Hochsauerlandkreis/Brilon. Der Tod eines Menschen: Wegen Corona gelten selbst für Beerdigungen Ausnahmeregeln. Pfarrer aus dem Sauerland berichten über schwere Situationen.
Sich in den Arm nehmen, gemeinsam weinen, ein stiller Händedruck - gerade wenn es um den Tod eines nahe stehenden Menschen geht, ist es für viele Trauernde wichtig, sich gegenseitig zu trösten, Halt zu geben und gemeinsam am Grab Abschied zu nehmen. Doch selbst in dieser schwierigen Trauersituation müssen wir jetzt Abstand halten – Grund ist das Coronavirus.
Beisetzung nur im engsten Familienkreis
Angesichts der aktuellen Corona-Lage sind Bestattungen nur noch im ganz kleinen Rahmen möglich, es finden keine Wortgottesdienst oder Requiem-Feiern statt. Das ist für die Hinterbliebenen, aber auch für die Geistlichen, die natürlich gerade angesichts von Sterben, Tod und Beerdigungen eine wichtige Anlaufstelle sind, eine sehr ungewohnte und schwierige Situation. Wir haben mit drei katholischen Pfarrern darüber gesprochen.
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„Aufgrund der aktuellen Coronakrise kann eine Beisetzung leider nur im engsten Familienkreis erfolgen“, liest man zurzeit in vielen Traueranzeigen. Das heißt: Die Bestattung findet nur im ganz kleinen Kreis auf dem Friedhof statt und auch dort müssen die Menschen natürlich Abstand halten. Wortgottesdienste in Friedhofskapellen oder die Feier eines Requiems in Kirchen oder Kapellen sind zurzeit nicht erlaubt. Und auch die Einladung zum anschließenden gemeinsamen Kaffeetrinken für Nachbarn, Freunde und Verwandtschaft kann nicht - wie sonst üblich - ausgesprochen werden.
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Den Trauernden am Telefon beistehen
Den trauernden Angehörigen am Telefon beistehen, sie trösten und die Situation besprechen – das bringt schon eine größere Distanz mit sich, die die Seelsorge schwieriger macht als in einem persönlichen Gespräch. Diese Erfahrung hat Pfarrer Norbert Lipinski, Leiter des Pastoralverbundes Winterberg, gemacht: „Das ist für beide Seiten sehr gewöhnungsbedürftig. Vielen Menschen fällt es schwerer, sich auf ein Gespräch einzulassen. Eine Face-to-Face-Situation ist da etwas ganz anderes. Man muss schon sagen: Das ist und bleibt eine Notlösung.“
Vorgabe des Erzbistums
Angesichts der aktuellen Corona-Lage sind Bestattungen im Erzbistum Paderborn nur noch in ganz kleinem Rahmen möglich mit maximal 20 Teilnehmern. Es finden keine Wortgottesdienst oder Requiem-Feiern statt.
Auch die Beerdigungssituation sei natürlich nicht so, wie sich die meisten Menschen das wünschen. „Man merkt, sie nehmen das als notwendig an, aber es schmerzt sie, dass der Abschied nicht in dem gewohnten Rahmen stattfinden kann“, so seine Einschätzung. Für ihn stehen in dieser Woche die ersten beiden Beerdigungen an, bei denen die neuen Regeln erstmals zum Tragen kommen werden. Wo es möglich und gewünscht ist, werde man aber nach Lösungen suchen, das Requiem noch zu einem späteren Zeitpunkt zu feiern – ob einzeln oder für mehrere Verstorbene, dafür müsse man noch nach Lösungen suchen, so Pfarrer Lipinski.
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Trotz allem eine würdige Verabschiedung
Auch Dechant Richard Steilmann, der den Pastoralverbund Bigge/Olsberg leitet, findet die derzeitige Situation gerade bei den sehr sensiblen Themen Tod und Trauer sehr schwierig. Aber er habe auch gemerkt, dass die meisten die Vorgaben verstehen und akzeptieren. Natürlich werde von Seiten der Kirchen trotzdem versucht, für alle Beteiligten eine würdige Verabschiedung auf dem Friedhof zu ermöglichen – wenn auch mit der zurzeit nun mal notwendigen Distanz. Auch Pfarrer Steilmann kann sich vorstellen, dass es später nochmal einen Gottesdienst für die Verstorbenen geben kann.
Wenn am Telefon die Tränen fließen
Propst Meinolf Kemper ist Leiter des Pastoralen Raums Marsberg und hat schon mehrere Beerdigungen nach den jetzt gültigen Regeln durchgeführt. Auch er empfindet die Situation als schwierig für die Angehörigen: „Das fängt schon mit dem Beileidsbesuch an, der nicht mehr persönlich stattfinden kann“, erzählt der Geistliche.
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Trotzdem sei es auch telefonisch möglich, einen Zugang zu den Betroffenen zu finden: „Da dürfen auch mal am Telefon die Tränen fließen“, so seine Erfahrung. Eine besondere emotionale Ausnahmesituation sei es Menschen, wenn sie einen todkranken Angehörigen im Krankenhaus haben, den sie nun nur unter erschwerten Bedingungen besuchen und begleiten können. Wenn man sich dann nicht mal untereinander einfach in den Arm nehmen könne, sei das natürlich oft sehr bitter.
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Wenn nicht mal ein Händedruck möglich ist
Auch für ihn sei es nicht einfach sich daran zu gewöhnen, dass nicht mal mehr ein Händedruck möglich sei. Nach den Beerdigungen, die er bisher durchgeführt hat, habe er das Seelenamt für die Verstorbenen allein in der Kirche gefeiert. Das sei schon eine sehr ungewöhnliche Situation. Wichtig sei für ihn aber, dass der Abschied, der auf dem Friedhof stattfinde, einen „würdigen Rahmen hat.“ Er halte dort eine persönliche Ansprache, lese etwas aus der Bibel vor, spreche Gebete und singe auch mit denen, die da sind. Aber, so seine Erfahrung: „Hinterher gehen die Menschen dann etwas hilflos auseinander“, zumal es ja auch keinen Beerdigungskaffee mehr gebe. Wichtig sei es ihm aber, auch in dieser Ausnahmesituation die Menschen anzusprechen, sie aufzurichten, Hoffnung zu vermitteln und den Blick für Ostern offen zu halten.
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