Marsberg/Hochsauerlandkreis. Das Corona-Virus macht für Imker Klaus Stute aus Marsberg eines deutlich: „Es braucht mehr Unterstützung für Bauern und Imker.“ Ein Interview.

Das Coronavirus hat sich in alle Bereiche des Lebens geschlichen. Nichts findet mehr statt. Die Wirtschaft ächzt und der Landwirtschaft fehlen die Erntehelfer. Wie gehen die Imker in diesen Zeiten mit der Bienenpflege um? Die WP sprach mit Klaus Stute aus Essentho. Er ist Vorsitzender des Kreisimkervereins Brilon. Er betreut mit seinen über 250 Imkerkollegen rund 2000 Bienenvölker im Altkreis. Das Corona-Virus macht für Imker Klaus Stute aus Marsberg eines deutlich: „Es braucht mehr Unterstützung für die Bauern und Imker, im Sinne einer umweltverträglichen Landwirtschaft.“

Herr Stute, wie steht es mit der Bienenpflege, spielt Corona eine Rolle?

Nach aktuellem Informationsstand sind keine wie auch immer geartete Ausnahmeregelungen für die Imkerei und die Landwirtschaft erforderlich oder geplant, da diese Tätigkeiten systemrelevant sind. Aber auch wir Imker müssen dazu beitragen, dass keine Panik geschürt und gleichzeitig das fachlich Sinnvolle beachtet wird, um eine Ausbreitung von Corona zu verlangsamen.

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Was ist fachlich sinnvoll?

Als Nutztierhalter ist jeder Imker verpflichtet, sich um die Bienen zu kümmern und diese fachgerecht zu versorgen. Sind im Falle einer amtlich angeordneten Quarantäne eines Imkers erforderliche Arbeiten an den Bienenvölkern nicht durchführbar, organisieren wir möglichst eine Unterstützung in unseren imkerlichen Kreisen. Ansonsten können sich die Imker jeder Zeit um ihre Bienen kümmern, durch Meldebescheinigungen bei der Tierseuchenkasse und des Veterinärs, sowie durch die Meldepflicht von Bienenvölkern sind die Ordnungsbehörden in der Lage, die Bienenstände nachzuvollziehen.

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Kalendarisch ist es ja bereits Frühling. Wie geht es Ihren Bienen, haben sie den Winter gut überstanden?

Bei den kalten Temperaturen in den letzten Tagen stehen die Bienen im Moment noch scheinbar verlassen in unseren Gärten oder am Waldrand. Innendrin in den Bienenbeuten oder dem Bienenstock (so nennt man die Behausungen) hat das „Bienenfrühjahr“ jedoch schon längst begonnen. Während es draußen gerade noch nachts bitter kalt ist, sind im Inneren des Bienenstocks schon über 20 Grad plus. In der Bienentraube direkt bei der Königin und ihrer ersten Brut hält das Bienenvolk jetzt konstant eine Temperatur von rund 36 Grad plus.

Imker Klaus Stute aus Marsberg-Essentho.
Imker Klaus Stute aus Marsberg-Essentho. © Privat

Wir hatten aber auch schon warme Sonnentage, die haben doch sicher auch den Bienen gefallen?

Bei den warmen Tagestemperaturen flogen die Bienen schon fleißig. Sie sammeln jetzt Pollen von Hasel und Weiden, um ihre junge erste Brut zu versorgen. Schneeglöckchen, Winterlingen und Krokus sind ja leider schon fast verblüht. Die Imker sind daher froh, dass ihre Bienenvölker den Winter gut überstanden haben.

Was steht imkereitechnisch jetzt an?

Jetzt müssen alle Bienenvölker durch den Imker auf Futtervorrat überprüft werden. Bei manchen Völkern muss mit Zucker-Futterlösung nachgefüttert werden bis zur Kirschblüte. Ab dann finden die Bienen wieder ausreichend Nahrung, um sich selbst und ihre Brut zu ernähren. Und ab hier gibt es dann auch so viel Nahrung, dass erster Nektar für die Honigerzeugung in den Waben gelagert wird.

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Das öffentliche Leben in ganz Europa ist weitgehend zum Stillstand gekommen ist. Wie beurteilen Sie als Imker die Situation?

Das Corona-Virus ist auch für uns Imker eine Belastung aber auch eine Chance.

Die da wäre?

Gerade in diesen Zeiten interessieren sich die Menschen für gesündere Ernährung. EU-weiter Ausstieg aus der Anwendung chemischer-synthetischer Pestizide muss immer deutlicher zum Schutz unserer Bienen und aller Insekten durch die Bevölkerung gefordert werden. Es muss mehr Unterstützung für die Bauern bei der Umstellung auf gesunde, kleinbäuerliche Landwirtschaft, die zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt, gefordert werden.

Wie wäre denn speziell den Imkern und ihren Bienen geholfen?

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Den Imkern wäre geholfen, wenn Pestizide als Ackergifte deutlich reduziert würden. Biotopflächen müssen wiederbelebt und Produktionsmethoden so gestaltet werden, dass die Landwirtschaft wieder einen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt leistet. Es muss endlich Schluss sein mit den gefährlichen Ackergiften und übermäßige Gülle auf den Wiesen, die den Bienen erheblich und auch unserer Gesundheit schaden.

Was wünschen sich die Imker am meisten?

Imker wünschen sich immer mehr eine pestizidfreie Landwirtschaft, gute gesunde Lebensmittel und eine intakte Umwelt. Kleinteilige, vielfältige und nachhaltige landwirtschaftliche Strukturen werden von uns bevorzugt, den Ökolandbau sowie die Forschung zu pestizid- und gentechnikfreien Anbau muss deutlich gefördert werden. Eine flächendeckende Bestäubung ist jedoch nur durch die flächendeckende Verbreitung von gesunden vitalen Bienenvölkern gesichert. Diese geforderte Verbreitung von Bienenvölkern wiederum ist nur bei relativ gleichmäßiger Verteilung von Imkern in der Fläche möglich. Imker bleiben aber nur dann bei der sicher interessanten und wertvollen Bienenhaltung, wenn relativ problemlos mit gesunden Völkern gearbeitet und für den geernteten Honig angemessene Einkünfte erzielt werden können. Honigkauf beim heimischen Imker ist daher aktiver Naturschutz.