, erklärt wieso er Streife geht, was seine Aufgabe ist. Dann weist er sie darauf hin, dass es nicht erlaubt ist, zu dritt beieinander zu stehen. „Wir wollten ihr nur alles gute wünschen“, sagt eine von ihnen. Für einen Krankenhausaufenthalt. Werner Brücher nickt. „Da wünschen wir natürlich auch alles Gute, aber Sie müssen den vorgegebenen Abstand einhalten.“ Die Frau nickt. Sagt, dass sie auch sonst gar nicht zu dritt unterwegs ist. Dann verabschiedet sie sich. Geht allein davon.
Bußgelder werden kaum verteilt
Florian Hohmann und Werner Brücher müssen nicht sehr oft auf Menschen zugehen, die die Maßnahmen missachten.
Gastronomen beachten Regeln
Gastronomen würden sich häufig akribisch an den Außerhausverkauf und die diesbezüglichen Regeln halten. „Wir stehen aber für Fragen zur Verfügung und raten jedem Gastronomen, die Kunden zu fragen, ob sie in Quarantäne sind. Auch zum eigenen Schutz“, sagt Florian Hohmann.
„Gelegentlich stehen schon einige zusammen, ja“, sagt Florian Hohmann. Bisher sei aber jede Ansprache ohne Gewalt abgelaufen. Auch Bußgelder werden kaum verteilt. Gute Gespräche und Ermahnungen würden oft ausreichen.
Werner Brücher legt kurz den Kopf schief. „Außer diese vier Jugendlichen, oder?“ Florian Hohmann nickt. „Im Kurpark, ja. Die wollten einfach nicht verstehen. Haben dann gescherzt, wovon sie denn die Strafe bezahlen müssen. Als wir ihnen gesagt haben, dass Eltern dann einspringen, war der Widerstand aber auch vorbei.“ Meistens würden die Leute ohnehin direkt auseinanderstoben, wenn sie jemanden vom Ordnungsamt sichten.
Mehrmals die Woche auf Streife durch den Altkreis
Die beiden sind mehrmals die Woche für einige Stunden auf Streife, gehen durch die Stadt.
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Laufen Orte ab, an denen sich schon häufiger Menschen versammelt haben, wie die kleine Gasse zur alten Post. Heute sitzt niemand dort. „Wir fahren natürlich auch mal zu den typischen Orten – Feuereiche, Diemeltalsperre, Kurpark. Dort prüfen wir, ob die Leute genug Abstand halten.“
Heute geht es vom Amt Thülen durchs Volksbankcenter die Bahnhofstraße hoch und über den Markt. Vor einem Stand stehen die Wartenden etwas zu eng und Florian Hohmann bittet ein Paar höflich, mehr Abstand zu wahren. Der Mann grinst. „Sie können mich aber nicht zwingen, Abstand von meiner Frau zu halten.“ Florian Hohmann lächelt freundlich. „Viele reagieren mit Humor.“
In Geschäften und Supermärkten läuft es gut
Die Sonne prallt warm auf den Marktplatz. Viele der Menschen hier tänzeln bedacht umeinander herum, springen einen Meter weiter wenn sie merken, das ein anderer ihnen zu nah kommt. Werfen vorsichtige Blicke durch die Marktgassen. Wenige tragen Mundschutz.
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„Auch in Geschäften läuft es gut. Warteschlangen vor Apotheken werden mit Abstand gebildet. Klar, im Supermarkt wird es mal enger, aber bis wir da einschreiten könnten, nachdem wir gerufen wurden, ist die Situation schon längst geklärt“, erzählt Werner Brücher aus seinem neuen Alltag. Der ist ruhiger als zuvor. Wegen Corona hat der Bezirksbeamte weniger Vorgänge, weil kaum Straftaten begangen werden. „Wir haben schon so viel erlebt. Tschernobyl oder 9/11. Auch das wird ein Ende haben“, sagt Werner Brücher ernst. „Irgendwann wird es heißen, weißt du noch damals...“
Manche Fragen können auch die Beamten nicht beantworten
Ein Mann unterbricht ihn. Fragt, ob er einen Kaffee aus dem Café am Markt ein paar Meter weiter beim Inforo trinken und dabei in den Korbstühlen sitzen darf, die dort stehen. „Ob das Inforo das möchte, weiß ich nicht“, sagt Werner Brücher. Sie wechseln ein paar Sätze. Es geht um den Mindestabstand der eingehalten werden muss: 50 Meter von Eisdiele und Café entfernt darf man erst die Lebensmittel verzehren, die man dort gekauft hat. Werner Brücher kennt nicht auf jede Frage, die ihm gestellt wird, eine Antwort. „Häufig haben wir es mit Grauzonen zu tun. Da müssen wir uns selbst erst erkundigen.“
Elf Stunden Arbeit an einem Tag
Florian Hohmann arbeitet manchmal bis zu elf Stunden am Tag. In den ersten Tagen ruft er die Geschäfte an, die schließen müssen.
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„Jeder hatte Verständnis, das habe ich erst nicht erwartet“, zeigt sich der Ordnungsamtler überrascht. Manchmal rufen Menschen an, weil sie etwas beobachtet haben. „Meine Nachbarin hat Besuch von zwei Frauen, darf die das?“, heißt es dann. Florian Hohmann nickt. „Wir sind oft genug darauf angewiesen, dass Menschen uns solche Dinge sagen. Auch, wenn manche Anrufe nicht weiterzuverfolgen sind.“
Viele Menschen sind beruhigt über Präsenz
Jetzt geht er Streife. „Viele sprechen uns an und sagen, dass sie es gut finden, dass wir unterwegs sind.“ Werner Brücher nickt. „Es geht auch darum, zu sehen und gesehen zu werden. Präsenz zu zeigen. Das haben die Menschen im Kopf und achten somit auch auf die Maßnahmen.“
Nicht das erste Mal gemeinsam unterwegs
Viele Menschen grüßen die beiden Männer. Manche werfen argwöhnische Blicke und halten Abstand. Ein Mann winkt von seinem Balkon herunter. Werner Brücher und Florian Hohmann unterhalten sich. „Viele renovieren ja jetzt ihre Häuser und nutzen so die Zeit.“ „Ja, letzte Woche hatten wir fünf wilde Müllablagen. Sonst sind es mal ein oder zwei.“ Es ist nicht das erste Mal, dass sie gemeinsam unterwegs sind. Die Streife ist entspannt, ruhig. Fast wie ein Spaziergang an einem warmen Frühlingstag. „Wenn die Kontaktsperre nach dem 19. April weitergeht...“ Florian Hohmann stockt, zuckt die Schultern. „Dann wird‘s vielleicht anders.“
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