Scharfenberg. Es sollte ein besonderes Schützenfest sein in Scharfenberg. Doch jetzt müssen die Schützen sich dem Coronavirus beugen. Das sind jetzt die Pläne.
Die Festschrift ist fertig, das Plakat auch. In Druck geht beides jedoch nicht. Die St. Josef-Bruderschaft Scharfenberg hat ihr Jubiläumsschützenfest abgesagt. Am 8. und 9. Mai sollte das 200-jährige Bestehen gefeiert werden. 12 Vereine waren dazu eingeladen worden, vier Musikzüge engagiert. Vergangene Woche, so Oberst Jörg Gödde, habe man alles gestoppt: „Wir müssen jetzt abwarten, wann und in welcher Form wir das nachholen können.“
Zweitälteste Bruderschaft
Die St. Josef-Bruderschaft ist nach der Briloner St. Hubertus-Bruderschaft von 1417 die zweitälteste im Kreisschützenbund. Rund 600 Mitglieder gehören ihr an. Für das Jubiläumswochenende Anfang Mai waren ein Festakt, ein Umzug und der Große Zapfenstreich am Ehrenmal geplant sowie das Jungschützenschießen. Das zu derartigen Anlässen übliche Kaiserschießen nicht.
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Das sollte im Rahmen des normalen Schützenfestes gefeiert werden. Dafür gab es einen besonderen Anlass: die Internationalen Hansetage. Die standen nämlich parallel zum Hochfest der Scharfenberger Schützen am ersten Juni-Wochenende auf dem Terminkalender. Mit dem Kaiserschießen am Samstag wollte man den internationalen Besuchern einen authentischen Einblick ins Sauerländer Brauchtum und Traditionspflege vermitteln.
Die Hansetage fallen Corona-bedingt ja leider wie so Vieles ins Wasser. Und ob das Scharfenberger Schützenfest im Juni stattfinden kann, steht noch in den Sternen. Jörg Gödde hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. Vielleicht, sagt er, seien dann ja wieder Veranstaltungen bis zu einer gewissen Besucherzahl wie am Anfang der Corona-Krise möglich.
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Dann könnte man wegen des Jubiläums das Fest um einen Tag verlängern. Und wenn nicht? Dann böte sich noch das Wochenende vom 2. bis 5. Oktober an. Dann ist eigentlich der Schützenball in der Halle geplant. Stattdessen, so der Oberst, könnte man ja noch Schützenfest feiern. Vogelbauer Karl-Josef Kraft jedenfalls ist längst bei der Arbeit.
Festschrift ergänzt Jubiläums-Buch
Aktueller Regent ist Albert Kröger, amtierender Kaiser seit 2010 der heutige Ortsvorsteher Klaus Götte. Die von dem Redaktionsteam um Sebastian Schmitz und Klaus Mast vorbereitete und reich bebilderte Festschrift spiegelt vor allem das Vereinsleben der vergangenen 25 Jahre wider. Sie sei, so Jörg Gödde, als Ergänzung zu dem Buch gedacht, das der Verein anlässlich seines 175-Jahr-Jubiläums herausgegeben hat.
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Der langjährige Ortsheimatpfleger und Heimatforscher Wilfried Finke hat darin die Geschichte des „Schützenvereins“, als der die Bruderschaft im Dorf verankert ist, aufbereitet und in die Entwicklung des Besenbinderdorfes eingebettet. Das Buch hat 165 Seiten, es seien noch reichlich Exemplare vorhanden, sagt Jörg Gödde.
Von 1940 bis 1946 keine Schützenfeste
Kriegsbedingt hatte es von 1915 bis 1918 sowie von 1940 bis 1946 keine Schützenfeste in Scharfenberg gegeben.
In den ersten Apriltagen 1945 hatten amerikanische Soldaten das Dorf besetzt.
Bei ihrer Ankunft am 2. April hatten 150 Soldaten der Wehrmacht und eine ebenso starke bewaffnete Einheit des Reichtsarbeitsdienstes Widerstand geleistet, und ein Mitglied der NSDAP-Gauleitung hatte den Volkssturm mobilisiert.
Etwa 60 bis 70 Männer legten in Richtung Brilon und Rixen Straßensperren an. Nachdem ein amerikanischer Soldat getötet worden war, wurde das Dorf schwer beschossen; zwei Soldaten der Wehrmacht starben. Im Zweiten Weltkrieg fielen insgesamt 51 Scharfenberger.
Silbernes Schild an der Königskette
Ein Kleinod ist das silberne Schild an der Königskette. Darauf ist ein „A.T.P.B.R.“ als „König von der Schützenkompanie in Scharfenberg 1822“ genannt. Die Namens-Initialen haben sich bisher einer Entschlüsselung entzogen. Wer damals die Regentschaft innehatte, lässt sich nicht mehr entziffern.
Man vermutet, dass es sich um jemanden aus dem Umfeld des Oberstleutnants Alexander von Ledebur gehandelt hat. Der König von Preußen hatte den Adeligen im Jahr 1819 mit dem Gut Scharfenberg belehnt. 1822 galt deshalb lange Zeit als Gründungsjahr des Schützenvereins. 1972 noch hatte das 150-Jahr-Jubiläum noch darauf Bezug genommen.
„Schwelgerische Trunkgelage“
Der Briloner Heimatforscher Gerhard Brökel hatte dann jedoch bei den Recherchen zu seinem Buch über das Briloner Schützenwesen 1992 im Staatsarchiv Münster ein Dokument entdeckt, aus dem hervorging, dass der Scharfenberger Schützenverein bereits zwei Jahre vorher gegründet worden sein muss. 1822 hatte der Landrat auf Anordnung der Regierung in Arnsberg nämlich alle Orte melden müssen, in denen die damals „auf dem platten Lande in unmäßige, schwelgerische Trunkgelage“ ausartenden und oft mehrere Tage dauernden Schießübungen stattfanden.
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Das sollte mit der Gründung von Schieß- und Schützenvereinen in geregelte Bahnen überführt werden. Was auch ausweislich der Königskette in Scharfenberg so geschah. In Scharfenberg aber, so steht es in dem erst in dem Archiv entdeckten Antwortschreiben, hätten die „jungen Gesellen“ bereits seit drei Jahren jeden ersten Sonntag im Mai das Vogelschießen gepflegt.
Kaiserschießen alle zehn Jahre
Deshalb feierte die St. Josef-Bruderschaft bereits 1995 nach der neuen Zeitrechnung das nächste Vereinsjubiläum. Dabei löste Uwe Böddicker Franz Hogrebe als Kaiser ab. Dass dessen Nachfolger bereits 2010 ermittelt wurde, entstammt dem Schützenwunsch, die Kaiserwürde öfter in andere Hände zu geben und damit auch andere engagierte und interessierte Schützen zum Zuge kommen zu lassen. Um das Kaiserschießen dem Rhythmus der runden Geburtstage anzupassen, begann die Bruderschaft damit im Jahr 2010.
Alle aktuellen Infos zur Entwicklung der Coronakrise im Altkreis Brilon gibt es im Newsblog.