Altkreis Brilon. Kurzarbeit, Lohnfortzahlung, Homeoffice. Vieles ist möglich in der Krise. Wieso manche Unternehmer wegen Corona trotzdem mehr Probleme bekommen.
Verunsicherung herrscht derzeit in den Unternehmen im Altkreis Brilon. Sie bekommen die Auswirkungen des Coronavirus wirtschaftlich zu spüren, sorgen sich um ihre Mitarbeiter, aber auch um ihre Existenz. Für einige greifen die Maßnahmen des Bundes nicht weit genug.
Wie gehen die Unternehmen mit dem Coronavirus und den damit einhergehenden Einschränkungen um?
„Es herrscht eine große Unsicherheit derzeit. Wir sind in keiner alltäglichen Situation“, erklärt Helmut Kreutzmann, erster Bevollmächtigter der IG Metall Olsberg. Er spürt aber aus seinen Gesprächen mit den Unternehmen im Altkreis Brilon keine Panik, nur eine gewisse Sorgfalt. „Kriege ich noch Geld, wenn ich nach Hause geschickt werde, wie sieht es mit Minijobs aus, mit Lohnvorzahlung… Das sind die häufigsten Fragen, die aufkommen“, erklärt Helmut Kreutzmann. Allerdings könne er auf keine dieser Fragen eine pauschale Antwort geben. So habe jeder Arbeitnehmer eine individuelle arbeitsvertragliche Situation, auf die eingegangen werden müsse.
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Wo liegen Probleme?
Andre Berude von der IHK Arnsberg hat bisher eine Menge Gespräche geführt und ein zentrales Problem erkannt: „Mir bereiten die Solo-Selbstständigen Kopfzerbrechen. Kurzarbeit ist für sie nicht möglich und viele wollen und können kein Darlehen aufnehmen und später wieder zurückzahlen. Die Instrumente, die so schnell vom Bund geschaffen wurden, greifen für diese Unternehmer nicht.“
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Dies sei eine Lücke, die unbedingt gefüllt werden müsse. Manche Unternehmen, die daher gerade erst aufgemacht hätten, würden nun wieder schließen müssen. Zudem sei es für manche schwierig, die richtigen Beratungsstellen zu kontaktieren, da diese momentan überlastet seien.
Kann es Lieferengpässe im Hochsauerlandkreis geben?
„Natürlich, da kann man voll von ausgehen“, sagt Andre Berude. Italien und China seien wichtige Lieferanten – auch im technischen Bereich. Bisher habe man zwar einigen Unternehmen helfen können und auch ein Lieferengpass sei derzeit noch nicht greifbar – Andre Berude rechnet trotzdem damit, dass dies in Zukunft der Fall sein könnte.
Gehen die Unternehmen nun vermehrt in die Kurzarbeit?
Helmut Kreutzmann verweist auch hier auf die individuellen Arbeitsverträge. Sei Kurzarbeit darin nicht erwähnt, müsse der Arbeitgeber erst eine neue Vereinbarung mit dem Mitarbeiter treffen. „Aber klar, das sind Dinge, auf die die Arbeitgeber zurückkommen.“
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Welche Maßnahmen treffen die Unternehmen?
Viele Unternehmen würden präventiv versuchen, die Belegschaften zu entzerren, Abstand zwischen die Kollegen zu bringen um zu verhindern, dass sie sich gegenseitig mit COVID-19 anstecken.
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Die IG Metall Olsberg habe zudem beobachtet, das manche Unternehmen auf intelligente Schichtsysteme zurückgreifen, um den Mitarbeitern mehr Schutz und die Möglichkeit zu bieten, ihre Kinder zu betreuen wenn die Kita wegfällt. „Klar, ist das holprig. Aber die meisten sind gut organisiert und viele zeigen genug Rücksicht, wenn es irgendwo knartscht“, sagt Helmut Kreutzmann.
Was tun die Ansprechpartner um die Unsicherheiten der Unternehmen aufzufangen?
Als Gewerkschaft versuche die IG Metall mit umfassenden Informationen die Betriebsräte der Unternehmen in der Region zu stützen. „Wir stehen in vielen Gesprächen beratend zur Seite – natürlich derzeit telefonisch und per E-Mail, um uns selbst ebenfalls zu schützen“, erklärt Helmut Kreutzmann. Auch für Andre Berude ist das Gespräch mit den Unternehmen das beste Mittel, um die Angst zu bekämpfen: „Es ist ganz primitiv – wir reden einfach viel. Informieren über Darlehen und diejenigen, die keines aufnehmen können, beraten wir zu Bürgschaften und helfen, einen Antrag zu stellen.“ Panikmache kann er bisher nicht erkennen. „Alle sind relativ ruhig, bisher waren nur sehr sehr wenige ungehalten am Telefon.“
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